Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Pia und ich keine Lust. Auf dem Weg in den Flur schnappe ich mir mein Handy und sehe, dass ich eine SMS von Sascha bekommen habe.
Denkst du eigentlich ab und zu an mich, oder hast du mich schon komplett vergessen? Bin ich für dich nur ein altes Spielzeug, das du irgendwann gekauft hast und nun einfach wegwirfst?
Grrr … Gibt der denn nie auf? Ich drücke auf den Haustüröffner und drehe mich noch einmal in Richtung Wohnzimmer. »Hol bitte schon mal die Pizzateller aus dem Schrank«, rufe ich Pia zu. Dann greife ich nach meinem Geldbeutel, den ich vorsorglich auf das kleine Regal im Flur gelegt habe, öffne die Tür – und bekomme einen Schreck.
»Oh, là, là, Isa, schön, dich wiederzusehen!« Paolo grinst mich an, als würde es kein Morgen geben. Wo ist der alte Pizzafahrer? Warum hat Luigi dieses Ekelpaket geschickt?
»Als ich gehört habe, dass ihr beiden Zuckerschnecken wieder mal Appetit auf etwas Italienisches habt, musste ich die Fuhre einfach mit meinem Kollegen tauschen«, säuselt Paolo und versucht, sich an mir vorbei in den Flur zu drängen. »Komm, lass mich rein.«
»Nein, heute nicht«, sage ich entschieden und vielleicht etwas lauter als nötig, aber manchmal verstehen Männer ja sonst nicht, was Sache ist.
»Ach komm, Puppe, eure Tage habt ihr doch nicht mehr, also ziert euch nicht so – oder meint ihr, ich bring’s nicht bei unserem Dreier?«
Ich kann nicht fassen, dass er wirklich wieder damit anfängt. »Paolo, es reicht!« Er versucht trotzdem, an mir vorbeizukommen. Langsam wird die Situation unangenehm. Pia taucht hinter mir auf: »Alles okay, Isa?« Dann sieht sie Paolo und seinen Fuß, den er so gegen die Türkante stemmt, dass ich sie nicht schließen kann, und ruft: »Was wird das denn, wenn’s fertig ist?«
»Paolo, wir haben Hunger und möchten einfach nur unsere Pizzen essen«, versuche ich es noch einmal. »Wenn du jetzt bitte so lieb wärst und wieder …«
Auf einmal sieht Paolo nicht mehr so aalglatt aus wie sonst. Er macht jetzt einen richtig wütenden Eindruck. »Du lässt mich jetzt schön rein, Mädchen«, sagt er und sieht mich hart an, »und dann reden wir, und dann werden wir ja sehen, ob ihr wirklich wollt, dass ich wieder …«
Weiter kommt er nicht, denn auf einmal kracht ein Besenstiel auf seine Schulter. Paolo ist genauso verdutzt wie ich und lässt die beiden Pizzakartons fallen. Als er sich umdreht, sehe ich, dass Charlotte hinter ihm steht. Sie ist mit einem Besen bewaffnet, mit dem sie ihn nun regelrecht aus dem Hausflur fegt: »Sie haben doch gehört, dass Isa Sie nicht in ihrer Wohnung haben will, also weg mit Ihnen.«
»Was fällt Ihnen ein«, will Paolo sie anbrausen, »ich bekomme noch das Geld für die Pizzen!« Aber damit ist er bei meiner Nachbarin an der falschen Adresse. Sie stupst den struppigen Besenkopf energisch in seinen Bauch und ruft mit einer Energie, die ich ihr gar nicht zugetraut hätte: »Was Sie brauchen, ist eine Abreibung, junger Mann, und die bekommen Sie, wenn Sie nicht sofort verschwinden. Ich rufe die Polizei!«
Ich weiß nicht, ob er es wirklich mit der Angst zu tun bekommt oder einfach nur so verblüfft ist, dass er von einer Oma angegriffen wird, aber Paolo dreht sich tatsächlich um und verlässt, leise vor sich hin fluchend, das Treppenhaus. Charlotte grinst und stemmt die Hände in die Hüften. »So, den bist du los. Bei dir alles okay?« Sie schaut an mir vorbei. »Und bei Ihnen, Fräulein Pia?«
»Alles okay!«, ruft Pia. »Sie sind ja der Hammer!«
»Ich muss schon sagen, Charlotte, alle Achtung!« Ich grinse sie dankbar an. Sie macht eine wegwerfende Handbewegung.
»Mit so einem Hallodri werden Frauen wie wir doch spielend fertig, wenn wir zusammenhalten.« Sie schaut noch einmal in Richtung Haustür, aber durch die Milchglasscheibe dort sieht man, dass Paolo sich wohl wirklich verzogen hat. Dann geht sie in ihre Wohnung zurück. »Aber eins muss man ihm lassen«, sie dreht sich noch einmal zu mir um. »Für einen Rüpel hat er doch eine sehr ansehnliche Kehrseite!«
»Charlotte, schäm dich!«, rüge ich sie, muss aber lachen.
Sie wirft mir einen koketten Blick zu. »Ich mag alt sein, mein Mädchen, aber scheintot bin ich noch lange nicht!«
Pia, die sich inzwischen nach den heruntergefallenen Pizzakartons gebückt hat, bricht in schallendes Gelächter aus, während wir die Türen schließen.
Meine Nachbarin überrascht mich immer wieder! Es tut mir richtig leid, wie eklig ich lange zu ihr war.
Weitere Kostenlose Bücher