Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
am Rasierkopf bei gleicher Fingerkraft geringer, wenn man den Griff weit am Ende fasst. Der Kopf neigt dadurch zwar etwas zum Hüpfen, aber du stellst sicher, nicht zu fest anzudrücken. Erst wenn das Schweben lassen automatisiert ist, kannst du den Griff kürzer fassen, um die Klinge präziser zu führen. ( Kürzer fassen heißt nicht kurz fassen.)
Geduld. In der ersten Woche geht es nicht um eine besonders gründliche Rasur, sondern ums nackte Überleben. Das ist die Zeit, in der man Gefahr läuft, wie ein pickeliger Teenager auszusehen, der die ersten Versuche wagt, seinen Flaum zu entfernen (auch wenn das vielleicht eine ganz angenehme Lebensphase war). Plane einen weiteren Monat ein, bevor du überall die Gründlichkeit eines Systemrasierers erreichst, sofern du dir morgens Zeit nimmst. Plane einen bis zwei weitere Monate ein, um akzeptabel schnell zu werden und das gründliche Ergebnis mit Sicherheit zu erreichen, ohne irgendwelche Stellen zu vergessen. Und plane den Rest deines Lebens ein, um neue Techniken, Tricks und Methoden zu lernen. Das ist ja gerade der Spaß an der Sache.
Konstanz. Achte darauf, dass du anfangs alle Parameter konstant hältst. Wenn irgend etwas nicht gut funktioniert, dann liegt das ziemlich sicher an der eigenen Unerfahrenheit und nicht am verwendeten Material, oder anders gesagt: der Einfluss des Materials ist viel geringer als der Einfluss der Anwendung, besonders wenn diese schlecht ist. Beim Fahrradfahren lernen verstellt man ja auch nicht nach jedem Versuch wieder die Bremse und die Sattelhöhe. Vorausgesetzt natürlich, die erste Einstellung ist halbwegs in Ordnung. Das Feintuning kommt dann später, wenn man seinen eigenen Part beherrscht.
Züge. Bemühe dich auch beim Hobel um lange, gleichmäßige, während der Lernphase eher langsame Züge und vermeide Hexeln. Wenn du die Züge unterbrichst, dann setze den Hobel nicht ab. Langsame Züge eigenen sich deshalb anfangs besser, weil du es merkst, wenn du beginnst dich zu schneiden.
Rasurvorbereitung ist hier noch wichtiger als bei Systemrasierern. Fahre anfangs gegebenenfalls alle Geschütze auf: Rêves d'Hommes am Abend davor, Rasieröl, guten Schaum lange einweichen lassen. Du wirst erstaunt sein, wieviel leichter es damit geht.
Haut spannen. Achte darauf, dass die Haut wirklich immer straff und möglichst gegen die Haarwuchsrichtung gespannt ist. Es geht nicht darum, sich Hautrisse zu holen, sondern Falten zu vermeiden, die zu Schnitten führen würden. Systemköpfe haben eine eingebaute Spannvorrichtung (indem sie zu viel Andruck in Hautspannung umsetzen), ein Hobel hat das nicht.
Klingenwinkel. Führe die Klinge in einem konstanten Winkel über die Haut, nur an Problemstellen wie Muttermalen oder den Lippenrändern etwas steiler zum Haar. Wenn du das Gefühl hast, dass der Hobel überhaupt nicht rasiert, dann betreibst du ihn vermutlich außerhalb des zulässigen Winkelbereichs, hast den verstellbaren Hobel zu weit zugedreht oder verwendest eine stumpfe Klinge.
Bewegungsablauf. Um den Klingenwinkel konstant zu halten, muss man exakt den Gesichtskonturen folgen, weil der Hobelkopf (im Gegensatz zu fast allen Systemies) nicht beweglich gelagert ist. Man braucht einige Zeit, diesen Bewegungsablauf zu konstruieren und dann zu erlernen. Arbeite ihn aus und übe ihn. Versuche nicht, einen falschen Ablauf durch mehr Striche auszugleichen, sondern warte bis zum nächste Morgen, um es besser zu machen. Sonst holst du dir schon in den ersten Tagen eine Hautreizung.
Übergangsphase. Feuere deinen alten Systemrasierer nicht gleich in die Ecke. Rasiere zunächst nur die glatten Flächen mit dem Hobel, die schwierigen Stellen im zweiten Durchgang mit dem Systemie. Man kann die optimalen Wege an den schwierigen Stellen auch erst mit dem Systemie erlernen und dann auf den Hobel übertragen. Für Einige ist dieser Tipp allerdings schädlich, weil sie durch die unterschiedlichen Bewegungsabläufe durcheinander kommen. Andere machen dagegen ihr Leben lang den ersten Durchgang mit dem Hobel, die weiteren mit der Feile.
Kopfbreite. Lass dich nicht durch die Ausdehnung des Kopfes verwirren. Er ist genauso gut an engen Stellen zu führen, wie ein Systemkopf, auch wenn es zunächst nicht so scheint. Der größte Teil des Rasierkopfes hat keinen Hautkontakt und stört daher allenfalls unterhalb der Nase. Denke aber zugleich immer daran, dass die Auflagefläche trotz der Kopfgröße sehr klein ist und
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