Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Einer der Filme, bei denen ich nur zwei ganz bestimmte Szenen sehen muss, um Rotz und Wasser zu heulen.
Die Dame tut mir leid, denn ich kann wirklich nachvollziehen, wie es ihr gerade geht. Diese Phase ist bei mir selbst ja nun noch nicht allzu lange her.
»Macht zusammen achtzehn Euro«, sage ich mitleidig. Während sie das Geld in ihrem Portemonnaie zusammensucht, lege ich eine Tüte Paprikachips auf den Tresen. »Da, die sind von mir.«
Sie sieht mich erstaunt an. »Ich wollte aber doch gar keine …«
»Glauben Sie mir«, sage ich und sehe sie so an, dass über meinem Kopf wahrscheinlich ein großes Ich weiß, was Sache ist flackert, »die können Sie spätestens in einer Stunde gut gebrauchen.«
Sie lächelt gequält, und ich zwinkere ihr tröstend zu. Es gibt Momente im Leben von Frauen, in denen sie einfach zusammenhalten müssen. Und das hier ist genau so einer.
Ich packe alles in eine Plastiktüte und schaue der Frau hinterher, als sie mit hängendem Kopf und triefender Nase den Laden verlässt. Tauschen möchte ich jetzt nicht mit ihr.
Obwohl ich nicht an den lieben Gott glaube, schaue ich nach oben und murmele: »Gott sei Dank ist diese Phase bei mir vorbei!« Gefühle? Never ever! Man sieht ja, was daraus werden kann!
Kapitel 5
A ls ich nach Hause komme, will ich mich eigentlich sofort auf meinen Rechner stürzen, um nachzuschauen, ob sich irgendjemand auf unsere Anzeige gemeldet hat – aber dann kommt alles anders. Zuerst ruft meine Mutter an. Ich liebe sie, wirklich, ich liebe sie sogar sehr. Was ich nicht liebe, ist das Leben der Nachbarn meiner Mutter, doch das hält Mama nicht davon ab, mir in der nächsten Stunde genau darüber zu berichten. Und zwar ausführlich. Natürlich kommt dabei auch zur Sprache, dass die Tochter von Frau Kottner (wohnt zwei Häuser neben Mama) gerade einen Architekten geheiratet hat. Die Tochter von Frau Mertens (eine Parallelstraße weiter) hat sogar schon zwei Kinder. Und – ein Hoffnungsschimmer in der heilen Welt – der Sohn von Frau Dopphof (direkt nebenan) hat sich bei seinen Eltern geoutet.
»Na und«, sage ich, »ist doch okay, wenn er schwul ist, da wirst du ja wohl kaum etwas gegen haben.«
»Nein«, sagt Mama, »natürlich nicht – und stell dir vor: Er ist seit drei Jahren heimlich mit diesem Politiker zusammen, wie heißt der noch … egal, auf jeden Fall zieht er jetzt zu ihm, und die beiden werden ein Kind adoptieren, aus Korea oder China oder Japan. Auf jeden Fall so ein Baby mit Schlupflidern. Die olle Dopphof ist nicht so begeistert davon, aber ich habe ihr gesagt: Frau Dopphof, glauben Sie mir, jedes Enkelkind ist besser als gar kein Enkelkind.«
Wupps, das hat gesessen. Ich würde es meiner Mutter gegenüber nie zugeben, aber so ein kleiner wunder Punkt ist dieses Enkelkindgebrabbele ja nun doch für mich. Während sie munter weiterplappert und vermutlich nicht mal ahnt, dass sich in meine Augen ein paar kleine Tränchen verirren, gehe ich mit dem Hörer zur Tür, öffne sie leise und betätige die Klingel.
»Und dann sagte Frau Dopphof noch … Huch, was war das denn? Hat es etwa bei dir geklingelt?«
»Ja, Mama, das hat es!«
»Ist es wenigstens ein netter Mann?«
Mütter können manchmal so grausam sein. Auch wenn meine eigene ja nur das Beste für mich will.
»Nein, Mama, das ist Pia, und deshalb muss ich dich jetzt leider weghängen. Ich melde mich in den nächsten Tagen wieder bei dir.«
»Dann erinnere mich bitte daran, dass ich dir noch von der Tochter meiner Turnschwester Maria erzähle. Die kennst du doch noch, die Angelika? Du glaubst es nicht, die konnte jahrelang nicht schwanger werden, aber dann auf einmal …«
»Ja, Mama, ich werde dich dran erinnern. Grüß Papa von mir. Tschüs!« Genervt, aber eben auch ein bisschen traurig, beende ich das Gespräch.
Kaum habe ich sie abgewimmelt, bemerke ich, dass sich die Tür meiner Nachbarin öffnet, als ich meine gerade schließe. Ich halte einen Moment inne, atme tief ein, krame ein Taschentuch aus meiner Jeans und schneuze hinein.
Kinder. Ja, die hätte ich auch gern gehabt. Mit Tom. Aber das ist vorbei. Und genau aus diesem Grunde versuche ich, den ganzen Abend nicht mehr an ihn zu denken, sondern krame lieber meine Nip/Tuck -DVDs raus und schaue dem Schönheitschirurgen Dr.Christian Troy dabei zu, wie er seinen Patienten die Nasen bricht, das Fett absaugt und andere unglaubliche Dinge mit ihnen anstellt, um sie schöner zu machen, und stelle mir dabei vor, er
Weitere Kostenlose Bücher