Märchen unter dem Wüsenhimmel
leid. Ich kann es nicht fassen, dass ich das gesagt habe. Es ist furchtbar.“
„Schon gut.“ Er ging zu dem niedrigen Tisch neben dem Bett, füllte ein Sektglas und hielt es ihr hin. Als sie den Kopf schüttelte, leerte er es in einem Zug.
Großartig, dachte Heather. Sie war gerade mal drei Stunden verheiratet, und schon trieb sie ihren Mann in den Alkohol. Sie verschränkte die Finger und versuchte zu ignorieren, wie sehr das große Bett den Raum beherrschte. Sie holte tief Luft und presste sich die Hände auf den Magen. „Wir müssen reden. Über etwas Belangloses. Damit ich mich entspannen kann.“
Jamal schenkte sich noch ein Glas Champagner ein. „Du musst nichts tun, was du nicht tun willst. Ich werde dich nicht überfallen.“
„Oh.“ Sie wollte ihm glauben, vermochte es aber nicht. Ihrerbegrenzten Erfahrung nach wollten Männer nur das eine. Sie kannte zu viele Frauen, die zu ungewolltem Sex gezwungen wurden.
Er setzte sich auf die Bettkante. „Also gut. Belanglose Unterhaltung. Welche Aktivitäten einer Prinzessin hast du abgesehen vom Reiten noch geübt, während du im Harem warst?“
Sie dachte an die schlüpfrigen Bücher, die Fatima ihr auf den Nachttisch gelegt hatte. Sie hatte keines davon gelesen, sich aber einige Bilder angeschaut und als abstoßend und teilweise beängstigend empfunden. „Ich habe nichts anderes geübt. Hör mal, wir müssen darüber reden.“
„Worüber?“
Sie deutete zu dem Bett, auf dem er saß. „Darüber. Ich kann es nicht tun. Ich kann nicht mit einem Fremden Sex haben.“
„Ich habe dir doch gesagt, dass es nicht erwartet wird.“
„Gut, denn ich möchte dich wirklich erst besser kennenlernen.“ Ungefähr fünf Jahre lang, fügte sie im Geist hinzu.
„In Ordnung. Heather, ich bin nicht daran interessiert, dir Angst zu machen. Es wird nicht so schrecklich, wie du glaubst.“
„Ich weiß dein Vertrauen in mich zu schätzen, aber es ist unangebracht.“ Sie beschloss, die absolute Wahrheit zu sagen, denn als ihr Ehemann hatte er es verdient. „Ich beabsichtige nicht, Sex zu genießen. Ich meine, ich habe nie den Sinn darin verstanden. Für mich ist die Ehe eher eine spirituelle und mentale Union zwischen zwei Menschen.“
Jamal starrte sie an, ohne ein Wort zu sagen. Seine Miene wurde ein wenig strenger, aber sie hegte die Hoffnung, dass er Verständnis aufbrachte.
Sie schluckte und fuhr fort: „Ich bin der Meinung, dass körperliche Leidenschaft überschätzt wird. Vor ein paar Jahren lief dieser Film im Kabelfernsehen, der nach dem wundervollen Buch Stolz und Vorurteil gedreht wurde. Der Held, Mr.Darcy, ist ein wundervoller, perfekter Ehemann. Er respektiert die Heldin wirklich. Er ist gut erzogen und sehr beherrscht und verkörpert alles, was ich mir je von einem Mann gewünscht habe.“
„Du bist in den Helden aus einem Buch verliebt?“, hakte er lautstark nach.
„Nein, natürlich nicht. Aber er ist anders als andere Männer.“
„Das könnte daran liegen, dass er nicht real ist.“
Sie schüttelte den Kopf. „Du verstehst nicht, worauf ich hinauswill.“
„Dann kläre mich bitte auf.“
„Ich habe durchaus die Absicht, deine animalischen Triebe zu respektieren“, versicherte sie ihm. „Aber ich hoffe, dass wir schließlich darüber hinauswachsen und zu einer höheren Ebene der Ehe finden.“
Langsam stand Jamal auf. Behutsam stellte er das Sektglas auf den Tisch. Dann riss er mit einer heftigen Bewegung die oberste Decke vom Bett.
„Keine Sorge, mein braves Weib“, murrte er, während er sich zu ihr umdrehte. „Ich verspreche, dich nicht durch meine animalischen Triebe oder andere Teile von mir zu beleidigen. Ich werde heute Nacht auf dem Fußboden schlafen und nach unserer Rückkehr in den Palast streng darauf achten, dir nicht in die Quere zu kommen.“
Vergeblich suchte Heather zu ergründen, was zwischen ihr und Jamal schief gelaufen war. Offensichtlich hatte sie ihn verärgert durch ihre Hoffnung, zu einer höheren Ebene der Beziehung zu finden. Vielleicht hatte sie nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht, dass sie es nicht sofort wünschte. Sie war durchaus bereit, ihre ehelichen Pflichten so lange zu erfüllen, wie er es für nötig hielt. Sie war überzeugt, dass er nach höchstens zweiJahren von sich aus darauf verzichten würde.
Sie seufzte, als sie sich an den wortlosen Ritt zurück in den Palast erinnerte. In seiner Suite angekommen, hatte er sie in das Gästezimmer geführt und gesagt: „Hier wirst du
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