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Märchen unter dem Wüsenhimmel

Märchen unter dem Wüsenhimmel

Titel: Märchen unter dem Wüsenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mallery
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ungewöhnlich viel weibliche Beachtung“, stimmte Fatima zu. „Aber das wird sich ändern, sobald er verheiratet ist.“ Sie tätschelte Heathers Arm. „Keine Sorge, mein Kind, er wird dir ein treuer und liebevoller Ehemann sein.“
    Heather nickte ohne Überzeugung. Treu vermutlich schon. Jamal hatte ihr sein Wort gegeben, und sie zweifelte nicht daran. Aber liebevoll? Wie konnten sie einander lieben, wenn sie durch emotionale Erpressung zu dieser Ehe gezwungen wurden?
    Fatima stellte ihre Tasse ab.
    „Rihana, komm mit mir. Ich möchte noch einmal die Vorbereitungen für das Bankett überprüfen. Dora, du bleibst doch bei Heather, oder? Rede mit ihr über irgendetwas, das sie beruhigt.“
    „Kein Problem. Geh nur. Heather und ich kommen schon zurecht.“
    Als Fatima mit Rihana den Raum verlassen hatte, schüttelte Dora den Kopf. „Fatima ist eine Naturkraft. Ich hoffe, wie siezu werden, wenn ich in ihr Alter komme. Eigentlich hätte ich nichts dagegen, jetzt schon wie sie zu sein.“
    „Mir geht es auch so. Aber ich tröste mich damit, dass sie viel mehr Übung hat.“
    Dora trat zu Heather und zupfte die Ärmel der Robe zurecht. „Zumindest wirst du die Zeremonie verstehen. Als ich Khalil geheiratet habe, war mir alles schleierhaft.“
    „Die Bedeutung jeden Wortes zu verstehen, ist nicht unbedingt gut“, murmelte Heather unwillkürlich.
    Dora musterte sie prüfend. „Du musst ihn nicht heiraten, wenn du nicht willst. Auch wenn ich damit riskiere, es mir mit meinen Schwiegerleuten zu verderben, würde ich dich bereitwillig zum Flughafen bringen.“
    Das freundliche Angebot trieb Heather Tränen in die Augen. Spontan umarmte sie Dora. „Danke“, flüsterte sie. „Ich weiß es sehr zu schätzen.“
    „Aber du lehnst ab.“
    „Ich muss.“
    „Wie du meinst. Aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin. Ich glaube, dass wir beide uns sehr gut verstehen werden.“
    „Das glaube ich auch.“
    Dora lächelte beruhigend. „Es wird nicht so schlimm werden. Eine Braut hat viele Vorteile in der Familie Khan. Einen wirst du heute Nacht feststellen.“
    Heather zwang sich, amüsiert dreinzublicken, während die Bemerkung in Wirklichkeit den Drang erweckte, die Flucht zu ergreifen. Bei der Vorstellung, mit Jamal intim werden zu müssen, drehte sich ihr förmlich der Magen um.
    Bevor ihr etwas zu sagen einfiel, kehrte Fatima zurück und verkündete: „Es ist alles arrangiert. Bist du bereit?“
    Die Zeremonie und das anschließende Bankett verliefen für Heather wie in Trance. Sicher verborgen von der Robe und demSchleier blieb sie eine stille Beobachterin.
    Von der Braut wurde nichts weiter erwartet, als zu erscheinen und still zu sein. Als Studentin der Geschichte von El Bahar hatte sie sich darüber empört. Doch nun, als sehr nervöse, jungfräuliche Braut war sie begeistert von ihrer einfachen Rolle.
    Jamal beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: „Bist du bereit? Ich finde, wir sind lange genug hier.“
    Heather zögerte. Sie wollte nicht länger bleiben und von all den Leuten angestarrt werden, aber sie wollte auch nicht mit ihm allein sein. Widerstrebend nickte sie und ließ sich auf die Füße helfen.
    Augenblicklich riefen die Gäste allerlei Kommentare. Khalils Stimme erhob sich über alle anderen. „Ihr könnt nicht mal eine Stunde warten? Pass auf, Heather, Jamal wird dich erschöpfen!“
    Empört versuchte Dora, ihn zum Schweigen zu bringen, doch er fügte hinzu: „Ich weiß, wovon ich rede, weil es mir in unserer Hochzeitsnacht genauso ging.“
    Heathers Wangen glühten vor Verlegenheit, als sie hinaus auf den Korridor traten. „Wie fühlst du dich?“, erkundigte Jamal sich.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Er bemühte sich, freundlich zu sein, aber sie war überwältigt von der Tatsache, dass er nun ihr Ehemann war. Nach dem Gesetz von El Bahar war sie praktisch sein Besitz. Sie versuchte zu lächeln und musste befürchten, dass es wie eine Grimasse wirkte.
    Jamal bestätigte ihren Verdacht. „So schlimm?“ Sanft legte er ihr eine Hand auf den Rücken und schob sie den Korridor entlang. „Wir gehen in meine Suite. Dort kannst du dich umziehen, und dann brechen wir auf in die Wüste. Wenn wir erst mal all diese Leute hinter uns gelassen haben, wirst du dich besser fühlen.“
    Sie schluckte schwer. „In die Wüste?“
    „Genau. Wir verbringen die Nacht dort. Weißt du das nicht mehr?“
    Sie wusste es sehr wohl, obwohl sie sich sehr bemüht hatte, es zu vergessen.

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