Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
würde mal Hand an mir anlegen – deutlich zärtlicher, versteht sich. Können Schönheitschirurgen eigentlich auch Herzen straffen? Oder wenigstens Altersflecken darauf entfernen? Oder es sonst wie hinbekommen, dass alles irgendwie ein wenig hübscher ausschaut und die Narben darauf nicht mehr ganz so weh tun?
Auch in den nächsten Tagen komme ich nicht dazu, meine Mails zu checken. Meist komme ich nicht mal dazu, überhaupt daran zu denken. Also verschiebe ich es aufs Wochenende.
Am nächsten Samstag muss ich morgens schon früh raus, weil ich mit meinen alten Schulfreundinnen Karin (die mit der Wellensittichgeburt) und Steffi (ohne Kinder, aber wie angekettet an ihren Ehemann) aufs Land fahre, um Norbert (unserem damals einzigen Jungen in der Clique, der erst mit fünfundzwanzig die erste Freundin hatte!) zu besuchen, der – das scheint im Moment ein Virus zu sein – ebendiese Freundin heiratet. Zwei Tage lang bin ich fast ausschließlich von glücklichen Paaren umgeben. Der einzige Singlemann, ausgerechnet Norberts Trauzeuge, ist bei den insgesamt vier anwesenden Singlefrauen heiß begehrt. Da er mir bereits nach zwei Minuten unaufgefordert erklärt, dass er sich auch so schnell wie möglich verlieben möchte, aber bitte in eine Frau Mitte zwanzig, damit sie gemeinsam noch mindestens eine halbe Fußballmannschaft in die Welt setzen können, suche ich schnell das Weite und beschäftige mich lieber mit meinen neuen Freunden Jim Beam und Ramazzotti und knibbel dabei missmutig an einem abgebrochenen Fingernagel, den Pia mir unbedingt reparieren muss. Das Leben ist ungerecht, und es beweist mir dies jeden Tag aufs Neue.
Als ich nach über einer Woche endlich dazu komme, meine Mails zu checken, traue ich meinen Augen kaum: Achtzehn E-Mails sind aufgrund unserer Männertaxi-Anzeige eingetrudelt! Schnell hole ich meinen Wischmopp aus der Abstellkammer und klopfe einmal an die Zimmerdecke, damit Pia runterkommt. Das muss sie unbedingt sehen!
Keine fünf Minuten später liegt Pia kaugummikauend neben mir auf meinem Bett.
»So viele?« Sie reißt ihre Augen auf und guckt, als würde gerade ein LKW voller Anti-Aging-Creme-Tiegelchen vor ihr entladen werden. »Das glaub ich jetzt nicht!«
»Ich auch nicht. Vielleicht haben sich einige Männer auch einfach nur einen Scherz erlaubt.«
»Es gibt nur einen Weg, das rauszufinden!«
Mit einem nervösen Bumpern im Bauch öffne ich die erste E-Mail.
Hallo, mein Name ist Harald Neureuther. Ich bin 42 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder und möchte gern ein paar Euro nebenbei verdienen. Durch Zufall bin ich auf eure Anzeige gestoßen und würde mich freuen, wenn ihr euch bei mir meldet!
» Durch Zufall … Nee, is klar!«, seufzt Pia.
»Ein Familienpapi?« Ich setze meinen Skeptikerblick auf. »Für ein Männertaxi? Der hat hier nichts zu suchen und soll mal lieber schön bei seiner Frau bleiben!« Der Mauszeiger schwebt schon über dem Löschen -Knopf.
»Warte mal, warte mal.« Pia scheint merkwürdigerweise sehr interessiert. »Nun sei doch mal ein wenig realistisch, Isa. Wenn er fremdgehen will, dann wird er das so oder so tun. Der ist doch nie im Leben durch Zufall in die Sie-sucht-Ihn -Rubrik gerutscht. Und auf diese Weise geht er nicht nur schnöde fremd, denn das kann ja jeder, sondern er bringt auch noch ein bisschen Geld nach Hause. Da hat seine Familie dann doch sicher auch was von.«
»Mmm, ich weiß nicht.« Kann man Seitensprünge tatsächlich so einfach moralisch vertreten?
»Schau mal, wir wollen unseren Kundinnen doch viele verschiedene Männertypen anbieten«, fährt Pia mit ihren Überredungskünsten fort. »So ein Familienvater hat doch ganz andere Themen drauf als irgendein Junggeselle. Und er muss ja nicht gleich mit den Frauen ins Bett gehen. Theater, Kino oder ein Restaurantbesuch würden doch reichen. Wir wollen ja eben keine reine Callboyagentur gründen, sondern …« Sie überlegt einen Moment und blickt dabei an meine Zimmerdecke. »Eine Agentur, die Frauen den Spaß bietet, den sie in ihrem Alltag nicht bekommen. Und dieser Spaß kann doch alles Mögliche sein!«
Damit spricht sie einen Punkt an, über den ich auch schon nachgedacht habe. Natürlich war es toll, mit dem Gedanken zu spielen, eine erfolgreiche Männervermittlerin zu werden. Aber letztendlich war mir immer klar, dass das nur ein Tagtraum ist wie meine wilden Abenteuer mit George & Co.
»Moment mal, Moment mal … Ich dachte, wir schauen uns hier nur zum Spaß
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