Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
der Bauer, bringt alles zustande. Erzähl weiter, Bäuerlein!“
„Hm... Das Vorderteil wollte ich auch zähmen, so holt’ ich’s mir zurück, nähte es mit Bast an das Hinterteil, schlug einen Weidenpfahl durch das Pferd in die Erde, damit mir die Hälften nicht mehr davonlaufen konnten. Dann legte ich mich daneben, um auszuruhen. Als ich erwachte, war aus dem Pfahl ein Baum geworden, mit grünen Blättern, und hoch bis in den Himmel gewachsen. Da kam mir in den Sinn, zum Himmel hinaufzuklettern.“
Die Würdenträger des Zaren sprangen auf und riefen durcheinander: „Der Bauer lügt! Kann denn ein Baum bis in den Himmel wachsen?“
Doch der Zar bewahrte seine Ruhe und sprach: „Schlau ist der Bauer, bei ihm ist es möglich!“
„... und ich stieg also hinauf in den Himmel..
Doch die Räte ließen ihn nicht weitersprechen: .. und hast du den Herrgott gesehen?“
„Jawohl!“
„Und was machte er?“
„Oh, er hatte Langeweile wie unser Zar, weil ja im Himmel wie auf Erden alles aufs beste geordnet ist, so daß ihm zu tun nichts mehr übrigblieb. So spielte er mit seinen Aposteln Karten.“
Die Hofleute schrien und lärmten.
„Was du nicht sagst“, entfuhr es dem Ersten Minister des Zaren, „du lügst ja, Bauer! Wie kann unser Herrgott sich damit abgeben, Karten zu spielen?“
Der Zar aber sprach: „Spiele ich nicht auch mit euch Karten? Warum soll es der Himmelszar nicht mit seinen Aposteln tun?“
Der Alte fuhr fort: „Ich sah, wie der Herrgott immerzu gewann. Da sprach er zu mir: ,Spiel du mit mir, Alter! Gewinnst du, sollst du bis in alle Ewigkeit leben, verlierst du, ist es mit dir zu Ende.“ Ich nickte. Muß denn der Himmelszar immer der Schlaueste sein? Doch stellte ich meine Bedingungen: Es muß mit meinen Karten gespielt werden. Ich legte sie auf den Tisch - und gewann.“ Eisige Stille herrschte im Saal. Die Hofleute, sosehr sie sich freuten, wagten an dieser Stelle keinen Zuruf und blickten verlegen zur Seite. Auf der Stirn des Zaren bildete sich eine steile Falte.
„Schlau ist der Bauer! Aber bei mir gewinnt er nicht, wenn er nicht besser zu lügen versteht!“
Unerschrocken sprach das Bäuerlein weiter: „Als es Zeit war, wieder hinabzuklettern, war mein Weidenbaum verdorrt und zusammengebrochen. Da sah ich, wie die Knechte eines Großbauern an einer Tafel speisten. Sie luden mich ein, mitzuhalten. Das tat ich gern, denn ich hatte großen Hunger. Derweilen die Knechte tafelten, mußte der reiche Bauer den Hafer worfeln. Die Spreu flog in einer dicken Wolke um seinen Kopf. Je nun, ich spuckte in die Hände und begann mir aus der Spreu ein dickes Seil zu drehen...“
An der Tafel des Zaren brach ein Tumult aus.
„Der Bauer lügt mit frecher Stirn“, riefen sie durcheinander. „Meinst du, Zar, daß die Knechte im Himmel an der Tafel speisen, dieweil ihre Herren Hafer worfeln müssen? Und kann man aus Spreu ein Seil drehen?“
Lächelnd sagte der Zar: „Warum nicht? Im Himmel mag manches möglich sein. Erzähl weiter, Bauer! Hab meinen Spaß daran!“
Der Alte blinzelte listig und fuhr fort: „So band ich mein Seil am Himmel fest und ließ mich dran hinunter, doch ich kam nur hundert Werst weit. Da war das Seil zu Ende. Macht nichts! Ich schnitt es über mir ab und knotete cs zu meinen Füßen wieder fest. Die letzten tausend Werst sprang ich hinab. Hatte mir der Herrgott nicht ewiges Leben geschenkt? Was konnte mir schon passieren?“
Der Zarensaal erdröhnte vom Lachen der Gäste, sic riefen: „Der Bauer lügt. Der Bauer lügt. Hübsch lügt er, aber es ist trotzdem eine Lüge. Wie kann man oben etwas abschneiden und es unten wieder anknüpfen?“
Nur der Zar blieb weiterhin gleichmütig.
„Unser Herrgott mußte wohl halten, was er versprochen. Schlau ist der Bauer, bringt alles zustande. Will doch sehen, wie er seinen Kopf rettet!“
„Ich fiel in ein Roggenfeld und stak bis zum Kopf in der Erde. Da mußt ich ins Dorf gehen, meinen Spaten holen und mich ausgraben!“
Die Diener des Zaren ließen die Schüsseln und Platten fallen und hielten sich die Bäuche vor Lachen.
„Das Bäuerlein lügt wie keiner bisher.“
„Ein schlauer Bauer, das muß man sagen“, bemerkte der Zar. „Du bringst wohl alles zustande?“
„So ist es“, sagte das Bäuerlein, erhob furchtlos seinen Blick und erzählte weiter: „Ich säuberte mich und verspürte Lust, weit fort zu wandern, bis an den Rand der Erde. So kam ich nach Monden in ein weites Tal, wo ein
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