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Märchen von den Hügeln

Titel: Märchen von den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waltraut Lewin & Miriam Magraf
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dahin?«
    »Nun, und?« entgegnete die Schöne, und ein den beiden Frauen höchst wohlbekanntes spöttisches Lächeln umspielte ihre blassen Lippen. »So haben wir uns doch einen Tag daran erfreuen können. Genügt das nicht?«
    »Einen Tag! Aber er kann Ewigkeiten dauern!«
    »Was nützt es, wenn ihn niemand sieht«, erwiderte Diana achselzuckend. »Zu Tisch, wenn ich bitten darf.« Sie setzte einen Korb mit weißem Brot zu dem Getränk. »Und laßt mir den Stein liegen, Herr Zwerg, ich bitte. Das alles sind Geschenke meines Mannes, die er mir heute aus dem Wald mitbrachte. Ich ziehe die Erdbeeren vor, das ist wahr.« (Dabei führte sie eine zum Munde.) »Aber auch dieser Glanz erfreut mich.«
    »Diebesgut!« schrie Adalbert mit erstickter Stimme. »Mir gehört der Stein!«
    »Ich habe mir schon gedacht, daß dies das Ding ist, um dessentwillen Ihr auszoget«, sagte die Frau, »denn Alonzo erklärte mir, er habe es von den Kindern eingetauscht gegen ein Päckchen Lembas.«
    Adalbert hob verzweifelt die Augen zum Himmel.
    »Vieles, was Alonzo tut«, fuhr Diana fort, »ist närrisch und nicht mehr meßbar mit Maßen, die außerhalb des Waldes gelten.
    Aber er gab mir den Stein, um mir eine Huldigung zu erweisen; er ist mein Mann, und ich werde ihn nicht verachten, indem ich seine Gabe verachte. Laßt das Juwel, Herr Zwerg, und wartet, bis sich die Kinder gefunden haben, damit wir mit ihnen und Alonzo alles in Güte klären. Ich sagte schon, das kleine Feuer wird ihn nicht vernichten. Kommt zu Tische, Ihr seid Gast.«
    Eine so große Kraft schien plötzlich von der bleichen, ernsten Gestalt auszugehen, daß Adalbert seine Hände zurückzog und mit den drei Frauen am Tisch Platz nahm. Schweigend verlief das Mahl, das heißt, eigentlich aßen nur Diana und Leontine. Donna rührte einzig das Getränk an, und der Zwerg zerkrümelte mit zittrigen Fingern ein Brotstück, ohne einen Bissen zum Mund zu führen.
    In großer Ruhe beendete die Hausherrin das Essen, räumte ab und entzündete, ungeachtet der unruhigen Blicke, die Adalbert ständig auf Edelstein und Kaminfeuer warf, auch noch ein paar Kerzen. Der Zwerg stöhnte.
    »Adalbert, seien Sie friedlich«, bemerkte Leontine leise. »Sie immerhin haben schon gefunden, wonach Sie suchten. Wir hingegen . . .«, sie brach ab und warf Donna einen Blick zu.
    »Recht hast du, liebe Base«, pflichtete Diana ihr bei. »Da ich aber nicht will, daß sich jemand unnütz quäle, so wollen wir den Gondril verhüllen, wenn Tardak Aridon meint, jedes Licht lecke ihn auf wie Sonne den Schnee, und dies Schwinden seine Ruhe stört.«
    Lächelnd reichte sie Adalbert ein zartes Tuch, in das er eilig den Edelstein wickelte; nur mit äußerster Mühe widerstand er der Versuchung, ihn in die Tasche zu stecken, und legte ihn auf den Sims zurück.
    »Was aber die Kinder angeht, liebe Freundinnen, so glaubt mir, daß ihnen kein Leid geschehen wird, sondern im Gegenteil nur Gutes.«
    »Du sprichst in Rätseln«, erwiderte die Drächin gequält, »und gibst mir keinerlei Trost. Weißt du, wo sie sind und was sie tun, so sag es mir.«
    Diana ließ den Blick über die Gesellschaft schweifen. »Wenn der Zwerg zu Bett gehen will, wird ihn niemand daran hindern.
    Sein Ziel ist erreicht. Euch beiden jedoch, die ihr wach seid in Erwartung, will ich sagen, was ich weiß - es ist nicht viel, aber vielleicht ausreichend, das Herz zu stillen.«
    »Ich denke«, sagte Adalbert mürrisch, »mein Ziel ist so lange nicht erreicht, wie mir elbischer Starrsinn verweigert, mein Kleinod zu bergen. Auch bin ich nicht so borniert, daß ich nicht erfahren möchte, wie der Lauf der Dinge ist, und kein bißchen müde dazu. Wenn man mich nicht wegjagt, will ich schon bleiben und hören.«
    Die Hausherrin lächelte.
    »Es ist wenig, was ich weiß«, wiederholte Diana. Sie hatte sich vor dem Feuer niedergekauert und umspannte die Knie mit den Händen; über ihren weißblonden Schopf zuckte der Widerschein hin. »Manches erzählte mir Alonzo, der das Revier durchstreift von morgens bis mitternachts und alles sieht. Fremde Tiere, so berichtete er mir, kamen zunächst zu uns aus kälteren Ländern, wo die Tage kürzer sind als hier. Manche verschmachteten in der freundlicheren Sonne, als seien sie aus gleichem Stoff gemacht wie der Gondril, manche gingen weiter, aber alle waren sie auf der Flucht. Dann kamen die Jäger. Nicht solche, wie sie manchmal hier auftauchen, spaßige Gesellen, die Flinte über der Schulter, die sich

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