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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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legte ihn an ihre Brust, und die Fliederzweige voller Blumen schlugen um sie zusammen, sie saßen wie in der dichtesten Laube, und diese flog mit ihnen durch die Luft, es war unaussprechlich schön!
    Fliedermütterchen war auf einmal ein niedliches, junges Mädchen geworden, aber das Kleid war noch von demselben grünen weißgeblümten Zeuge, wie es Fliedermütterchen getragen hatte. Am Busen hatte sie eine wirkliche Fliederblume und im ihr gelbes, gelocktes Haar einen ganzen Kranz von Fliederblumen; ihre Augen waren blau, o, sie war herrlich anzuschauen! Sie und der Knabe küßten sich, und dann waren sie im gleichen Alter und fühlten gleiche Freuden.

    Sie gingen nun Hand in Hand aus der Laube, und standen auf einmal im schönen Blumengarten der Heimat; bei dem frischen Grasplatz war des Vaters Stock an einen Pflock angebunden. Für die Kleinen war Leben im Stock; sobald sie sich quer über denselben setzten, verwandelte sich der blanke Knopf zu einem prächtig wiehernden Kopf, die lange, schwarze Mähne flatterte, vier schlanke, starke Beine schossen hervor; das Tier war stark und mutig. Im Galopp fuhren sie um den Grasplatz herum, hussa! – »Nun reiten wir viele Meilen weit fort,« sagte der Knabe; »wir reiten nach dem Gut, wo wir im vorigen Jahre waren!« Und sie ritten und ritten um den Rasenplatz herum, und immer rief das kleine Mädchen, die, wie wir wissen, keine andere als die Fliedermutter war: »Nun sind wir auf dem Lande, siehst Du das Bauernhaus mit dem großen Backofen, der wie ein riesengroßes Ei aus der Mauer nach dem Weg heraus erscheint? Der Fliederbaum breitet seine Zweige darüber hin, und der Hahn geht und kratzt für die Hühner. Sieh, wie er sich brüstet! – Nun sind wir bei der Kirche, die liegt hoch auf dem Hügel unter den großen Eichbäumen, wovon der eine halb abgestorben ist! – Nun kommen wir zu der Schmiede, wo das Feuer brennt und die Männer mit den Hämmern schlagen, daß die Funken weit umhersprühen. Fort, fort nach dem prächtigen Gut!« Und alles, was das kleine Mädchen, die hinten auf dem Stock saß, sagte, das flog auch vorbei, der Knabe sah es, und doch kamen sie nur um den Grasplatz herum. Dann spielten sie im Seitengange und ritzten in der Erde einen kleinen Garten, und sie nahm Fliederblumen aus ihrem Haar, pflanzte sie, und sie wuchsen, so, wie bei den Alten damals, als sie noch klein waren, und wie früher erzählt worden ist. Sie gingen Hand in Hand, wie die alten Leute es als Kinder gemacht hatten, aber nicht auf den runden Turm hinauf, oder nach dem Friedrichsburger Garten, nein, das kleine Mädchen faßte den Knaben um den Leib, und dann flogen sie weit herum im ganzen Lande, und es war Frühjahr, und es wurde Sommer, und es war Erntezeit, und es wurde Winter, und tausende von Bildern spiegelten sich in des Knaben Augen und Herzen ab, und immer sang das kleine Mädchen ihm vor: »Das wirst Du nie vergessen!«
    Auf dem ganzen Fluge duftete der Fliederbaum süß und herrlich. Der Knabe bemerkte wohl die Rosen und die frischen Buchen, aber der Fliederbaum duftete noch stärker, denn seine Blumen hingen an des kleinen Mädchens Herzen, und daran lehnte er oft im Fluge sein Haupt.
    »Hier ist es schön im Frühjahr!« sagte das junge Mädchen, und sie standen in dem frisch ausgeschlagenen Buchenwalde, wo der grüne Klee zu ihren Füßen duftete, und in dem Grünen sahen die blaßroten Anemonen lieblich aus. »O, wäre es immer Frühjahr in dem duftenden Buchenwalde!«
    »Hier ist es herrlich im Sommer!« sagte sie und sie fuhren an alten Schlössern aus der Ritterzeit vorbei, wo sich die roten Mauern und gezackten Giebel in den Kanälen spiegelten, wo die Schwäne schwammen und in die alten kühlen Alleen hinauf sahen. Auf dem Felde wogte das Korn, gleich einem See, in den Gräben standen rote und gelbe Blumen, und auf den Gehegen wilder Hopfen und blühende Winden. Am Abend stieg der Mond rund und groß empor, die Heuhaufen auf den Wiesen dufteten süß. »Das vergißt sich nie!«
    »Hier ist es herrlich im Herbst!« sagte das kleine Mädchen, und die Luft war doppelt so hoch und blau, der Wald bekam die schönsten Farben von Rot, Gelb und Grün. Jagdhunde jagten davon, ganze Scharen Vogelwild flogen schreiend über die Hünengräber hin, auf denen Brombeerranken sich um die alten Steine schlangen. Das Meer war schwarzblau mit weißen Seglern bedeckt und in der Tenne saßen alte Frauen, Mädchen und Kinder, und pflückten Hopfen in ein großes Gefäß; die

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