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Märchen von den Hügeln

Titel: Märchen von den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waltraut Lewin & Miriam Magraf
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den Knienden herab.
    »Mir sind dergleichen Posen verhaßt«, sagte er mit seiner knarrenden Stimme, »stehen Sie auf, Herr Klinger. Die Hand - hm -so, meiner Tochter, hm - also meiner Tochter Leontine. Wer hätte das gedacht?« Er begann schwungvoll die Asche zusammenzuharken, daß die Funken nur so stoben.
    Klinger sprang ärgerlich auf und klopfte sich den Ruß vom Knie. »Ist das eine Art, auf eine ernstgemeinte Frage zu antworten?« rief er.
    »Sie überraschen mich, bester Herr Klinger. Ich wußte nicht, daß es Ihnen Ernst ist. Wer bittet heutzutage noch um Hände? Man nimmt sie sich einfach. Indessen - ehüm - nun, das ist wohl keine Frage, die zwischen Tür und Angel zu besprechen wäre. Darf ich Sie ins Haus bitten?«
    Der Elb zog ein Gesicht, er betrat nur ungern die Behausung Darennas. Alles darin war ihm fremd: die geometrische Anordnung der Möbel aus Glas und Stahl, der metallisch glänzende Fußboden, die nackten weißen Wände und vor allen Dingen die vielen verchromten Hebel und Knöpfe, mit deren Hilfe sich der Magier alle Bequemlichkeiten verschaffte, die er wünschte.
    Auch jetzt drückte er wieder auf einen dieser Knöpfe, und ein silbriges Tischchen kam klirrend und scheppernd dahergefahren, beladen mit Gläsern, Flaschen und Karaffen.
    »Zur Feier des Tages«, bemerkte Darenna händereibend, »der mir den Herrn von der anderen Seite des Grundes ins Haus bringt. . . Ich habe eine erlesene Auswahl von gebrannten Wässerchen, feinste Geister der Kirsche oder Aprikose, Korn auch, Wodka oder Aquavit!« Er kicherte.
    »Das bekommt mir nicht«, sagte Klinger unbehaglich und griff sich an den Hals, »ich habe übermorgen in Salzburg zu singen. Haben Sie keinen Wein?«
    Die Exzellenz warf ihm unter den buschigen Brauen hervor einen scharfen Blick zu. »Bedaure, das ist nicht mein Ressort.«
    »Ein Glas sauberes Wasser werden Sie doch haben?«
    Darenna drückte einen anderen Knopf, und ein metallisch schimmernder Becher schob sich unter einen bläulichen Hahn, aus dem sich eine abgemessene Portion Wasser in das Gefäß ergoß. Klinger kostete mißtrauisch, aber dann verklärte sich sein Gesicht. »Das ist Wasser aus der Waldquelle«, rief er, »klar und frisch und prickelnd!«
    »Nun«, erklärte der andere unschuldsvoll, »Sie werden mich doch nicht für so boshaft halten, daß ich Ihnen das Wasser aus jenen Röhren vorsetze, das die Menschen trinken.«
    »Sie benutzen dergleichen nicht!«
    »Ich nicht, wie sollte ich.« Dabei goß er sich ein geschliffenes Kristallglas voll seines Lieblingsgetränks und kippte es auf einen Zug hinunter. »Ah«, sagte er befriedigt und rülpste, worauf er »Verzeihung« murmelte. Obgleich sich Klinger alle Mühe gab, nicht hinzusehen, war ihm doch nicht entgangen, daß aus Darennas Mund dabei kleine Flämmchen schlugen. Er lächelte verstohlen.
    Die beiden hatten mit Eintritt in das Haus des alten Mannes ihr Äußeres verändert. Während Klinger jetzt in lässigem Seidenhemd und bequemen Flanellhosen menschlich-weltmännisch im Sessel lehnte, die Beine übereinandergeschlagen, hatte der Magier seine kleine Gestalt mit einem schillernden Talar umhüllt, auf dem Flammenzeichen unruhig ineinanderspielten.
    »Zur Sache also«, schnarrte Seine Exzellenz. »Ich weiß nicht, wie und wo Sie Leontine kennenlernten, noch warum Sie vermeinen, sie heiraten zu müssen. Daß Sie zu mir kommen, zeigt mir, daß Sie - ehüm - doch nicht ganz so töricht sind wie Ihr Volk im allgemeinen. Sie wissen, daß mit meinem Zorn zu rechnen ist und daß man mich nicht reizen soll.«
    »Exzellenz«, unterbrach ihn Klinger und nippte an seinem Becher, »ich beginne mich zu langweilen. Sie wissen, wir Elben sind ein vergeßliches Volk. Wenn Sie nicht bald Farbe bekennen, habe ich den Grund, weshalb ich hierherkam, aus dem Gedächtnis verloren.«
    »Farbe? Gefällt Ihnen meine Farbe nicht?« krächzte der alte Mann und ließ die geheime Glut seines Talars aufleuchten. »Wenn ich recht berichtet bin, wollten Sie etwas von mir. Also fangen wir an: Woher kennen Sie Leontine?«
    Dem Elben war das Verhör nicht recht, aber er hatte Humor genug, sich darein zu schicken, und begann also: »Ich lernte das reizende Mädchen vor zweihundertfünfzig Jahren kennen.«
    Das trockene Kichern des alten Mannes unterbrach ihn. »Verzeihung, Herr Klinger. Ich weiß zwar, daß für Leute Ihres Schlages zweihundertfünfzig Jahre wie ein Tag und ein Tag wie zweihundertfünfzig Jahre sind, aber falls ich Ihnen rechnen

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