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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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erfüllt war. Schließlich war der Prinz Husein vom Aufundab- streifen ermüdet und hätte sich gern irgendwo niedergesetzt, um sich auszuruhen, als ihn einer der Kaufleute, der seinen müden Blick sah, aufforderte, sich in seinem Laden niederzulassen. Nachdem er ihn mit dem Salam begrüßt hatte, setzte er sich nieder und gleich darauf sah er einen Makler des Weges kommen, der einen Teppich von etwa vier Ellen im Geviert zum Verkauf ausbot und rief: “Dieser Teppich ist zu verkaufen; wer zahlt mir seinen Wert, der dreißigtausend Goldstücke beträgt?” Der Prinz verwunderte sich über die Maßen über den Preis und winkte dem Verkäufer, worauf er seine Ware genau prüfte. Alsdann sagte er: “Der Kaufpreis für einen Teppich wie diesen beträgt für gewöhnlich einige Silberlinge. Was für eine besondere Eigenschaft besitzt er, dass du für ihn eine Summe von dreißigtausend Goldstücken verlangst?” Der Makler, der den Prinzen Husein für einen vor kurzem in Bischangarh eingetroffenen Kaufmann hielt, versetzte: “O mein Herr, glaubst du, ich bewerte diesen Teppich zu hoch: Mein Herr befahl mir, ihn nicht billiger als für vierzigtausend Aschrafis zu verkaufen.” Da sagte der Prinz: “Sicherlich besitzt er irgendeine wunderbare Eigenschaft, denn sonst würdest du nicht solch eine ungeheure Summe für ihn verlangen.” Der Makler versetzte: “Es ist wahr, O mein Herr; seine Eigenschaften sind wunderbar und einzig in ihrer Art. Wer immer auf diesem Teppich sitzt und sich wünscht, an einen anderen Ort versetzt zu sein, der wird in einem Augenblick aufgehoben und dorthin getragen, mag der Ort nahe oder viele Tagesreisen entfernt und schwer zu erreichen sein.” Als der Prinz dies vernahm, sprach er bei sich: Ich kann nichts Wunderbareres als diesen Teppich als Geschenk meinem Vater, dem Sultan, bringen und nichts könnte ihn mehr zufrieden stellen oder ihm größere Freude bereiten. Allah, der Erhabene, sei gelobt, der Zweck meiner Reise ist erreicht und so Allah will, erreiche ich hierdurch meinen Wunsch. Wenn irgendetwas, so wird dies ihm für immer Freude bereiten.
    Hierauf wendete sich der Prinz mit der Absicht, den fliegenden Teppich zu kaufen, zum Makler und sprach: “Wenn er in der Tat die Eigenschaften besitzt, von denen du sprichst, so ist der von dir verlangte Preis nicht zu hoch und ich bin bereit, dir die Summe zu zahlen.” Der Makler versetzte: “Wenn du meine Worte bezweifelst, so bitte ich dich, sie auf die Probe zu stellen, damit du hierdurch deinen Zweifel verlierst. Setz dich auf diesen viereckigen Teppich und auf deinen bloßen Wunsch hin wird er dich nach der Karawanserei, in der du herbergst, tragen. In dieser Weise überzeugst du dich von der Wahrheit meiner Worte und magst mir, wenn du deiner Zweifel überhoben bist, den Preis für meine Ware bezahlen.” Alsdann breitete der Mann den Teppich hinter seinem Laden auf dem Boden aus und setzte den Prinzen neben sich, worauf beide auf den bloßen Wunsch und Willen des Prinzen Husein sofort wie auf Salomons Thron zum Chan getragen wurden. Da freute sich der älteste der drei Brüder mächtig bei dem Gedanken, dass er einen so seltenen Gegenstand gewonnen hatte, wie seinesgleichen nicht in den Landen und bei den Königen gefunden wurde. Er zahlte den Preis des Teppichs, die vierzigtausend Aschrafis, dem Makler aus und händigte ihm obendrein noch zwanzigtausend Aschrafis als Geschenk aus; und immer wieder und wieder sprach er bei sich: Der König muss mich, wenn er den Teppich sieht, auf der Stelle mit der Prinzessin Nur en-Nahar vermählen; denn es erschien ihm unmöglich, dass seine beiden anderen Brüder, auch wenn sie die ganze Welt absuchten, eine mit diesem Teppich zu vergleichende Seltenheit finden könnten. Das Verlangen erfasste ihn, sich sofort auf den Teppich zu setzen und nach seiner Heimat zu fliegen oder zum wenigsten seine Brüder in der Karawanserei zu erwarten, bei der sie sich unter dem Versprechen und Gelöbnis getrennt hatten, nach Ablauf des Jahres wieder zusammenzutreffen. Dann aber erwog er wieder, dass ihm die Zeit lange währen würde und er befürchtete sehr, zu einem übereilten Schritt hingerissen zu werden. Er entschloss sich deshalb, in dem Lande zu bleiben, dessen König und Untertanen er so lange Zeit glühend zu sehen gewünscht hatte und die Zeit mit

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