Maerchenhochzeit in Granada
über das Problem geredet?
Jetzt ist es fast zu spät."
„Sie hat Angst vor dir."
Sebastian wirkte beunruhigt. „Das wusste ich nicht."
„Ist es wirklich zu spät?"
„Nächste Woche sind wir in Sevilla, weil das Parlament zusammentritt. Ich werde mit einigen Leuten reden."
In Sevilla lernte Maggie eine ganz neue Welt kennen. Nun waren es die anderen Parlamentsmitglieder, die sich um sie versammelten und sie kennen lernen wollten. Durch ihre Teilnahme an zahlreichen anstrengenden Dinnerpartys schaffte sie es, Sevilla zu „erobern", wie ihr Mann es nannte. Er war sehr stolz auf sie. Von Tag zu Tag schienen sie sich näher zu kommen.
Als sie drei Wochen später nach Hause zurückkehrten, hatten sie beide das Gefühl, dass sie das Schlimmste überstanden hatten.
Am Nachmittag traf Sebastian in der Casa Mayorez ein. Carlos erwartete ihn bereits.
„Ich weiß nicht; ob es richtig war, Sie anzurufen, Senor", sagte er nervös.
„Warum haben Sie mir am Telefon nicht einfach erzählt, was passiert ist?"
Carlos nahm eine Zeitung vom Tisch. Sie zeigte das Foto eines zwielichtigen, unrasierten Mannes, das Sebastian bekannt vorkam.
„Er ist es." Carlos deutete auf die Aufnahme. „Sein Name ist Miguel Vargas, und man hat ihn gerade wegen Mordes festgenommen. Man hat das Foto auch im Fernsehen gezeigt, und als mein Herr es gesehen hat, hat er sich furchtbar aufgeregt."
Sebastian betrachtete das Foto, und ihm wurde plötzlich kalt. Nun wusste er, woher er Miguel Vargas kannte - von Roderigo Alvas Verhandlung. Er war einer seiner Komplizen gewesen und hatte gegen ihn ausgesagt. Seinen Worten zufolge hatte Alva damit geprahlt, dass er die Casa Mayorez schon einmal ausgeraubt hätte - und Alva hatte es sofort zugegeben, denn seine Verteidigung hatte sich darauf gestützt, dass seine Fingerabdrücke im Haus von dem früheren Einbruch stammten.
„Er hat gesagt, es gäbe dort eine Menge zu holen und er würde noch mal hingehen", hatte Vargas behauptet. Allerdings hatte Alva es heftig bestritten. Die beiden Männer hatten eine heftige Auseinandersetzung im Gerichtssaal gehabt. Vargas war ein äußerst unangenehmer Mensch, doch niemand hatte an seiner Aussage gezweifelt.
„Wie sehr hat er sich aufgeregt?" erkundigte sich Sebastian.
„Er hat immer ,Er', ,Er' gesagt", erwiderte Carlos. „Ich habe ihn gefragt, was er meint, und er hat geantwortet: „,Er hat mich umgebracht.' Und dann hat er angefangen zu weinen. Immer wieder hat er gesagt: ,Er hat mich umgebracht.'"
Sebastian versuchte die Gedanken beiseite zu schieben, die sich ihm aufdrängten. Es war unmöglich. Denn wenn es stimmte...
Wenn es stimmte, hatte Roderigo Alva wegen eines Verbrechens im Gefängnis gesessen, das er nicht begangen hatte. Und das bedeutete ...
Sebastian riss sich zusammen und las den Artikel. Man hatte Miguel Vargas festgenommen, weil er vor Zeugen kaltblütig einen Polizisten niedergeschossen hatte. An seiner Schuld bestand genauso wenig ein Zweifel wie an der Tatsache, dass er allein wegen dieses Verbrechens bis ans Ende seines Lebens im Gefängnis sitze n würde. Nichts, was er, Sebastian, unternehmen oder nicht unternehmen würde, würde daran etwas ändern.
„Was soll ich tun, Senor?" fragte Carlos. „Ich habe überlegt, ob ich zur Polizei gehen soll, aber wenn ein kranker Mann nach vier Jahren einen Verbrecher identifiziert..."
„Würde man ihm kaum glauben", bestätigte Sebastian.
„Und sie würden meinen Herrn befragen und ihn noch mehr aufregen. Sollte ich ihm das nicht ersparen? Was meinen Sie, Senor?"
„Lassen Sie mich darüber nachdenken", erwiderte Sebastian. „In der Zwischenzeit sagen Sie nichts. Versuchen Sie, ihn nicht aufzuregen, und lassen Sie ihn nach Möglichkeit keine Nachrichten sehen. Ich melde mich wieder bei Ihnen."
Er verbrachte einen unruhigen Abend. Zum Glück hatten sie Gäste, und niemand merkte es.
Nachdem die Gäste gegangen waren, teilte er Maggie mit, dass er noch arbeiten wollte, und verbrachte die Nacht damit, in seinem Arbeitszimmer auf und ab zu gehen.
So, wie es aussah, bestand kein Zweifel daran, wozu er verpflichtet war. Wenn ein unschuldiger Mann zu Unrecht verurteilt worden war, hatte er ein Recht darauf, rehabilitiert zu werden, selbst wenn er tot war. Es war alles ganz einfach. Allerdings ...
Allerdings würde Maggie ihren Mann im Nachhinein mit anderen Augen sehen. Nun, da sie ihm, Sebastian, endlich näher gekommen war, würde sie etwas erfahren, das sie erneut auseinander
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