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Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Titel: Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Koßmann
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Blasen und Trompeten. Und: Claudine, die Immergeile. Und, und, und.
    »Aab… aber …« Wolf ist sprachlos. Dass ich das noch erleben darf!
    »Du kannst den Mund wieder schließen. Herr Röttger hat mich vor einiger Zeit gebeten, ihm einen zweiten Account zu erstellen. Er hat mir erzählt, dass er diese Filme heimlich schaut, um seine Frau nicht damit zu verärgern. Die ist nämlich nicht pornosüchtig, sondern … ach, welches Wort hat er noch verwendet?« Ich lasse mir die nächsten Silben auf der Zunge zergehen wie eine Praline. »Frigide.«
    »Also … also ist er gar nicht therapiert worden? Seine Frau denkt das nur?«
    »Bingo! Da kannst du mal sehen, auf welche Ideen ihr Kerle kommt. Wahrscheinlich hat Frau Röttger ihren Mann überrascht, und das Einzige, was ihm einfiel, ist natürlich, uns zu beschuldigen. Jetzt entschuldige dich mal schön bei mir und hör endlich auf, in mir immer die Schuldige zu sehen.«
    Wolf ringt einen Moment sichtlich um seine Fassung. Aber er wäre nicht mein liebreizender Chef, wenn er sich nicht schnell wieder fangen würde. »Ein zweiter Account für einen Kunden, ja? Wieso ist das nicht mit mir abgesprochen? Ist das nicht sogar ein Straftatbestand? Vortäuschung falscher Tatsachen?«, blafft er mich an.
    Meine gute Laune ist wie weggewischt. »Ich weiß nicht, warum du an allen Dingen immer was zu nörgeln haben willst«, sage ich gepresst, »aber erkenne endlich, dass ich ein Mensch aus Fleisch und Blut bin und mich von dir nicht so behandeln lasse!« Ich merke, wie ich richtig wütend werde. Jetzt könnte man wohl bei mir den Dampf aus Ohren und Nase treten sehen. Aber ist doch wahr! »Ich gehe nach hinten ins Büro«, knarzt Wolf unbeeindruckt zurück. »Und komm mir heute nicht mehr unter die Augen!«
    Ich schaue ihm wütend hinterher, während er ins Büro geht, und flüstere etwas lauter als sonst: »Arschloch!«
    Ich bin geladen, aber nun taucht ein schlaksiger Teenager mit seiner Freundin auf, die sich hoffentlich mehr für das High School Musical als für Luder-Action interessieren. Ich atme tief ein und aus. Gaaaaanz ruhig, Isa.
    »So, was darf ich euch denn geben?«, sage ich dann gekonnt freundlich und fange an, sie und die drei anderen Kunden zu bedienen, die sich ebenfalls an der Theke versammeln. Es fällt mir schwer, aber ich schlucke meine Wut hinunter. Der Kunde ist König und darf eine nette DVD-Fachberaterin erwarten und keine weinende, vor Wut rot angelaufene Tussi, die so aufgequollene Augen hat, als hätte sie gerade mit Henry Maske Petting unter der Bettdecke gemacht. Aber heute Abend! Heute Abend werde ich die Männertaxi-Mails checken, die mir just in diesem Moment wieder in den Sinn kommen. Ich werde reich werden mit dieser grandiosen Idee! Und dann werde ich eines Tages von meinem Geld diesen Scheißladen kaufen und Wolf auf die Straße setzen! Natürlich würde ich dann schon lange nicht mehr selbst hier arbeiten, denn ich bin dann längst mit George Clooney verheiratet und kümmere mich eifrig mit ihm um die Familienplanung. Ich hätte ja gerne ein Mädchen (Emily), George lieber einen Jungen (Maverick). »Aber letztendlich ist es doch egal, was es wird«, sagt George und küsst mich. »Hauptsache, gesund.« Und Hauptsache, ein Kind – denn als eine alte Schulfreundin vor ein paar Jahren schwanger wurde und mir freudestrahlend die frohe Botschaft überbrachte, hatte ich einige Tage später einen Alptraum, dass ich bei der Geburt dabei war. Doch nach stundenlangem Pressen und Wehen kam kein Kind aus ihr raus, sondern … ein Wellensittich. Keine Ahnung, was mir dieser Traum sagen wollte.
    Aber zurück zu George. Wir werden überglücklich sein in unserem neuen Fünf-Millionen-Dollar-Haus direkt am Strand, an welchem wir nun gerade händchenhaltend spazieren gehen, während George mir tief in die Augen schaut und fragt:
    »Haben Sie noch Häagen Dasz Toffee?«
    Hä?
    Ich schaue auf die andere Seite der Theke und blicke in die rotgeränderten, verweinten, riesigen braunen Augen einer dunkelhaarigen Kundin.
    »Toffee? Aber klar!«, antworte ich irritiert, während ich zur Tiefkühltruhe gehe und den Deckel öffne.
    »Bitte drei Becher!«
    Drei? Auweia.
    Ich angle die Becher aus der Truhe und gehe wieder zurück an die Theke. Die Kundin schneuzt in ihr Taschentuch. Alles klar. Spätestens als ich die DVD-Marke nehme und den Film raussuche, weiß ich, dass sie gerade einen Hardcore-Liebeskummer der Extraklasse durchlebt. Die Brücken am Fluss.

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