Maerchenhochzeit in Granada
wissen, wie es weitergeht. Als ich abgereist bin, habe ich die Miete für zwei Monate im Voraus bezahlt, aber ich muss mich entscheiden, was ich jetzt machen soll."
„Was gibt es da zu entscheiden?" fragte er leise. „Du bist meine Frau. Das hier ist dein Zuhause."
„Ja, natürlich, ich meinte nur ... Ich muss einiges regeln. Eigentlich wollte ich ja nach ein paar Wochen zurückkommen. Solange du in Sevilla bist, kann ich doch nach England fliegen." Sie lachte unsicher. „Ich glaube, ich habe einige Bücher aus der Bücherei, die ich längst hätte zurückgeben müssen."
Er schwieg und machte ein finsteres Gesicht.
„Ruf deinen Vermieter an", sagte er schließlich. „Er kann deine Bücher zurückbringen. Ich werde jemanden nach England schicken, der deine Sachen holt..."
„Nein, ich möchte nicht, dass ein Fremder in meinen Sachen herumwühlt. Und ich möchte mich von einigen Leuten verabschieden ..."
„Wirst du dich denn von ihnen verabschieden?"
„Natürlich", erwiderte sie schnell - zu schnell.
Sebastian schauderte. „Geh nicht, Margarita. Das können andere für dich übernehmen."
„Ich möchte es aber selbst machen."
„Also gut", lenkte er nach einem Moment ein. „Wann willst du abreisen?"
„Je eher, desto besser."
Noch am selben Tag brachte Sebastian Maggie nach Malaga zum Flughafen. Im Terminal nahm er ihr Gepäck und wartete, bis sie eingecheckt hatte. Dass er schreckliche Angst hatte, ließ er sich nicht anmerken.
Er begleitete sie, so weit er konnte. „Wie lange wirst du wegbleiben?"
„Ich weiß es noch nicht", brachte sie hervor. „Wie lange dauert so etwas?"
„Nicht sehr lange, wenn man so schnell wie möglich wieder nach Hause möchte. Ich frage mich, wie eilig du es hast."
„Sebastian ..."
„Kommst du zu mir zurück?" Er hielt ihre Hand fest.
„Was würdest du tun, wenn ich Nein sagen würde?"
Sebastian verstärkte seinen Griff. „Margarita ..."
Einige Leute drängten sich an ihnen vorbei, und dann erfolgte der letzte Aufruf.
Sebastian ließ ihre Hand los. Maggie wusste nicht, wie es geschah. Er streckte die Hand über die Absperrung nach ihr aus und blickte sie flehend an. Sie dachte, er hätte ihren Namen gerufen, doch sie war sich nicht sicher, und dann sah sie ihn nicht mehr.
Als das Flugze ug in London landete, wurde Maggie klar, wie sehr sie sich darauf freute, in ihre Wohnung zurückzukehren. Sie war klein und schäbig, aber es war der Ort, an dem sie sie selbst sein konnte.
Beim Eintreten hatte Maggie zunächst allerdings nicht das Gefühl, nach Hause zu kommen, denn es war kalt, und sie fröstelte. Schnell schaltete sie das Licht ein und drehte die Heizung auf.
Sofort wurde es wärmer. Sie sah sich um und versuchte, sich an dem Anblick ihrer persönlichen Dinge zu erfreuen.
Es gelang ihr jedoch nicht. Sie war nicht mehr dieselbe Frau, die sie bei ihrer Abreise gewesen war. Die Frau lebte in der Vergangenheit. Sie hatte Sebastian kennen gelernt, ihn unsympathisch gefunden, ihn herausgefordert und sich trotzdem zu ihm hingezogen gefühlt.
Nun stand sie auf einer Brücke. Die Zukunft war ungewiss, und die Vergangenheit hatte sie noch nicht losgelassen. Mit Sebastian hatte sie, Maggie, leidenschaftliches Verlangen erlebt und heftige Auseinandersetzungen geführt. Eigentlich hätte sie nicht mehr an ihn denken sollen, aber er war immer noch bei ihr. Bis vor kurzem hatte Roderigos Geist sie heimgesucht. Nun war es Sebastian, der sie nicht in Ruhe ließ.
Ständig tauchte sein Gesicht vor ihrem geistigen Auge auf. Manchmal wirkte es hart und vorwurfsvoll, wie in ihrer Hochzeitsnacht, als er ihr Vorhaltungen gemacht hatte. Dieser Ausdruck verschwand allerdings schnell - genau wie damals - und wich unverhohlener Besorgnis, Verwirrung und Zärtlichkeit. Dies war der Mann, der an der „Todeswand" bei ihr geblieben war. Roderigo hätte in so einer Situation verärgert das Weite gesucht.
Derselbe Sebastian war bei ihr, als sie es sich auf dem Sofa gemütlich machte und im Dunkeln Musik hörte. Sie erinnerte sich daran, wie sie in Sol y Nieve auf dem Sofa gesessen und er ihr die Füße abgetrocknet hatte.
Dies war der andere Sebastian, derjenige, den sie so gern kennen gelernt hätte. Und nun wurde ihr bewusst, dass sie ihn nicht einmal erkannt hatte.
„Ich musste dich verlassen, um mir darüber klar zu werden, wie sehr ich dich liebe", sagte sie leise. „Und wenn ich zu dir zurückkehre - werde ich dich dann immer noch lieben? Wie wirst du dann
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