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Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Titel: Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Koßmann
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Wahrheit! Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, das Männertaxi zu testen. Ich greife schnell in meine Tasche und schiebe unauffällig den Flyer in die DVD-Hülle. In einem Kinofilm würde jetzt spannungserzeugende Musik hinterlegt werden. Dann kassiere ich ganz normal ab, kann mir aber nicht verkneifen, freundlich zu sagen: »Nur weil Sie gerade so eine Andeutung gemacht haben: Nicht alle Männer sind … na, Sie wissen schon.«
    Sie sieht mich erstaunt an, und für einen kurzen Moment scheint ihre kontrollierte Fassade zu bröckeln.
    »Ach, schön wär’s. Aber den richtigen Mann müssen wir Frauen uns wahrscheinlich backen.«
    »Nö«, grinse ich sie an. »Da gibt es ganz andere Möglichkeiten.«
    Als ich abends die Tür des Snack & See absperre, habe ich noch zwei weitere Flyer unauffällig an die Frau gebracht: an eine Heulboje, die ich seit Monaten beobachte, und noch eine andere Kundin, die zwar nicht trauerte, aber sich aus dem Kuschelzimmer aus dem schwulen Regal eine DVD ausgeliehen hat, auf der knackige Kerle sich im Alleingang vor malerischer Kulisse selbst befriedigen. Den wird sie wohl kaum mit einem Freund schauen – aber möglicherweise möchte sie ja einmal live bei so etwas zusehen …
    Ich bin gespannt, ob sich eine der Frauen bei mir melden wird. Vielleicht ja auch alle drei? So oder so bin ich beschwingt und zuversichtlich, dass das Männertaxi bald ans Laufen kommen wird!
    Als ich nach Hause komme, treffe ich Charlotte im Hausflur. »Hey, das ist ja schön, dich zu sehen!«, rufe ich ihr entgegen.
    »Na, du hast ja heute gute Laune – und du strahlst wie ein Honigkuchenpferd«, freut sich meine Nachbarin. Ich umarme sie zur Begrüßung. Dabei fällt mir meine Handtasche runter, und der komplette Inhalt – und das ist nicht gerade wenig! – ergießt sich auf den Boden. Genau in dem Moment beginnt auch noch mein Handy zu klingeln.
    »Na, wenn’s kommt, dann kommt’s aber auch immer dicke«, lacht Charlotte, bückt sich, reicht mir das Telefon und beginnt dann, meinen Geldbeutel, Schminksachen, Taschentücher, eine Haarbürste und all das andere Zeug, das ich immer mit mir herumschleppe, aufzusammeln. »Du schau erst mal nach, wer da so dringend etwas von dir will.«
    »Lass doch, das kann ich schon se-« Weiter komme ich nicht. Wie gelähmt starre ich auf die drei Buchstaben, die sich vom Handydisplay direkt in meine Iris einzubrennen versuchen.
    TOM
    Nur einen kleinen Millimeter entfernt von meinem Daumen ist die kleine Taste mit dem niedlichen grünen Hörer darauf. Ich brauchte die Taste nur zu betätigen, und schon würde ich die Stimme hören, von der ich mir so oft gewünscht hatte, sie würde etwas sagen wie I just called to say I love you .
    Charlotte tippt mir zaghaft auf die Schulter und drückt mir meine Tasche in die Hand. Die Gute hat alles aufgehoben und nickt mir freundlich zu. Ich nicke zurück, aber ich schaffe es nicht, zu lächeln.
    Ich denke an all den Schmerz, den Tom mir zugefügt hat, und drücke kurzerhand die Taste mit dem roten Hörer. Er soll verschwinden. Aus meinem Handy, aus meinem Leben, aus diesem Universum.
    »Probleme?« Charlotte sieht mich eindringlich an. »Kind, du bist ganz blass geworden.«
    »Entschuldige, Charlotte. Das war mein Ex-Freund. Und er ist der allerletzte Mann, den ich jetzt sprechen möchte!«
    Sie streichelt mir mit einer Hand über den Arm. »Das verstehe ich.«
    »Eigentlich … eigentlich würde ich schon gerne mit ihm sprechen«, gebe ich mit belegter Stimme zu. »Aber es tut so weh, was er mir angetan hat! Ich kann doch das Gespräch nicht einfach so entgegennehmen und mit ihm Smalltalk machen, als wäre nichts geschehen. Warum ruft er überhaupt an? Und warum tut es, verdammt noch mal, immer noch so weh?« Zur Unterstreichung meines Gefühlschaos stampfe ich mit dem Fuß auf den Boden. Für einen Moment komme ich mir vor wie ein Teenager beim ersten Liebeskummer.
    »Ach Kind, glaub mir: Es tut jedem weh, wenn man an eine vergangene Liebe erinnert wird. Ich kenne das Gefühl, wenn man meint, dass das Herz rausgerissen wird bei dem Gedanken an den Menschen, den man verloren hat.«
    Ich sehe in Charlottes traurige Augen und erkenne, dass sie schon schlimmere Dinge in ihrem Leben erlebt hat als ich, und öfter noch dazu. Ich schlucke und kämpfe mit den Tränen, von denen ich nicht weiß, ob sie wegen mir oder wegen ihr in meinen Augen brennen.
    »Geht es jemals vorbei?«, frage ich.
    »Oh ja, mein Kind. Das wird es. Und weißt du

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