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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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auf den Mauern heimische Landschaften und Szenen aus fernen Gegenden gemalt, vor allem aber waren allerlei Tiere, Vögel und Insekten, selbst Mücken und Fliegen, mit solchem Geschick und so großer Kunstfertigkeit dargestellt, dass sie lebendig und wirklich zu sein schienen und das Volk vom Lande und die Dorfbewohner, die von fern die gemalten Löwen, Tiger und anderen reißenden Tiere erblickten, von Furcht und Schrecken erfasst wurden. Auf den drei anderen Seiten des Bauwerks standen Pavillons, gleichfalls aus Holz, für das Volk erbaut und wie der große Bau innen und außen illuminiert und verziert und so kunstvoll errichtet, dass man sie mit allem Volk darinnen herumdrehen und sie überallhin, wo man wollte, schaffen konnte. Sie versetzten diese gewaltigen Gebäude mit Hilfe von Maschinen und das Volk, das sich in ihnen befand, vermochte so auf eine Reihe von Spielen und Lustbarkeiten zu schauen. Überdies waren auf jeder Seite des Platzes Elefanten in der Anzahl von nahezu tausend in Reihen aufgestellt, deren Rüssel, Ohren und Hinterteile mit Zinnober bemalt und mit mannigfachen Bildern geschmückt waren. Ihre Schabracken waren aus Goldbrokat, ihre Haudahs silbergestickt, in denen Sänger saßen, die allerlei Musikinstrumente spielten, während Spaßmacher die Menge mit ihren Scherzen belustigten und Schauspieler ihre unterhaltendsten Rollen spielten. Von all den Vergnügungen jedoch, die der Prinz zu schauen bekam, gefiel ihm die Elefantenschau am meisten und erfüllte ihn mit der höchsten Verwunderung. Ein gewaltiges Tier, das nach allen Seiten hin, wie es den Mahuts gefiel, gedreht werden konnte, da seine Füße auf einem auf Rollen laufenden Gestell ruhten, hielt in seinem Rüssel ein Flageolett, auf dem es so süß spielte, dass alles Volk am liebsten “Bravo” gejauchzt hätte. Ein etwas kleinerer Elefant stand auf dem Ende eines Balkens, der auf einem acht Ellen hohen Holzblock ruhte, an dem er mit Scharnieren befestigt war. An dem anderen Ende war ein eisernes Gewicht in der Schwere des Elefanten angebracht, der eine Weile auf den Balken drückte, bis das Ende den Grund berührte, worauf das Gewicht des Eisens ihn wieder in die Höhe hob. So schwang der Balken wie eine Schaukel hinauf und herab, während sich der Elefant beim Schwingen hin und her wiegte und mit den Musikbanden, laut dabei trompetend, den Takt hielt. Überdies konnte sich das Volk um den Elefanten, während er auf dem Balken balancierend dastand, von einem Ort zum anderen drehen; und es wurden solche Vorstellungen von dressierten Elefanten hauptsächlich in der Gegenwart des Königs gegeben.
    Der Prinz Husein verbrachte fast ein Jahr mit der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten unter den Märkten und Festen von Bischangarh, bis die mit seinen Brüdern verabredete Stunde nahte, worauf er seinen Teppich auf dem Hofe hinter dem Chan, in dem er wohnte, ausbreitete, sich mit seinem Gefolge, den Rossen und allem, was er mit sich gebracht hatte, darauf setzte und in Gedanken den Wunsch aussprach, nach der Karawanserei, in der sich die drei Brüder wieder treffen wollten, versetzt zu werden. Kaum hatte er den Gedanken gefasst, als sich sogleich im Nu der Teppich hoch in die Luft erhob und ihn durch den Raum zu dem verabredeten Ort trug, wo der Prinz, noch immer als Kaufmann verkleidet, seine Brüder erwartete. Nun ist zu melden, wie es dem Prinzen Ah erging, dem zweiten Bruder des Prinzen Husein. Am dritten Tage, nachdem er sich von seinen beiden Brüdern getrennt hatte, schloss er sich ebenfalls einer Karawane an und zog gen Persien. Nach einer Reise von vier Monaten langte er in Schiras, der Hauptstadt von Iran, an und stieg in einem Chan zugleich mit seinen Reisegefährten ab, mit denen er sich befreundet hatte; und indem er sich für einen Juwelier ausgab, schlug er daselbst mit ihnen seine Wohnung auf. Am nächsten Tage gingen die Kaufleute aus, sich Waren zu kaufen und ihre Güter zu verkaufen; der Prinz Ah jedoch, der nichts Verkäufliches mitgenommen hatte, sondern nur das, was er bedurfte, besaß, legte seine Reisekleider an und betrat in Begleitung eines Reisegefährten aus der Karawane den Hauptbasar. Er streifte auf dem Platz umher, der aus Ziegelsteinen erbaut war und dessen Läden alle gewölbte Dächer hatten, die auf schönen Säulen ruhten; und voll Staunen betrachtete er die glänzenden Magazine, in denen

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