Maennerschlussverkauf - Roman
gleich wieder in hysterisches Gackern.
Ein wenig beleidigt ziehe ich eine Schnute und sage erst mal nichts, schließlich habe ich mich nicht aus Berechnung auf dem Herrenklo umgezogen.
»Dich darf man keine fünf Minuten allein lassen!«, krächzt Leonie mit mittlerweile hochrotem Kopf weiter und grunzt vor lauter Lachen.
Ich spüre, wie ich langsam grinsen muss, und falle gegen meinen Willen in ihr Gewieher ein. »Daran war nur dieser doofe Mascara-Manuel schuld!«, gluckse ich und spüre, wie mir die Lachtränen in die Augen steigen.
»Woran bin ich schuld?«, sagt plötzlich jemand hinter mir auf dem Flur, und drei Sekunden später erscheint Manuels perfekt frisierter Schopf in der Küchentür.
Mir bleibt das Lachen im Hals stecken. Was will der denn hier?, schießt es mir durch den Kopf, und ich drehe mich mit hochgezogenen Augenbrauen zu Leonie um.
»Spatzl, darf ich dir vorstellen: mein fabelhafter Mitbewohner Manuel. Ihr kennt euch ja schon«, fügt sie mit einem Grinsen hinzu.
Ich bin sprachlos. Dass diese linke Socke mit Leonie und somit jetzt auch mit mir zusammenwohnt, hat sie vorher mit keinem Wort erwähnt. »Aber …«, setze ich an und starre zu Leonie.
Doch die ist schon mit einem Satz vom Herd gesprungen, dreht mir den Rücken zu und überprüft ihr mit Mascara-Lachtränen-Bächen gezeichnetes Spiegelbild in der Dunstabzugshaube.
»Tja, Schätzchen, Surprise, Surprise! Ich bin deine Überraschung für heute!«, flötet Manuel, öffnet eine Tür im Wandschrank und greift sich ein frisches Sektglas, das er mit meinem teuren Willkommens-Prosecco füllt.
»Nein, Manu, eine Überraschung hatte Anna heute schon! Und zwar in Form unseres bezaubernden Tom Vanderscheid , der sie auf dem Klo beim Strippen erwischt hat«, verrät meine miese beste Freundin und gluckst schon wieder los.
»Waaaas?«, kreischt Manuel wie auf Kommando los und schüttet einen Schwall Prosecco auf den schwarz-weißen Fliesenboden.
Ich bilde mir ein, erkennen zu können, wie seine Ohren sekündlich ein kleines Stück wachsen und vor Aufregung zu wackeln anfangen. Gerade will ich beschwichtigend abwinken und zum Thema »unfreiwillige Mitbewohner« zurückkommen, da gibt Leonie auch schon gut gelaunt meine Geschichte zum Besten. Ich versuche mich auf mein Glas zu konzentrieren und das nun zweistimmige Gewieher so gut es geht zu ignorieren. Mich von meiner besten Freundin auslachen zu lassen – das kann ich gerade noch ertragen, aber dass dieser unsympathische Boulevard-Lackaffe, der mich überhaupt erst in diese peinliche Situation gebracht hat, sich seinen Feierabend auf meine Kosten versüßt, das geht echt zu weit! Warum wohnt der überhaupt hier? Dass Leonie sich ihre neue Wohnung mit einem Kollegen teilt, hat sie nie erzählt …
»Schätzchen, das ist ja zu schön, um wahr zu sein!«, kreischt besagter Kollege in diesem Moment und schlägt sich theatralisch die (manikürten?) Hände vors Gesicht.
»Du wohnst also auch hier?«, nutze ich die kurze Atempause der Spaßfraktion und hoffe, dass sich dies gleich als riesiges – haha – Missverständnis herausstellen wird. Tut es aber nicht.
»Ja, Sonnenschein, was hast du denn gedacht? Dass Leonie eine Neunzig-Quadratmeter-Altbauwohnung in bester Münchner Lage mal eben so allein finanziert? Du bist jetzt nicht mehr auf dem Land, Schätzchen! Entweder du lebst hier in einer WG , vögelst einen reichen Typen oder vergammelst in einer Einzimmerwohnung in Thalkirchen, das ist die Big City, Süße! Also, sei froh, dass du bei uns wohnen darfst. Gott, was hätte ich damals alles gevögelt, um so einen easy Start zu haben …« Manuels Augäpfel rollen theatralisch zur Decke.
»Darling, du hast alles gevögelt, was dir in die Quere gekommen ist, auch ohne easy Start«, meint Leonie nur trocken und wendet sich an mich. »Manuel war bis vor kurzem noch in einer«, sie nimmt ihn kurz ins Visier, woraufhin er sich sehr interessiert dem Muster der Bodenfliesen widmet, »recht glücklichen Beziehung mit einem gut situierten, blendend aussehenden und unglaublich sympathischen Immobilienmakler samt Dachterrassenwohnung in Schwabing, weshalb er sich nicht besonders oft hier aufgehalten hat. Das hat sich aber aufgrund … unglücklicher … äh … Umstände letzte Woche geändert. Seitdem hängt er dauernd hier herum. Aber er ist stubenrein, und meistens beißt er auch nicht. Du wirst ihn lieben. Mit der Zeit«, versichert mir Leonie.
»Warum hat sich denn die Sache mit dem
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