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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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eine Magd: „Geh und frag den Mann, warum er sich verbeugt.“
    Die Magd lief hin.
    „Bauer, warum kniest du vor der Sau und verbeugst dich?“
    „Richt deiner Herrin aus, eure gefleckte Sau sei die Schwester von meiner Frau. Morgen hält mein Sohn Hochzeit, und da lade ich sie ein; die Sau soll Trauführerin und die Ferkel Brautjungfern sein.“
    Als die Gutsherrin solche Rede vernahm, sagte sie zur Magd: „Nein, so ein dummer Kerl. Lädt eine Sau zur Hochzeit ein, samt den Ferkeln! Nun wohl, sollen die Leute mal was zum Lachen haben! Zieh der Sau meinen Pelzmantel an und setz sie in die Kutsche mit zwei Pferden davor. Es schickt sich nicht, daß man zu Fuß zu einer Hochzeit geht.“
    Flugs war ein Wagen angespannt, die Sau samt den Ferkeln hineingesetzt, der Bauer stieg auf den Bock, und fort ging’s in rascher Fahrt. Abends kehrte der Gutsherr von der Jagd heim. Tränen lachend, erzählte ihm seine Frau: „Ach, Liebster, hatten wir heute Spaß! War doch ein Bäuerlein hier, das verbeugte sich vor unserer gefleckten Sau - sie ist die Schwester von seiner Frau -, und er lud sie zur Hochzeit seines Sohnes ein, die Sau als Trauführerin und die Ferkel als Brautjungfern.“
    „Ich weiß schon“, erwiderte der Herr unwillig. „Und du hast die Sau weggegeben?“
    „Freilich, Liebster. Meinen Pelzmantel hab ich ihr angezogen und sie in der Kutsche zweispännig zur Hochzeit fahren lassen.“
    „Aus welchem Dorf ist der Bauer?“ „Weiß nicht. Mehrere Tagereisen weit.“
    „So ist nicht der Bauer der Dumme, sondern du hast dich zum Narren machen lassen.“
    Der Herr geriet in Zorn, daß man seiner Frau dergestalt mitgespielt und keiner der Knechte und Mägde Einhalt geboten hatte. Er lief aus dem Haus, schwang sich auf sein Pferd und galoppierte dem Bauern nach.
    Am nächsten Morgen hörte unser Bäuerlein Hufschlag hinter sich und erriet, daß ihm der Gutsherr auf den Fersen war. Geschwind lenkte er den Wagen ins Gehölz, hockte sich ein Stück weiter an den Weg und legte den Hut mit der Öffnung nach unten neben sich.
    „He, Langbart“, rief der Herr. „Hast du nicht einen Bauern gesehen, der einen Wagen mit einer Sau und Ferkeln kutschierte?“
    „Gewiß doch, wie sollte ich ihn nicht gesehen haben? Er ist hier vorbeigekommen, es ist schon ein ganzes Weilchen her.“
    „Wo ist er hingefahren? Ich muß ihn fangen.“
    „Fangen ist gut Verlangen, bloß gilt’s, den Weg zu kennen, sonst wird man in die Irre rennen. Es gibt viele Wege und Stege hier, nicht jeder kennt sie.“
    „Reite du ihm nach, Bruderherz, und fang mir den Schelm. Ich bin ermattet, hab eine Rast nötig.“
    „Nein, Herr, ich muß hierbleiben. Ich hab einen Falken unter meinem Hut.“ „Reite getrost, ich werd aufpassen. Sollst es nicht umsonst machen. Bringst du ihn, erhältst du drei Taler.“
    Das Bäuerlein wiegte den Kopf. „Drei Taler, das ist viel Geld. Doch der Vogel ist weit mehr wert. Wenn er nun wegfliegt? Mein Herr wird mir keine ruhige Stunde mehr gönnen, wenn er hierher zurückkommt und der Falke ist fort.“ „Was ist er denn wert?“
    „Dreihundert Rubel wird er wohl kosten.“
    „Ich bezahl dir’s, wenn er abhanden kommt.“
    „Nein, Herr, jetzt versprichst du’s, aber wer weiß, ob du’s nachher hältst.“ „Ach, du glaubst mir nicht? Dann gebe ich dir das Geld im voraus. Ich will meinen Zweispänner wiederhaben. Bring ihn, und der Falke gehört wieder dir.“
    Der Gutsherr war von dem langen Nachtritt so erschöpft, daß er keinen Schritt weiterreiten konnte.
    Das Bäuerlein steckte das Geld ein, sprang auf das Pferd und sprengte in den Wald. Der Herr aber saß da, bewachte den leeren Hut und schlief ein. Die Zeit verging. Die Sonne schickte sich schon zum Untergehen an, doch das Bäuerlein ließ sich nicht blicken.
    Will doch mal nachsehen, was der Falke unter dem Hut macht, dachte der Gutsherr, als er erwachte. Er hob den Hut auf, da war kein Falke darunter.
    „Dieser Spitzbube, das ist gewiß der gleiche Bauer, der gestern die Herrin übers Ohr gehauen hat!“
    Vor Verdruß spie der Gutsherr aus und trottete heimwärts zu seiner Frau.
    Das Bäuerlein aber war längst zu Haus. „So, Mütterchen, jetzt bleib ich bei dir“, sagte er zu der Alten. „Es gibt noch dümmere Leute auf Erden als dich. Für nichts und wieder nichts hat man mir heute drei Pferde samt Wagen, dreihundert Rubel und eine Sau mit Ferkeln geschenkt.“

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