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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Na?« fragte sie spitz. »Klein wie ein Käferchen?«
    »Ja.«
    »Ich hatte Sie ja gewarnt.«
    »Aber es war gut so.«
    »Was war gut?«
    »Daß ich den Chef gesprochen habe.«
    Die Sekretärin schüttelte den Kopf und kratzte sich über die Nase, als Inge gegangen war. »Verrücktes Huhn«, sagte sie halblaut. »So alt ist sie doch nicht, um schon wunderlich zu werden.«
    *
    Beißelmann hielt sich im Vorzimmer nicht erst mit der Bitte auf, den Chef sprechen zu können. Er ging einfach an die Tür und klopfte. Die Sekretärin wurde bleich und sprang auf.
    »Sind Sie verrückt?« rief sie entsetzt.
    »Ruhe, Jungfrau ohne Unschuld!« sagte Beißelmann rauh. Er klopfte noch einmal, drückte dann die Klinke herunter und ging in das Chefzimmer.
    Verblüfft sah Prof. Morus von einigen Krankengeschichten auf. Hinter Beißelmanns Rücken erschien der Kopf der Sekretärin. Mit fuchtelnden Armen deutete sie an, daß sie nichts dafür könnte, daß Beißelmann sie einfach überrannt hatte. Dann stieß der Krankenpfleger die Tür vor ihrer Nase zu und blieb mit vorgestrecktem Kopf stehen. Prof. Morus stützte das Kinn auf die Faust der rechten Hand.
    »Sie haben wohl einen Knall, Beißelmann, was?« herrschte er ihn an. »Was wollen Sie hier?«
    »Sie haben einmal zu mir gesagt, ich könne jederzeit zu Ihnen kommen, Herr Professor.«
    »Natürlich! Über das Vorzimmer!«
    »Da bin ich durchgekommen.«
    »Noch eine solch saudumme Antwort und Sie fliegen raus, Beißelmann!« bellte Morus. »Was wollen Sie?«
    »Stimmt es, daß Sie weggehen, Herr Professor?«
    »Ja!«
    »Ins Ausland?«
    »Wenn Sie es genau wissen wollen: in den sogenannten Schwarzen Erdteil! So weit reichen Ihre Informationen also noch nicht? Wer quatscht denn da so weibisch?«
    »Herr Doktor Berg …«
    »Was? Der?«
    »… hat uns gebeten, uns und alle Ärzte, Sie von diesem Gedanken abzuhalten.«
    »Eine schöne Verschwörung, das muß ich sagen!« Morus sprang auf und rannte in dem großen Zimmer hin und her. »Was denkt man sich eigentlich? Erst ist man in den Augen der Behörden ein dämlicher Hund, und auf einmal spielen sie die tragisch Verlassenen?! Und was kümmert Sie das überhaupt, Beißelmann? Was geht es Sie an, ob ich auswandere oder mein Brot mit Hinternkitzeln der Vorgesetzten verdiene?!«
    »Viel, Herr Professor. Alles!«
    Morus blieb ruckartig stehen. Beißelmanns Stimme hielt ihn gewissermaßen fest.
    »Blödsinn!«
    »Nein. Sie haben mich ins Leben zurückgeholt, Herr Professor. Sie haben mich überzeugt, daß es besser sei, das ruhige Gefängnis mit dem lauten Alltag der Freiheit zu vertauschen. Sie haben die Bürgschaft übernommen, Sie haben versucht, mich an die Menschen zurückzugewöhnen … Sie haben alles für mich getan, was man tun konnte … es war wie eine zweite Geburt. Und nun gehen Sie weg! Was soll ich denn machen? Ich bin ja dann ganz allein.«
    Prof. Morus fuhr sich mit den Fingern in den Kragen, als sei er zu eng geworden. »Beißelmann«, sagte er stockend. »Sie sprechen wie ein Kind! Sie sind doch ein erwachsener, starker Mann.«
    »Ich bin nichts ohne Sie. Im Gefängnis, da war ich nachher zu Hause … hier, in der Freiheit, kann ich nur noch leben, weil ich weiß, daß Sie da sind.« Beißelmann trat ein paar Schritte näher, tappend, hilflos fast. »Ich bin wie ein Hund, Herr Professor; ich muß neben Ihnen gehen.«
    »Beißelmann, Sie sind total verrückt!« Prof. Morus ging wieder hin und her, um Beißelmann herum, der wie eine Säule im Zimmer stand. »Sie sind ein pathologischer Fall! Haben Sie denn keinen Lebensmut in den Knochen?«
    »Nein.«
    »Aber Sie leben doch!«
    »Für Sie, für die Kranken … aber nicht für mich.«
    »Ihnen fehlt eine Frau, weiter nichts!«
    Beißelmann hob etwas den Kopf. Seine ausdruckslosen Augen bekamen einen stumpfen Glanz.
    »Das wäre furchtbar.«
    »Wieso denn?«
    »Es käme wieder zu einem Mord! Ich weiß, daß keine Frau mir treu sein kann, ich weiß es … aber wenn ich eine liebe, dann ist mein Herz ihr Herz, und wenn sie mich dann verrät … was bleibt mir anderes übrig? Auch wenn ich weiß, daß sie mir nicht treu sein kann … ich habe doch einen Spiegel … Herr Professor …«
    Morus sah Beißelmann lange an. Es stimmt, dachte er. Die Frau, die ihn jetzt noch lieben könnte, müßte ein Wunder sein. Und Wunder gibt es nicht. Plötzlich hatte er Mitleid mit Beißelmann. So ist das mit uns, mein Lieber, dachte er. Der eine ist zu alt, um noch zu lieben, der andere ist

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