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Maerchenerzaehler

Maerchenerzaehler

Titel: Maerchenerzaehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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›Auf dem schwarzen Schiff?‹
    ›Ein paar von ihnen habe ich erkannt‹, antwortete der Leuchtturmwärter. ›Da ist zum Beispiel der Juwelenhändler. Er sammelt alle Juwelen ein, die er finden kann, aber er sperrt sie nicht ein, so wie der rote Jäger. Er handelt mit ihnen, verkauft sie weiter, zerstreut sie in alle Welt, über die Meere … Dann sind da noch die Hasser. Die Hasser treten immer zu zweit auf, sie sind ein Paar, und sie hassen alles Schöne. Sie wollen den Diamanten zerstören. Zuletzt ist da die dicke Frau im Trainingsanzug … weißt du, weshalb sie so dick ist?‹
    ›Nein‹, sagte die kleine Königin, und sie zitterte am ganzen Körper, als sie das sagte.
    ›Sie frisst die Edelsteine‹, sagte der Leuchtturmwärter, ›die der Juwelenhändler ihr bringt.‹
    ›Dann … dann wird sie auch mein Herz fressen, wenn sie mich in die Finger bekommt‹, flüsterte die kleine Königin.
    In diesem Augenblick fegte ein Windstoß über den Ozean, peitschte das Wasser zu hohen Wogen auf und ließ die kleinen Eisstücke aneinanderklirren. Alle fielen durcheinander, und die blinde weiße Katze beschwerte sich, dass jemand auf ihren Schwanz getreten war.
    ›Die Segel runter!‹, schrie der Leuchtturmwärter. ›Das ist ein Sturm!‹
    Der Fragende und der Antwortende klammerten sich ängstlich aneinander fest und riefen unsinnige Fragen und Antworten in das Heulen des Windes.
    ›Wo ist Michelle?‹ ›Vielleicht der Leuchtturmwärter!‹ ›Woher kommt er?‹ ›In der Kiste auf dem Badezimmerschrank!‹ ›Wer ist sein Vater?‹
    Das Rosenmädchen half dem Leuchtturmwärter, die weißen Segel herunterzuholen, alle bis auf eines. Das schwarze Schiff nahm seineSegel nicht herunter. Und dann sahen sie, wie sich mitten im Sturm ein seltsamer Mechanismus in Gang setzte – einer der schwarzen Masten drehte sich und daran hing ein riesiges schwarzes Netz. Ein hölzerner Arm schwenkte aus, sodass das Netz genau über dem kleineren grünen Schiff schwebte. Und nun begann es sich langsam auf sie herabzusenken – ein tödliches Schmetterlingsnetz.
    ›Nein!‹, schrie die kleine Königin und schlug die Hände vor die Augen. Aber sie blinzelte durch die Finger.
    Der Juwelenhändler stand auf dem schwarzen Schiff und steuerte das Netz über Hebel und Räder. Er hatte die Ärmel seiner Lederjacke aufgekrempelt, sodass man das weiße Lammfellfutter sah. Neben ihm stand die Diamantenfresserin in ihrem Trainingsanzug. Vorn hatte sie eine blutrote Haarsträhne. Direkt hinter ihr klammerten sich die beiden Hasser an die Reling, in ihren Augen erwartungsvolle Zerstörungswut. Und hinter den Hassern drückte sich der silbergraue Hund an die Reling. Er war nur ein heimlicher Schatten.
    ›Das Luftschiff!‹, rief das Rosenmädchen. ›Noch können wir es vielleicht schaffen!‹
    Die kleine Königin nahm die Hände vom Gesicht. Ihre Augen waren groß und dunkel vor Furcht. ›Aber der Sturm wird uns in die falsche Richtung treiben!‹, rief sie.
    Das Netz senkte sich noch tiefer – und dann geschah etwas Unerwartetes. Ein Schrei ertönte, ein durchdringender, schrecklicher, trommelfellzerfetzender Schrei, der das Meer für eine Sekunde stillstehen ließ, als wäre es plötzlich in seiner Gesamtheit gefroren. Gleichzeitig hob sich das Netz urplötzlich wieder, der hölzerne Apparat fuhr seinen Arm zurück, und die riesigen Maschen fielen auf die dunklen Segel. Das schwarze Schiff hatte sich selbst gefangen.Es schien mit dem Netz zu kämpfen, bäumte sich auf, legte sich auf die Seite – die Wellen standen nicht mehr still, sie beutelten das Schiff jetzt, schlugen es hin und her – Taue rissen, Segel fielen von den Masten wie welke Blätter. Eines begrub die Diamantenfresserin unter sich, ein anderes die beiden Hasser, die sich mit ärgerlichem Gestrampel zu befreien versuchten. Doch wo war der Juwelenhändler?
    Das grüne Schiff segelte mit seinem einen weißen Segel davon, mitten durch den Sturm, und das schwarze Schiff blieb zurück, gefesselt wie ein großer Käfer in einem Spinnennetz.
    ›Der silbergraue Hund!‹, rief die kleine Königin. ›Wir müssen ihn von dem schwarzen Schiff holen!‹
    Sie wollte das gelbe Steuerruder drehen, das Schiff wenden, doch auf dem Weg zum Steuerrad stolperte sie über die weiße Katze, die wieder eingeschlafen war, und fiel der Länge nach hin. Das Rosenmädchen zog sie auf die Beine. Das Schiff schwankte und schaukelte nun nur noch leicht. Der Sturm legte sich.
    Und in einer

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