Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
er bereits auf mich gewartet.
Okay, vielleicht sollte ich zwei von den Happy-Pills nehmen, bevor ich zur Arbeit gehe. Mein Chef ist mal wieder krebsrot im Gesicht. Wäre er ein wütender Stier in einem Comic, würde ihm jetzt Dampf aus Nase und Ohren kommen. Bei dieser Vorstellung treibt es mir ein Grinsen ins Gesicht.
»Hör auf zu grinsen und beantworte mir meine Frage«, schreit Wolf mich an.
Herrgott noch mal, was ist denn jetzt wieder passiert?
»Was ist denn los? Lass mich doch erst mal reinkommen!«, sage ich, während ich Wolf so sanft wie möglich zur Seite schiebe, um mir den Weg in den Laden zu bahnen. Erst einmal stelle ich in aller Ruhe meine Tasche hinter der Theke ab und melde mich dann mit meinem Usernamen und meinem Passwort am PC an.
»Herr Röttger war gestern Morgen hier, kurz bevor du die Farbe im Schaufenster verschüttet hast!«
»Schön für Herrn Röttger. Und nun? Will er wissen, ob noch Farbe übrig ist, um sein Schlafzimmer damit zu streichen oder was?« Wolf nervt mich, und wäre ich nicht angewiesen auf diesen Job, würde meine Faust jetzt gerne Bekanntschaft mit seiner Visage machen und mal so richtig guten Tag sagen, bis seine Nase strahlt. Und zwar neonpink! Dann würde ich ihm ein paar Blümchen und kleine Luftballons an die Nase tackern, mich freudestrahlend auf den Weg zur Tür machen, mich noch einmal umdrehen und ihn anlächeln, während ich fast lasziv fragen würde: »Wolf?« Er würde mich, aus Ohren und Nase dampfend, anschauen; die Blümchen und Luftballons würden aussehen, als tanzten sie den Moonwalk. Und dann würde ich sagen »LECK MICH!« und davonstolzieren.
Aber natürlich muss ich mir das alles verkneifen.
Wolf steht jetzt direkt vor mir, und zwar so nah, dass ich seinen Mundgeruch riechen kann. Mir wird übel.
»Du hast die Marken gestern falsch einsortiert! Du hast die aus dem Kuschelzimmer und dem Actionbereich durcheinandergeworfen! Herr Röttger wollte sich Die Bourne Identität ausleihen – und da die falsche Marke dran war, bekam er Das Luder Natalie mit!«
»Wo ist das Problem?«, frage ich unschuldig. »Als wenn ihm der Film nicht eh besser gefallen hätte!« Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
»Wo das verdammte Problem ist? Herr Röttger wollte den Film mit seiner Frau zusammen schauen!«
Zugegeben, das war wahrscheinlich etwas peinlich. Ich kenne Frau Röttger schließlich vom Sehen. Sie macht auf mich jetzt nicht gerade den Eindruck, als würden Luder jeglicher Art bei ihr besonders hoch im Kurs stehen.
»So what?«, frage ich trotzdem, damit Wolf endlich mit der Sprache rausrückt und mir sagt, was an diesem Fauxpas so schlimm ist. »Sie mussten ihn sich ja nicht ansehen.«
»Herr Röttger war pornosüchtig und hat seine Krankheit nach fünf Jahren tiefenpsychologischer Therapie endlich besiegen können!«, brüllt Wolf.
»Sagt wer?«, frage ich erstaunt.
»Seine Frau natürlich! Und gestern schiebt er den Film ein und rastet völlig aus! Das ist wie bei einem Alkoholiker, der trocken ist, aber jederzeit rückfällig werden kann!« Okay, ich sehe den Ernst der Lage nicht. Alkoholiker haben mein volles Mitgefühl, aber Herr Röttger? Ich kann nicht anders, ich muss lachen. »Isa, das ist nicht witzig! Röttgers Frau war heute Morgen hier, hat mir den Film vor die Füße geschmissen und mir mit einer Klage gedroht!«
Ich pruste laut los. »Frau Röttger will uns verklagen, weil ihr Mann einen Porno bekommen hat?«
Wolf sieht aus, als würde er mich umbringen wollen. »Was ist daran so witzig?«
»Komm her«, ich reiße mich zusammen und weise Wolf an den Computer. »Gib Herr Röttger ein.«
Wolf tippt im Zweifinger-Suchsystem Paul Röttger . Auf dem Bildschirm werden nun die letzten fünfzig Filme angezeigt, die Paul Röttger sich ausgeliehen hat. Außer Das Luder Natalie werden nur jugendfreie Filme angezeigt.
»Ja. Und?« Wolf schaut mich verwirrt an. »Was willst du mir damit sagen?«
»Du hast mir nicht zugehört, Wolf. Ich habe nicht gesagt, dass du Paul Röttger eingeben sollst, sondern Herr Röttger.« Ich beginne, Spaß daran zu haben, meinen Chef vorzuführen. »Du erinnerst dich doch sicher daran, dass ich unsere Kunden grundsätzlich mit Herr und Frau ansprechen soll? Das hat Herrn Röttger auf eine Idee gebracht.«
Wolf tippt mit misstrauischem Blick Herr Röttger in die Suchmaske. Und wieder werden fünfzig Filme angezeigt – nur dass sie diesmal Titel haben wie Der Club der großen Dinger. Und: Titten,
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