Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

vielversprechend: Er ist groß, dunkelhaarig, scheint einen recht knackigen Körper zu haben und erinnert mich an diese Jungdarsteller aus den Daily Soaps. Und das ist auch der springende Punkt.
    »Hey, guck mal, der ist gerade mal Mitte zwanzig – das geht doch gar nicht. Und hier steht, dass er noch sehr unerfahren ist!«
    »Na und?« Pia schaut mich an, als würde eine Spinne auf meinem Kopf gerade eine rot-weiß karierte Decke ausbreiten und ein paar Tupperdosen aus ihrem Rucksack kramen, um dann ein Picknick einzulegen.
    »Was sollen wir denn mit einem unerfahrenen Kerl?«, will ich wissen. »Unser Männertaxi soll den Frauen doch etwas bieten«, entgegne nun ich erstaunt. »Kann der Typ nicht lesen?«
    »Ach komm, du weißt doch, was man sagt: Die jungen Früchte sind immer die knackigsten. Außerdem steht hier, dass er dringend Geld verdienen muss. Wir sollten ihm eine Chance geben.«
    »Ach, ich weiß nicht. Kannst du dir vorstellen, mit einem so jungen Typen …«
    »Isa!« Pia schaut mich streng an. »Fragt irgendjemand Lothar Matthäus, ob seine Liliana nicht vielleicht ein bisschen jung für ihn ist?«
    »Ja. Alle fragen das. Habe ich gerade erst wieder in einer Illustrierten gelesen.«
    »Ach, papperlapapp.« Pia macht eine wegwerfende Handbewegung. »Es gibt so viele Männer, die deutlich jüngere Freundinnen haben – wieso sollte eine Frau das nicht dürfen? Außerdem, denk an Madonna – die hat schließlich mal gesagt: Junge Männer haben keine Ahnung, was sie tun, aber sie tun es die ganze Nacht. «
    Ich muss lachen. Irgendwie hat Pia ja recht. Das Männertaxi soll Frauen etwas bieten, was sie sonst vielleicht nicht so einfach bekommen können. Und das könnte ja auch ein charmanter Jungspund sein.
    »Also okay, warum eigentlich nicht? Erweitern wir eben unser Angebot um einen unerfahrenen Frauenbeglücker. Heutzutage ist ja wirklich alles möglich.«
    Auch Lars bekommt unsere Standard-Mail, und schon geht’s ab zur nächsten Bewerbung.
Sehr geehrte Männertaxi-Betreiberin!
Gerade habe ich Ihre Anzeige entdeckt und mich spontan entschieden, Ihnen zu antworten. Eine solche Anfrage liest man höchst selten. Ich bin geschieden, 39 Jahre, halte mich für gutaussehend, bin mit meinen 1,90 m schön groß und auch ansonsten sehr gut gebaut. Sie wissen sicher, was ich damit meine.
    »Ganz schön direkt, der Typ, was?«, prustet Pia los.
    Ich knabbere nachdenklich an meiner Unterlippe und lege meine Stirn in Falten, höre aber direkt wieder damit auf, weil mir einfällt, dass ich irgendwo mal gelesen habe, dass so ein Gesichtsausdruck die Altersfalten fördert. Und das wollen wir ja nicht.
    »Sag mal, du hast doch nicht schon wieder Bedenken, oder?« Pia schüttelt ungläubig den Kopf. »Sei doch mal ehrlich, Isa. Es ist doch super, schon vorher zu wissen, welchen McJoy der Mann so in seiner Jeans gefangen hält, oder? Hast du es noch nie erlebt, dass du enttäuscht warst, nachdem du ausgepackt hast, was er so lange verborgen hielt? Ich glaube, da spreche ich nicht nur für mich. Ich denke schon, dass es sehr viele Frauen gibt, die auf die Größe Wert legen.«
    »Es kommt nicht auf die Größe an, sondern auf die Technik«, doziere ich.
    »Das hat sich doch mit Sicherheit ein minderbestückter Mann ausgedacht. Denn hey, das Auge sext doch irgendwie auch mit, oder? Und beim Metzger in der Auslage macht eine Salami doch auch mehr her als so ein kleines Cocktailwürstchen.«
    »Aber das Auge kann sicher nicht im Voraus erkennen, welche Wahnsinnstechnik hinter einem Mini-McJoy steckt, oder?«, werfe ich ein.
    »Wenn uns hier jemand hören könnte!«, juchzt Pia und strampelt vergnügt mit den Beinen. »Was wir gerade für Themen haben! Aber komm, lass uns mal schauen, die Mail geht ja noch weiter!«
Im öffentlichen Leben bin ich der Politik sehr zugewandt, und im Allgemeinen würde man mich vielleicht als Spießer bezeichnen. Doch in mir ruhen ganz andere Seiten, die nur darauf warten, endlich ausgelebt zu werden. Ich bin nicht pervers, obwohl Perversion sicher Ansichtssache ist, aber ich stehe auf Sex an außergewöhnlichen Orten, mit außergewöhnlichem Umgangston, außergewöhnlichen Stellungen und außergewöhnlichen Accessoires.
Ich würde mich freuen, wenn Sie sich bei mir melden, und verbleibe bis dahin mit freundlichem Gruß,
Ihr kleines Dreckschweinchen
Waldemar
    Bumm!
    Die Mail hat gesessen. Ein Spießer also, der gleichzeitig ein versauter Sexgefährte sein kann? So etwas gibt es also nicht