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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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Schmerz gewaltig aufschrie, und die Zunge heraussteckte; da biß sie ihm die Zungenspitze ab, daß er wüthend wurde, und die Maus überall suchen ließ, und selbst mit bloßem Degen suchen half. Die kleine Maus hatte indessen aber schon dem Prinzen Unhold das eine Auge fast ausgebissen, das er noch hatte. Da wurde auch dieser wüthend, und nahm seinen Degen, und rasete, so arg er nur konnte, im Schlosse umher, und hieb links und rechts um sich. Da schimpfte der Vater auf ihn, und schlug ihn mit dem Degen. Das wollte er aber nicht leiden, und hieb und stach nach dem Vater, und der Vater hieb und stach nach dem Sohne. Da rannten sie sich Beide den Degen durch den Leib, und blieben Beide auf der Stelle todt.

     
    Thränenblüthe wurde nun von dem Volke aus dem Kerker erlöst, und zur Königinn ausgerufen, weil sie so schön war, und so viel erlitten hatte, und weil ihr Vater auch ein König gewesen war. Die Mutter wurde nun wieder mit ihrer Tochter vereinigt, und hatten Beide große Freude, als sie einander sahen, und dankten der guten Fee mit herzlicher Rührung für die Hülfe und den Beistand, welchen sie ihnen mit so vieler Liebe und Theilnahme bewiesen hatte. Alle waren nun recht froh und glücklich, und blieben es bis an ihren Tod. Das machte, weil sie so gut waren, und sich nichts Böses zu Schulden kommen ließen.

     

     
25. Die singende Puppe.

     

     
    Es war einmal eine brave Frau, die hatte ein einziges Söhnchen, das hieß Tomy. Als sie nun auf dem Sterbebette lag, rief sie den achtjährigen Tomy zu sich, und sagte: »Höre, lieber Tomy, ich werde bald sterben; merke also wohl, was ich dir sage. Dort auf meiner Kommode steht eine Pappenschachtel, die trage, sobald ich todt bin, zu deiner Pathe, der guten Fee Klotilde. Sie wird sich deiner annehmen, und als Mutter an dir handeln; nur sey ihr ja recht gehorsam, mein Herzchen, und folge ihr auf den Wink.«

     
    Das versprach Tomy unter vielen Thränen, denn er hatte die Mutter sehr lieb, und es that ihm weh, daß sie bald sterben würde.

     
    Als nun die Mutter todt war, da nahm er die Schachtel auf den Kopf, und ging wehmüthig zu seiner Pathe, der Fee Klotilde, die in einem nahen Walde wohnte.

     
    »Liebe Frau Pathe,« sagte er, als er zu ihr in's Zimmer getreten war, »meine Mutter ist so eben gestorben, und da soll ich dir diese Schachtel bringen.«

     
    »Armer Tomy!« sprach die Pathe, »du hast nun keine Aeltern mehr, und bist ganz verlassen. Ich will fortan deine Mutter seyn, dich ernähren und kleiden, und einen braven Mann aus dir machen, wie dein seliger Vater war. Versprichst du mir aber auch, recht folgsam zu seyn?«

     
    »Ja, gewiß!« versicherte Tomy.

     
    »Eins aber muß ich dir ganz besonders anempfehlen,« fuhr die Pathe fort, »das merke dir wohl. Du darfst nämlich keinem Menschen etwas von dem sagen, was du in meinem Hause siehst und hörst, Kinder dürfen überhaupt niemals aus dem Hause schwatzen. Verstehst du?«

     
    »O ja, liebe Frau Pathe,« betheuerte Tomy; »ich kann schweigen, und will gewiß nichts ausplaudern, was ich bei dir sehe und höre.«

     
    »Nun, das ist brav, mein Kind!« sagte hierauf die Pathe; »wenn du Wort hältst, so sollst du es auch recht gut bei mir haben.«

     
    Bei diesen Worten küßte sie den kleinen Tomy, und setzte ihn an den Tisch, und gab ihm zu essen und zu trinken; die Schachtel aber trug sie in ihre Kammer.

     
    Tomy wurde von der gütigen Fee so liebreich behandelt, so viel gestreichelt und geküßt, daß er sich bald an die neue Mutter gewöhnte, und sich sehr wohl in ihrem Hause befand. Er war aber auch recht artig und folgsam, und lernte fleißig, und dann erst ging er hinaus in's Freie, und vergnügte sich mit andern Knaben, die am Eingange des Waldes zum gemeinschaftlichen Spiele zusammen kamen.

     
    Unter diesen Knaben waren zwei, die es ganz besonders mit Tomy hielten, und bald seine besten Freunde wurden. Beide waren Brüder, und die Söhne eines abscheulichen Menschenfressers, der auch in diesem Walde wohnte, und ein großer Feind der Fee Klotilde war. Das aber wußte Tomy nicht, denn sonst würde er nicht mit ihnen gespielt haben. Auch hatten diese jungen Menschenfresser nichts Gutes im Sinne; sie aßen schon für ihr Leben gern Kinderfleisch, und lauerten nur auf eine gute Gelegenheit, ihn zu erwürgen und zu fressen.

     
    Eines Tages erzählte ihnen Tomy, daß er seiner Pathe eine Pappenschachtel von seiner verstorbenen Mutter gebracht habe; was aber in der

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