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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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ein, mich so lange warten zu lassen? Hat das Wasser in deinem Krug nun endlich gekocht?“
    „Nein, mein Padischah“, erwiderte Mirali, „noch immer nicht. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Sehet selbst.“
    Der Sultan blickte auf den Herd.
    „Ich sehe nichts. Wo steht denn dein Krug?“ fragte er mißtrauisch.
    „Er steht etwa zehn Schritte vom Feuer entfernt.“ „Du hast wohl den Verstand verloren? Wie kann das Wasser kochen, wenn der Krug zehn Schritte vom Feuer entfernt steht?“
    „Ganz einfach, mein Padischah“, entgegnete Mirali. „Ich bin auf der Bergeshöhe nicht erfroren, weil mich ein Feuer wärmte, das zehn Werst von mir entfernt war. Weshalb soll dann das Wasser im Krug nicht kochen, wenn es nur zehn Schritte vom Feuer entfernt steht?“
    Von dem Gold, das Mirali nun endlich erhielt, baute er sich kein neues Haus, und sein Gewand trug, wenn er zu Hause war, die gleichen Flicken wie ehemals. Nach geraumer Zeit zahlte ihm der Sultan ein monatliches Gehalt von fünfhundert Tenge, doch an Miralis Aussehen veränderte sich nichts, und wenn er in den Palast ging, trug er nur seinen einfachen Bauernrock.
    Der Padischah wünschte, Miralis Haus kennenzulernen, aber der versuchte unter verschiedenen Vorwänden, ihn daran zu hindern.
    Eines Tages ging Sultan Sojun mit Mirali in den Straßen der Hauptstadt spazieren und blieb schließlich vor dessen Hause stehen. Er nahm an, Mirali würde ihn nun einladen. Der aber schlug ihm vor, weiter umherzuschlendern.
    Da fragte Sultan Sojun: „Mirali, weshalb lädst du mich niemals ein, dich zu besuchen?“
    Mirali zuckte die Schultern und gab zurück: „Laß uns eintreten, wenn du so gern möchtest.“
    Sie gingen in den Hof, und Sultan Sojun erblickte eine elende Hütte. Ihre Filzwände waren so alt, daß selbst ein Knabe sie mit einem kleinen Stein hätte durchstoßen können.
    Miralis Frau saß auf einem abgeschabten Antilopenfell und wickelte Garn auf eine Spindel.
    „Mirali“, fragte Sultan Sojun, „weshalb sieht deine Frau so abgehärmt aus?“ „Ich muß für fremde Leute arbeiten!“ antwortete Miralis Frau.
    „Und was machst du mit dem Geld, das dein Mann jeden Monat von mir erhält?“ fragte der Sultan.
    „Ach, Padischah“, entgegnete Miralis Frau, „frage lieber nicht danach! Von diesem Geld bekomme ich keinen einzigen Tenge zu sehen. Das Fell, auf dem ich sitze, ist meine Matratze, und ich decke mich mit dem Sternenhimmel zu.“ Sultan Sojun blickte Mirali verständnislos an: „Was fängst du denn mit deinem Gehalt an, wenn du es nicht heimbringst und auch nicht für dich selbst verbrauchst?“ „Padischah“, erwiderte Mirali, „ich werde dir alles erklären, wenn du die Kleidung mit mir wechselst und mitkommst, wohin ich dich führe.“
    Sultan Sojun war es recht, und sie tauschten die Kleider. Mirali legte das Brokatgewand des Padischahs an, und der Sultan zog den alten, geflickten Bauernrock Miralis über.
    Dann traten sie auf die Straße.
    Mirali ging voraus, wie es einem Padischah zukommt, und Sultan Sojun folgte ihm.
    So kamen sie in die Vorstadt, dorthin, wo die Armen, die Krüppel und die Bettler hausten.
    Schweigend ging Mirali in dem Brokatgewand an ihnen vorüber, und die Krüppel erkannten ihn nicht. Als aber der Sultan in Miralis Kleidern erschien, humpelten ihm die Armen von allen Seiten entgegen. Schon von ferne streckten sie die dürren Hände nach ihm aus und jammerten kläglich: „Ach, Mirali, weshalb bist du so lange nicht mehr hergekommen? Wir sind vor Hunger fast gestorben!“
    Sultan Sojun rief Mirali zu sich und sprach: „Nun weiß ich, wohin du dein Geld trägst! Gib ihnen schnell alles, was sich in den Taschen meines Gewandes befindet, damit sie mich nur in Frieden lassen.“
    Da warf Mirali das Brokatgewand ab und leerte die Taschen. Jetzt erkannten die Armen ihren Beschützer und drängten sich um ihn. Mirali aber verteilte das Geld des Padischahs an sie.
    Endlich hatten es die Wesire des Sultans fertiggebracht, Mirali zu verleumden. Er wurde ins Gefängnis geworfen, ohne daß er sich hätte verteidigen können. Mehrere Tage vergingen.
    Sultan Sojun war ärgerlich und langweilte sich.
    Die Wesire fragten: „Padischah, was betrübt dich?“
    „Mir fehlt Mirali“, antwortete der Sultan. „Er allein vermag es, zur rechten Zeit das rechte Wort zu sagen, das meinen Kummer vertreibt.“
    „Wir sind um nichts schlechter als Mirali und können ebenfalls die rechten Worte finden“, meinten die

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