Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
das Leben bei den Hörnern packt. Die keine wilde Sexbombe ist, sondern eine ganz normale Frau, die stolz auf sich ist und auf das, was sie gerade alles schafft.
»Und die von nun an eine verdammt gute Lebensgeschichte für sich schreiben wird«, flüstere ich, während ich mein Gesicht mit einer doppelten Portion Anti-Aging-Creme verwöhne.
Kapitel 18
Z wei Tage später liege ich am späten Nachmittag mit einer riesigen Tasse Cappuccino auf meinem Bett vor dem Telefon und starre es an. Direkt daneben erstrahlt mein E-Mail-Eingang auf dem Laptop in neuem Glanz, weil ich als Hintergrund das strahlende Gelb des Männertaxiflyers eingestellt habe.
Ich warte.
Ich müsste die Fenster mal wieder putzen …
Ich warte immer noch.
Ist das etwa ein Spinnennetz dahinten in der Ecke? Nee, sah nur so aus, nur eine Fluse.
Ich warte, warte, dummdidummdidumm …
Wie viel ist eigentlich eintausendachthundertsechs durch einhundertneunundzwanzig?
Selbst als ich das im Kopf ausgerechnet habe – und ich bin wirklich nicht besonders gut, was das angeht –, hat sich immer noch keine begeisterte Kundin bei mir gemeldet. Genauso wie gestern und vorgestern. Bisher ist weder eine Mail reingekommen noch ein Anruf. Es gab zwar ein paar Anrufe, die mit unterdrückter Rufnummer angezeigt wurden, aber leider hat niemand auf den Anrufbeantworter gesprochen. Wahrscheinlich hat die Frauen im letzten Moment doch noch der Mut verlassen.
Je länger ich Telefon und Laptop anstarre, umso mehr bin ich überzeugt, dass sie sich lustig über mich machen. Von wegen unbeseelte Schaltkreise, Bits und Bytes – die Dinger haben es faustdick hinter den Ohren. Und das, obwohl sie streng genommen gar keine haben. Wahrscheinlich planen sie die Weltherrschaft, sieht man doch immer wieder in Science-Fiction-Filmen: Die Maschinen planen, die Menschheit zu unterjochen, und diese beiden Höllengeräte sind die Vorhut und untersuchen gerade, wie sie mich in den Wahnsinn treiben können.
Ja, ich weiß, ich spinne. Aber wenn man Gegenstände lange genug anschaut, fängt man eben an, alles Mögliche in sie hineinzuinterpretieren. Jetzt zum Beispiel könnte ich gerade schwören, dass das Telefon sich bewegt. Ob es weglaufen will?
Nein, es vibriert!
Und jetzt klingelt es auch! Ich bekomme einen Anruf – Rufnummer unbekannt.
Uuuuaaaaaah! Es geht los!
Ich setze mich aufrecht hin, räuspere mich und melde mich mit dem Satz, den ich schon seit Tagen immer und immer wieder geprobt habe: »Männertaxi, Isabell Schwärzenbach am Apparat, was kann ich für Sie tun?« … und ernte ein Lachen.
»Hallo?«, frage ich. Traut sich die Dame vielleicht nicht? »Hallo? Wer ist denn da?« Ich schaue noch mal aufs Display, ob das Gespräch abgebrochen wurde, aber Fehlanzeige.
»Hier ist Pia!«, juchzt es mir entgegen.
»Pia? Was soll das denn jetzt?«
»Ich wollte testen, ob ich überhaupt noch durchkomme oder ob dir die Weiber schon die Bude einrennen.«
»Na, wenn’s doch mal so wäre …« Irgendwie fühle ich mich gerade ein wenig von ihr veräppelt. »Aber ich habe auch erst vier Flyer verteilt, drei direkt am ersten Tag und dann gestern noch mal einen.«
»Ich habe gerade den letzten in der Handtasche einer meiner Kundinnen deponiert, die dringend mal wieder etwas männliche Aufmerksamkeit gebrauchen kann«, verkündet meine beste Freundin. »Hast du schon neues gelbes Papier gekauft? Ich brauche Nachschub.«
»Ja, habe ich.« Ein bisschen stört es mich allerdings, dass sie wie selbstverständlich davon ausgeht, dass ich das alles organisiere – sie könnte ja auch mal etwas tun, oder? »Ich habe auch schon einen Stapel ausgedruckt. Komm nachher einfach vorbei, dann kannst du dir ein paar mitnehmen. Und jetzt lass uns auflegen, ich will nicht, dass doch noch eine Kundin anruft und dann besetzt ist.«
»Wieso, das wäre doch super. Wenn besetzt ist, dann wirkt das doch so, als würde das Männertaxi schon richtig gut laufen, oder?« Pia lacht in den Hörer, und ich muss ihr recht geben. Wenn man nicht direkt durchkommt, wird die Begehrlichkeit sicher noch gesteigert. Bei mir wirkt das zumindest beim Schuhkauf immer: Stehen die schicken Treterchen einfach nur so rum, sind sie vielleicht schön anzusehen, aber sobald ein paar andere Frauen sie sich ansehen, möchte ich wie eine Löwin um ihre Jungen kämpfen und die Schuhe an mich reißen. Das hat irgendetwas mit dem Jagdinstinkt unserer Vorfahren zu tun, habe ich mal in irgendeiner Zeitschrift
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