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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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edelsten Rosse und ritten zusammen aus dem Palast. Sie hielten einige Stationen lang denselben Weg ein, bis sie an einer Stelle, wo sich der Weg in drei Straßen teilte, in einem Chan einkehrten und dort zur Nacht speisten. Alsdann schlossen sie einen Pakt und Bund, sich am nächsten Tage, nachdem sie bis hierher gemeinschaftlich gereist waren, zu trennen; ein jeder sollte seine eigene Straße nach verschiedenen fernen Ländern ziehen und nach Ablauf eines Jahres, falls sie noch am Leben seien, mit den anderen in demselben Chan Zusammentreffen, dass sie wieder gemeinschaftlich zu ihrem Vater, dem König, heimkehrten. Ferner beschlossen sie, wer zuerst zum Chan zurück kehrte, sollte bis auf die Rückkehr des zweiten und beide sollten auf die Rückkehr des dritten Bruders warten. Nachdem sie sich hierüber geeinigt hatten, legten sie sich zur Ruhe und am anderen Morgen fielen sie einander um den Hals und sagten sich Lebewohl; dann bestiegen sie ihre Rosse und trabten, ein jeder auf seiner Straße, von dannen.
    Nun hatte der älteste der Brüder, der Prinz Husein, oft von den Wundern des Landes Bischangarh im Süden Indiens gehört und schon seit langem sich gesehnt, es zu besuchen. Er schlug deshalb den Weg ein, der dorthin führte und schloss sich einer Karawane an, die er zu Land und Wasser begleitete, bis er nach drei Monaten, nachdem er viele Gegenden, Wüsten und steinige Steppen, dichte Dschungel und fruchtbare Landstriche mit Feldern, Weilern und Gärten und Städten durchmessen hatte, in Bischangarh anlangte, einem Land, das sich so weit ausdehnte und dessen Macht so weit reichte, dass es von vielen Königen beherrscht war. Er kehrte in einem Chan ein, der vornehmlich für fremde, aus den fernsten Ländern kommende Kaufleute erbaut war und hörte von den Leuten, die in ihm wohnten, dass die Stadt einen großen Basar besaß, auf dem man allerlei Merkwürdigkeiten kaufte und verkaufte. Infolgedessen begab sich der Prinz Husein am nächsten Tage zum Basar und staunte über seine Länge und Breite. Er war in viele Straßen geteilt, die alle überwölbt und durch Luken erleuchtet waren; und die Läden zu beiden Seiten waren alle solid nach demselben Muster und fast von gleicher Größe erbaut, während vor jedem ein Zeltsegel ausgespannt war, den Sonnenglanz abzuhalten und angenehmen Schatten zu spenden. In diesen Läden waren allerlei Arten von Waren aufgestellt und geordnet, Ballen von feiner Gaze, Linnen von zartestem Gewebe, entweder schlohweiß oder gefärbt oder so natürlich gemustert, dass man die Tiere, Bäume und Blumen auf ihnen für wirkliche Tiere, Bäume und Blumen ansah; ferner Seiden- und Brokatstoffe, die feinsten persischen und ägyptischen Satins in unerschöpflicher Fülle. In den Porzellanwarenhäusern stand allerlei Glasgeschirr und hier und dort sah man Magazine mit Wandteppichen und Tausenden von Fußteppichen, die zum Verkauf ausgelegt waren.

    Der Prinz Husein wanderte von Laden zu Laden und staunte, solche Wunderdinge zu sehen, von denen er nie geträumt hatte, bis er schließlich zur Zeile der Goldschmiede gelangte, wo er Edelsteine, Juwelen und goldene und silberne, mit Diamanten, Rubinen, Smaragden, Perlen und anderen kostbaren Steinen besetzte Gefäße erblickte, die alle so hell blitzten und glänzten, dass die Magazine von ihrem einzigartigen Glanz hell erleuchtet waren. Da sprach er bei sich: Wenn allein in einer einzigen Straße solch Reichtum und solche seltenen Juwelen vorhanden sind, so weiß Allah, der Erhabene, allein, wie groß der Reichtum dieser ganzen Stadt ist. Nicht weniger erstaunt war er, zu sehen, wie die Frauen der Brahmanen sich im Übermaß ihres Reichtums mit den kostbaren Edelsteinen behängten und vom Scheitel bis zur Sohle mit dem reichsten Schmuck geziert waren. Selbst ihre Sklaven und Sklavinnen trugen goldene Hals- und Armbänder und edelsteinbesetzte Spangen. In einer der Basarstraßen standen der ganzen Länge nach Unmassen von Blumenverkäufern; denn alle Leute, hoch und gering, trugen Kränze und Girlanden. Die einen trugen Blumenbinden um ihr Haupt geschlungen, wieder andre trugen Blumenseile und Gewinde um ihren Hals, die von dort lang hinunter hingen. Der ganze Platz schien ein einziger gewaltiger Blumengarten zu sein und selbst die Händler stellten in jeden Laden Sträuße, sodass die Luft von schwülem Blütenduft

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