Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
aufgraben!“
Die beiden anderen willigten ein. Sie nahmen die Spaten und gruben den Boden auf, aber den Topf mit dem Gold bekamen sie trotzdem nicht zu Gesicht. „Schade“, sagte der jüngste Bruder, „aber laßt uns den Garten nochmals durchwühlen, nur etwas tiefer. Es kann sein, daß der Vater den Topf mit dem Gold sehr tief vergraben hat.“
Auch damit waren die Brüder einverstanden, denn sie wollten den Schatz des Vaters unbedingt finden!
Wieder machten sich alle an die Arbeit.
Der älteste Bruder grub und grub - und plötzlich stieß sein Spaten auf einen großen harten Gegenstand. Vor Freude fing sein Herz an stürmisch zu klopfen, and er rief den Brüdern zu: „Kommt schnell her! Ich habe den Schatz gefunden!“
Der mittlere und der jüngere Bruder liefen herbei, und sie begannen dem älteren zu helfen.
Sie mühten und plagten sich, doch sie gruben nicht einen Topf mit Gold, sondern einen schweren Stein aus.
Das ärgerte sie sehr, dann aber sprachen sie: „Was sollen wir mit dem Stein anfangen? Hier können wir ihn nicht liegenlassen. Wir wollen ihn forttragen und in die Schlucht werfen!“
Und das taten sie auch. Nachdem der Stein weggeräumt war, nahmen sie wieder ihre Spaten zur Hand. Den ganzen Tag arbeiteten sie, ohne an Essen und Ausruhen zu denken. Nicht nur den Garten, auch das Feld gruben sie um. Üppig und locker lag die umgebrochene Erde da. Aber den Topf mit Gold fanden sie nicht.
„Was kann man da machen“, überlegte der älteste Bruder. „Da wir den Boden aufgegraben haben, soll er wenigstens nicht brachliegen. Laßt uns Reben anpflanzen!“
„Er hat recht!“ sagten die anderen beiden. „Dann ist wenigstens unsere Mühe nicht umsonst gewesen.“
Sie pflanzten Rebstöcke und pflegten sie sorgsam.
Und es dauerte nicht lange, da wuchs rings um ihr Haus ein großer schöner Weingarten heran. Saftig und süß reiften die Trauben.
Die Brüder hatten eine reiche Weinernte. Sie behielten für sich, was sie brauchten, den Rest verkauften sie und nahmen viel Geld dafür ein.
Da sprach der älteste Bruder: „Nicht umsonst haben wir unseren ganzen Boden aufgegraben: Wir fanden wirklich den kostbaren Schatz, von dem unser Vater auf seinem Sterbebett sprach.“
Die Gazelle, der Specht und die Schildkröte
Ein Märchen aus Indien
In einem Dickicht, nahe bei Wald und Teich, lebte eine Gazelle. Sie tat keinem Tier ein Leid an, rupfte das saftige Gras mit ihren sanften Lippen und sprang jeden Morgen und Abend hinunter zum Wasser, um zu trinken. Ihr Weg führte sie immer an dem mächtigen Baum vorbei, in dem der Specht Sariputta mit seiner Frau die Jungen großzog. Er klopfte jedesmal fröhlich, wenn die Gazelle vorbeikam.
Im Teich aber wohnte Frau Mogallana, die Schildkröte, die stets darauf wartete, daß die liebliche Gazelle mit ihren schlanken Beinen ins Wasser stieg und trank.
Es konnte geschehen, daß die Gazelle einmal einen Tag ausblieb, dann war die Schildkröte traurig, und es wollte ihr nichts schmecken. Auch der Specht war unruhig und besorgt. Es konnte aber auch geschehen, daß Frau Mogallana es verschlafen hatte und nicht an ihrem Plätzchen saß. Dann wunderte sich die Gazelle, und der Teich schien ihr öde und verlassen. War aber der Specht ausgeflogen, um Würmer und Insekten für die Jungen zu fangen, so warteten Schildkröte und Gazelle ungeduldig, bis sein buntes Federkleid wieder aufleuchtete und er sein lustiges Tock-tock-tock zu ihnen herübersandte.
Die drei lebten - so verschieden sie auch waren - in herzlicher Freundschaft miteinander, ohne viele Worte zu wechseln. Sie freuten sich, wenn sie sich sahen, und das genügte ihnen.
Eines Tages kam der Jäger an dem Teich vorbei, entdeckte die Gazellenspur und verfolgte sie bis zum Dickicht. Dort legte er an verborgener Stelle eine Fangschlinge aus und ging fort.
Die Gazelle kam an diesem Abend sehr spät zur Wasserstelle. Es war schon dunkel. Specht und Schildkröte schliefen bereits. Traurig ging die Gazelle zurück zu ihrer Wohnung. Die Schlinge bemerkte sie nicht, und schon war sie gefangen. Sie schrie kurz und klagend auf.
Das hörte der Specht. Er flog zu der Unglücksstätte und sah, wie sich die Gazelle abmühte, aus der Schlinge herauszukommen, die aber hatte sich fest zugezogen.
„Warte“, sprach der Specht, „ich hole Hilfe.“ Und er flog an den Teich. Dort saß schon die Schildkröte. Auch sie hatte den Klagelaut vernommen. Beide blieben eine Weile stumm vor Kummer, dann aber sprach der
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