Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
muss ich ihm recht geben. So was Ähnliches ist mir auch schon passiert. Nur hatte ich damals leider keine Angestellte, die ich mit diesem Job beauftragen konnte.
»Aber wo soll ich das Papier denn dann hinbringen, wenn du sagst, dass alle Container in der Stadt voll sind?«
»Isa, das ist mir scheißegal! Hörst du? SCHEISSEGAL ! Und wenn du bis nach München dafür fahren musst!«
Der hat sie ja wohl nicht alle! Und das soll ich womöglich auch noch alles in meiner Freizeit machen, oder wie? Ich will gerade anfangen zu motzen, als Wolf mich anlächelt: »Du darfst dafür natürlich früher Feierabend machen!«
Wolf lächelt?
Er lächelt! Ich mache ein dickes rotes Kreuz in meinen imaginären Kalender. Das habe ich ja noch nie erlebt!
»Hey, danke, Chef, dann mach ich das natürlich!«, sage ich brav und artig, während ich mich umdrehe und wieder zurück zur Theke gehen will.
»Zehn Minuten«, höre ich Wolfs Stimme hinter mir und drehe mich wieder um.
»Wie, zehn Minuten?« Ich fass es nicht!
»Du darfst zehn Minuten eher gehen, keine Sekunde früher!«
Ich schnappe nach Luft und suche nach Worten.
»Du brauchst doch diesen Job, Isa, oder?« Und wieder lächelt er. In genau diesem Lächeln würde meine Faust sich jetzt so richtig gut machen. Stattdessen stecke ich sie in meine Hosentasche. Die Faust, meine ich. Es ist eine ausgesprochen schlaue Faust: »Arschloch«, denkt sie gerade. Und ich bin mir fast sicher, dass Wolf ihre Gedanken hören kann, als ich auf dem Absatz kehrtmache und zu meinem Arbeitsplatz zurückgehe. Was habe ich in meinem früheren Leben nur verbrochen, dass ich in diesem jetzt so bestraft werde?
Als ich zehn Minuten (und keine Sekunde früher!) vor meinem eigentlichen Feierabend den Pappkarton zu meinem Auto schiebe (natürlich hilft Wolf, der faule Sack, mir nicht!), fluche ich alle möglichen Schimpfworte vor mir her, die mir einfallen, und auch die, die mir eigentlich gerade nicht einfallen, weil sie französisch und italienisch sind. Sprachen, die ich irgendwann mal gelernt habe – und natürlich lernt man zuallererst die Schimpfwörter.
Ich klappere gefühlte sechshundert Papiercontainer ab. Bei manchen denke ich: »Hey, der ist leer«, doch bei genauerer Inspektion sehe ich, dass die Dinger bis zum Rand gefüllt sind. Vor anderen türmen sich bereits Kartons und Tüten. Ich bin wild entschlossen, einen Brief an die Stadt zu schreiben, um mich zu beschweren.
Gedankenversunken fahre ich weiter durch die Stadt. Im Radio trällert Silbermond gerade »Du bist das Beste, was mir je passiert ist, es tut so gut, wie du mich lieeeehieeeebst«, als mich eine SMS beim Mitsingen stört.
Du fehlst mir! Sascha
Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt.
Nach sage und schreibe drei Stunden habe ich am anderen Ende von Münster endlich einen Papiercontainer gefunden, der nur halbvoll ist. Ich hieve den Karton aus dem Auto und beginne, die alten DVD-Zeitschriften und Stadtanzeiger an ihren Bestimmungsort zu befördern. Wolf nimmt das Recycling offensichtlich sehr ernst, denn auf einmal habe ich auch mehrere Eisbecher in der Hand.
»Eisbecher? Seit wann gehören die denn ins Altpapier?«, fluche ich, nachdem ich in einen gefasst habe, in dem noch ein schmonziger Klecks klebte. Angewidert säubere ich meine Hand an einer Stadtanzeigerseite, die natürlich direkt ihre Druckerschwärze abgibt. Grrrr! Das kann doch alles nicht wahr sein!
Wütend stopfe ich den ganzen Kram in den viel zu kleinen Schlitz, als ich stutze: Was ist das denn? Ich falte die zusammengeknüddelte Zeitung auseinander. Sie ist mit Edding vollgekritzelt worden. Ich streiche das Papier glatt und traue meinen Augen kaum.
Sie sucht ihn
für zärtliche Stunden zu zweit.
Fett eingekreist und mit einem großen Ausrufezeichen dahinter. Daneben:
Seitensprung Agentur Betthupferl:
Wir vermitteln hübsche Frauen
an Männer mit Geschmack.
Rufen Sie an!
Ebenso fett eingekreist. Ich durchforste die restlichen Tageszeitungen und Stadtanzeiger, die ich noch nicht entsorgt habe – und siehe da: In jeder Ausgabe finde ich solche Spuren. Das kann doch jetzt nicht wahr sein, oder? Bei uns arbeitet nämlich nur ein einziger Mann – Wolf!
Ist der nicht seit fünfzehn Jahren verheiratet? Zumindest hat er das mal erwähnt. Gesehen habe ich seine Frau noch nie. Wie heißt sie noch? Ich meine, Wolf hätte damals gesagt, sie würde Gaby heißen.
Müsste nicht eigentlich eher sie fremdgehen? Bei so einem Mann? Aber vielleicht hat
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