Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
wenn ich den in einem Club treffen würde, ich wäre nicht abgeneigt. Und da trifft es sich doch ausgezeichnet, dass er es eindeutig auch nicht ist, denn er schielt gerade ziemlich offensichtlich in mein Dekolleté. Dabei fällt mir auf, dass er sehr schön geschwungene Wimpern hat. Da wäre jede Frau neidisch drauf. Vielleicht könnte ich ihm die Wimpern zupfen und sie mir dann implantieren lassen …
»Soll ich meine Schuhe ausziehen?«, fragt er höflich.
»Ich gehe mal davon aus, dass er gleich was ganz anderes ausziehen wird«, flüstert Pia in meinem Ohr.
»Fühl dich wie zu Hause«, antworte ich schnell, nehme ihm die Blumen ab und verschwinde erst einmal in der Küche, um sie in eine Vase zu stellen. »Das Büro ist dahinten, geh doch schon mal durch.« Als ich außer Hörweite bin, füge ich streng hinzu: »Pass mal auf, liebe Freundin …«
»Ist schon gut«, höre ich durch meinen Knopf im Ohr, »ich bin schon still. Aber sag schon: Ist er süß?«
»Ja«, bestätige ich. »Ziemlich. Und wenn du mich fragst, der ist nicht halb so unschuldig, wie er tut, da bin ich mir sicher.«
Ich gehe ins Büro. »Bevor du fragst«, sage ich zu Lars, »ja, das ist mein Büro – und mein Schlafzimmer.« Inzwischen habe ich bereits einige Routine darin. »Komm, setz dich!« In aller Ruhe breite ich das Projekt Männertaxi vor Lars aus und erkläre ihm, was auf ihn zukommen würde, wenn er sich drauf einlässt. Ich merke, dass er dabei zunehmend nervös wird.
»Weißt du, diese ganze Sache ist total neu für mich«, sagt er schließlich.
Ach komm, Junge, wem willst du das erzählen, denke ich und verdrehe die Augen. Natürlich nur intern, so in Gedanken. Ein kleines Sahneschnittchen wie du hat doch wahrscheinlich schon seiner ganzen Schauspielklasse das Herz gebrochen.
»Ich bin, was Frauen angeht, wirklich noch sehr unerfahren. Ich hatte noch nie … also …« Er zupft an der Manschette seines absolut akkurat gebügelten Hemds herum. So gut kann kein Mensch schauspielern!
»Noch nie? Du bist also wirklich noch Jungfrau – mit vierundzwanzig?« Ich kann’s kaum glauben.
Lars wird rot. Er wird wirklich rot! Wann habe ich das zum letzten Mal bei einem Mann gesehen? Außer bei Wolf natürlich, der ja ständig vor Wut einen Tomatenkopf bekommt.
Er räuspert sich. »Korrekt. Irgendwie habe ich manchmal fast das Gefühl, dass Frauen und ich nicht zusammenpassen.«
»Der ist schwul!«, trompetet Pia in mein Ohr.
»Du bist schwul?«, frage ich erstaunt. Das kann ja heiter werden.
Er sieht mich erschrocken an. »Nein, schwul bin ich nicht! Ich steh schon auf Frauen. Aber ich traue mich nie, auf sie zuzugehen, und wenn mich eine Frau anspricht, werde ich direkt total verlegen und bekomme kein Wort mehr raus. Also …«, er fährt sich durch die Locken, »ich habe schon mal auf einer Party rumgeknutscht und so … aber … na ja.«
»Aber mit mir redest du doch jetzt auch!«
»Na, du bist ja auch älter.«
Nee, oder? »Was hat denn das Alter damit zu tun?«, will ich wissen.
»Na, Frauen, die mir gefallen, sind nun mal eher in meinem Alter, und sobald mir eine richtig gut gefällt, geht bei mir eine Tür zu, die ich nicht mehr öffnen kann.«
»Aber du bist Schauspieler, hast du geschrieben! Dafür muss man doch auch sehr offen sein. Man steht auf einer Bühne, zeigt sich in den verschiedensten Lebenssituationen und muss sich so geben, wie das Theaterstück es verlangt, oder?«
»Ja schon, aber da spiele ich es halt nur. Sobald ich in eine solche Situation im echten Leben komme, mache ich dicht.«
Das nenne ich mal eine harte Nuss.
Ich höre Pia lachen. »Na, dann sieh mal zu, dass du den Kleinen eingeritten bekommst, denn ich glaube kaum, dass unsere Kundinnen ein Date mit einem Mann haben wollen, der den ganzen Abend verschüchtert vor ihnen am Restauranttisch sitzt.«
»Nun, Lars«, beginne ich. Wie fange ich das jetzt bloß an? Am besten ganz direkt. »Fassen wir mal zusammen: Du bist noch Jungfrau, du bringst also keine Erfahrung mit, die für unsere Kundinnen natürlich wichtig wäre, und du stehst mehr auf Mädchen in deinem Alter, die eher nicht zu unserer Klientel gehören. Warum …«, ich hebe eine Augenbraue, »warum sollte ich dich nun eigentlich nicht achtkantig rauswerfen?«
»Weil …« Er schaut mich groß an. Aber dann gibt er sich einen Ruck. Und auf einmal wirkt er nicht mehr so verschüchtert. »Weil ich Erfahrungen mit einer ausgesprochen attraktiven Frau sammeln will, die
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