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Maerchenerzaehler

Maerchenerzaehler

Titel: Maerchenerzaehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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welken‹, sagte der Seelöwe zu dem Rosenmädchen. ›Nicht nur dort, wo ich sie zerbissen habe. Auch an deinem anderen Arm … sie werden verdorren. Und du wirst frieren im kalten Wind.‹
    Aber nicht nur das Rosenmädchen fror. Auch Frau Margarete und die kleine Königin zitterten jetzt, wenn sie an Deck standen.
    ›Vielleicht liegt es an dem schwarzen Schiff‹, sagte die kleine Königin. ›Es bringt die Kälte mit! Es kommt immer näher und näher, ohne uns jemals zu erreichen, ist das nicht merkwürdig? Beinahe wünschte ich, es wäre jetzt endlich da und etwas würde geschehen!‹
    ›Etwas geschieht‹, sagte der Seelöwe und reckte seinen Kopf aus dem Wasser. ›Sieh nur, dort! Dort ist die nächste Insel.‹
    ›Sie ist ja ganz eingeschneit‹, sagte das Rosenmädchen. Doch da irrte es sich.
    Am Ufer der Insel, wo sie kurz darauf anlegten, stand eine Informationstafel. ›Insel der blinden weißen Katzen‹, las der Leuchtturmwärter vor und kratzte sich mit seiner Brille am Kopf. ›Betröten verboten.‹
    ›Das ist ein Schreibfehler‹, sagte das Rosenmädchen, doch die kleine Königin trötete einmal laut wie ein Elefant: ›Tröööt!‹ Sofort kam eine weiße Katze angefegt wie ein lebendiger Schneeball und rief: ›Ruhe! Betröten verboten! Können Sie nicht lesen? Sie erschrecken unsere Spinnerinnen und Weberinnen und das gibt die fürchterlichsten Fehler im Stoff.‹
    Da folgten die kleine Königin und ihre Gefährten der Katze insInnere der Insel und dort saßen lauter weiße Katzen an Spinnrädern und Webstühlen und sponnen den ganzen Tag Fäden und webten Stoff. Die Fäden sponnen sie aus ihrem weißen Fell, das ständig nachwuchs. Weil die weißen Katzen aber blind waren, sahen sie nicht, wo der Stoff begann und wo er aufhören musste. Sie sponnen und webten einfach immer weiter. Der Stoff bedeckte bereits die ganze Insel, ergoss sich ins Meer und dümpelte in großen weißen Blasen auf den Wellen.
    ›Oh, könnt ihr nicht etwas von eurem wunderbaren weißen Stoff entbehren?‹, rief die kleine Königin. ›Nur ein wenig, damit wir uns ein paar warme Kleider daraus nähen können?‹
    ›Nun, ihr müsstet natürlich dafür bezahlen‹, sagte eine der Katzen.
    ›Unser Stoff ist der beste und haltbarste‹, sagte eine andere Katze.
    ›Er hält Regen, Schnee und Feuer ab‹, sagte eine dritte.
    ›Alles hat seinen Preis‹, sagten alle drei.
    ›Ach, wir haben gar nichts, was wir euch geben könnten‹, seufzte die kleine Königin. ›Aber unsere Kleider sind nicht für diesen eisigen Winter gemacht. Seht ihr denn nicht, wie nötig wir euren Stoff brauchen?‹
    ›Wie denn?‹, fragte eine vierte Katze griesgrämig. ›Wir sind blind. Die Leute, die vorbeikommen, sagen uns, unser Stoff sei schön. Sie sagen, wenn man den Stoff lange betrachtet, springen Regenbögen daraus hervor. Aber wir haben es noch nie gesehen.‹
    ›Oh, ihr Bedauernswerten!‹, rief die kleine Königin.
    Sie setzten sich alle in eine Falte des Stoffs, um ihn genau zu betrachten. Und wirklich, nach einer Weile wuchs ein Regenbogen vor ihnen in die Höhe. Ein zweiter folgte, ein dritter … Sie wandensich umeinander herum wie Luftschlangen, tanzten, verknoteten sich und sprühten ihr Blau-Grün-Gelb-Orange-Rosa-Rot-Violett in die Winterluft, dass einem schwindelig davon wurde.
    ›Wie schön!‹, sagte die kleine Königin. ›Ist es nicht schrecklich, dass die Katzen alle blind sind?‹
    ›Eine Brille‹, murmelte der Leuchtturmwärter. ›Vielleicht brauchen sie nur eine Brille! Meine eigene Brille liegt an Bord des Schiffes …‹
    ›Ich werde sie holen‹, sagte die kleine Königin. Sie nahm eine der weißen Katzen auf den Arm, weil die Katze so weich aussah, und die Katze sträubte sich. ›Du kannst meine Hände wärmen, bis wir an Bord sind‹, sagte die kleine Königin. ›Wie ein Muff.‹
    ›Na gut‹, sagte die weiße Katze widerwillig.
    Am Ufer trabte der silbergraue Hund mit den goldenen Augen unruhig auf und ab.
    ›Denk dir nur, der Stoff kann Regenbögen gebären!‹, rief sie außer Atem. ›Oh, wenn wir Kleider aus diesem Stoff hätten!‹
    Da knurrte der silbergraue Hund laut. ›Zieh den Stoff nicht an‹, knurrte er. ›Kleine Königin, niemals! Wer ihn trägt, sieht nur noch Regenbögen und keine Gefahr mehr!‹
    ›Ach, dir gefällt aber auch niemand und nichts!‹, sagte die kleine Königin. ›Denk an das Rosenmädchen, das du zuerst beißen wolltest!‹
    ›Ich werde nach den anderen

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