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Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Titel: Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Koßmann
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ihr wieder auf die Füße. Das ist nicht so leicht, wie es sich anhört, aber gemeinsam schaffen wir es.
    Frau Mattheuser fährt sich mit der einen Hand durchs Gesicht, während sie sich mit der anderen an mir festhält. »Ja, es geht schon wieder«, behauptet sie, aber ich merke, dass sie sehr wacklig auf den Beinen steht.
    Also muss ich eine Entscheidung treffen. In meinem Schlafzimmer liegt ein blutjunger, höchst erregter Kerl, mit dem ich mir ein paar sehr schöne Stunden machen könnte – und hier im Flur hängt eine alte Dame an meinem Arm, die anscheinend ihr ganzes Leben darauf ausgerichtet hat, mir hinterherzuspionieren. Dümdümdümdüm dümdümdü. Für einen Moment schleicht sich die Erkennungsmelodie von Jeopardy in mein Gehirn: Wie wird Isabell Schwärzenbach sich wohl entscheiden?
    »Kommst du wieder?«, reißt Lars mich aus meinen Gedanken, der mit nacktem Oberkörper in meiner Tür steht. Frau Mattheuser schaut zunächst ihn an und dann mich. Sie wirkt verwirrt. Ja, das kann ich ihr gerade wirklich nicht verdenken.
    »Pia!«
    »Wer?« Er schaut mich erstaunt an.
    »Ähm, also meine Freundin. Die wird sich jetzt um dich kümmern! Sie wohnt direkt über mir.« Ich deute Lars den Weg, während ich Frau Mattheuser mit sanftem Druck zu ihrer Wohnungstür hinüberschiebe. »Klingel einfach bei ihr, sag ihr, dass es einen Notfall mit der Nachbarin gibt und dass sie übernehmen soll!«
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?« Er schaut mich groß an.
    »Du willst doch den Job«, zische ich ihm zu.
    »Ja klar, aber …«
    »Job – Pia! Und jetzt mach schon.« Ich schaue ihn streng an. Es ist wahrscheinlich genau der Blick, mit dem ich Jungs unter achtzehn Jahren den Eintritt in Wolfs Kuschelzimmer verwehre.
    Und siehe da: Er funktioniert auch jetzt.
    »Okay, ich hol nur schnell meine Sachen«, antwortet Lars. Er verschwindet in meiner Wohnung und kommt nach einer Minute angezogen wieder zurück.
    »Viel Spaß!«, zwinkere ich ihm zu, während er die Treppe nach oben stiefelt. Inzwischen habe ich es geschafft, die wacklige Frau Mattheuser bis zu ihrer Tür zu bringen. »Haben Sie Ihren Schlüssel in der Tasche?«
    Frau Mattheuser nickt und blickt mich immer noch verwundert an.
    »Das war mein … Cousin. Hat sich den Nacken verknackst, und ich wollte ihn massieren, weil er doch morgen … morgen ein Vorstellungsgespräch hat, da muss er doch fit sein. Ich sollte außerdem noch mal seinen Text mit ihm durchgehen.« Die Antwort scheint sie zufriedenzustellen.
    »Können Sie stehen?«, frage ich.
    Frau Mattheuser nickt.
    »Gut.« Ich lehne sie regelrecht gegen den Türrahmen, dann hole ich schnell ihre Tasche und krame den Schlüssel heraus.
    »Danke. Ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne Sie gemacht hätte«, bedankt sich die alte Dame.
    »Nicht der Rede wert. Dafür sind Nachbarn doch da«, sage ich und merke, dass ich es auch wirklich so meine. Komisch, auf die Idee, Frau Mattheuser als eine nette Nachbarin zu sehen und nicht die alte Schreckschraube, bin ich lange nicht gekommen.
    Hinter mir huscht Lars die Treppe hinauf zu Pia, und ich kann mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Dann schließe ich die Wohnungstür meiner Nachbarin auf – und habe das Gefühl, von einer Sekunde auf die andere in einer komplett anderen Welt gelandet zu sein.

Kapitel 10
    I n dem langen Flur, dessen Wände von mindestens tausendsiebenhundert Bilderrahmen bedeckt sind, fühle ich mich auf einmal ganz klein, so als würde ich im Kino in der ersten Reihe sitzen. Ich schaue mir die Fotos an und sehe gleichzeitig die Wohnung meiner bereits verstorbenen Großmutter vor meinem geistigen Auge. Die Atmosphäre ist dieser hier sehr ähnlich.
    Es ist fast ein bisschen so, als würde ich auf eine Zeitreise gehen: Da gibt es sepiafarbene Aufnahmen, die vermutlich aus den Anfängen der Fotografie stammen, vergilbte Bilder, die aus den vierziger und fünfziger Jahren stammen, aber auch ausgeblichene Farbbilder aus den Siebzigern. Keins der Bilder scheint jünger zu sein als aus den Achtzigern. Hier und da entdecke ich neben den unbekannten, meist lächelnden Gesichtern eine Frau, die mir bekannt vorkommt – ja, das ist Frau Mattheuser. Aber viel jünger und … glücklicher.
    »Ist das Ihre Familie?«, frage ich die alte Dame, die sich inzwischen auf einen Stuhl in der Küche gesetzt hat und mich von dort aus im Flur beobachten kann, während ich mit dem Finger auf ein großes Bild zeige.
    »Ja, das sind meine Eltern und

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