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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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befahl ihnen, dem dummen Tomy die Puppe wegzunehmen, und sie ihm dann zu bringen. »Diese Puppe,« sagte er, »ist von großer Wichtigkeit: denn die Fee Klotilde verdankt ihr einen großen Theil ihrer Macht; ist sie aus ihren Händen, so kann sie mir weniger schaden. Die kleine Figur sollte bei Tomy's Mutter stumm bleiben bis zu ihrem Tode, dann aber zu Klotilden gebracht werden, und bei ihr anfangen zu singen; so lange aber die Puppe singen würde, sollte die Fee im Besitze der ganzen Macht seyn.«

     
    Die beiden jungen Unholde versprachen dem Vater, ihm die Puppe zu bringen, und warteten nur auf den Abend, wo Tomy sie ihnen zu zeigen versprochen hatte.

     
    Als es nun anfing zu dämmern, nahm Tomy das Zauberstäbchen, und schlug damit an den schönen Schrank, und nahm die Puppe heraus, und stellte sie auf den Marmortisch, der vor einem großen Spiegel stand. Es war, als ob die Puppe wüßte, daß sie ausgehen sollte; denn sie brachte ihre Haare in Ordnung, setzte ihren Kopfputz zurecht, warf sich einen schönen mousselinenen Shawl um, und fing wieder an zu singen, wie eine Nachtigall. Tomy sah ihr eine Zeitlang mit Vergnügen zu, dann nahm er sie auf den Arm, streichelte und küßte sie, ging mit ihr fort, schloß das Haus hinter sich zu, und suchte seine Kameraden auf.

     
    Diese waren schon alle versammelt, und erhoben ein großes Geschrei und Gelächter, als die Puppe anfing zu singen, zu tanzen, zu springen, und sich herum zu tummeln. Einer nach dem andern trieb seinen Scherz mit ihr, nahm sie auf den Arm, und ließ sie ihre Künste machen; Alle aber jauchzten über ihre Geschicklichkeit und bewunderten sie.

     
    Darüber war es aber Nacht geworden, und die Kinder gingen aus einander. Nur Tomy und die beiden jungen Menschenfresser waren noch allein zurück. Ehe sich aber Tomy versah, sprangen diese schnell mit der Puppe davon, und überbrachten sie ihrem Vater. Tomy lief und schrie und weinte ihnen nach, aber sie waren ihm schnell aus den Augen gekommen, und all sein Schreien und Weinen war umsonst – er erhielt die Puppe nicht wieder.

     
    Voller Angst und Unruhe ging er nun nach Hause zurück, doch als er an Ort und Stelle ankam, hilf Himmel! da war kein Haus mehr; das war in einen großen Schutthaufen zusammengestürzt. »O, ich Unglückskind!« schrie Tomy, »was habe ich gethan! Ich bin Schuld an dem Verderben meiner guten Mutter Klotilde; ich mag nicht länger leben, ich will sterben!«

     
    So sprach er, und lief in der Nacht durch Waldgesträuch und Dornengestrüppe fort, um einen Abgrund zu suchen, daß er sich hinabstürze. Während er so meinte und schluchzte, daß es einen Stein hätte erweichen mögen, begegnete ihm ein Mann, der redete ihn an, und sprach: »Was fehlt dir, Kleiner?« – »Ach,« antwortete Tomy, »ich bin sehr übel daran; ich habe die singende Puppe meiner lieben, guten Frau Pathe verloren.« – »Komm mit mir,« sagte der Mann, »du sollst deine Puppe wieder haben, ich weiß, wo sie ist.«

     
    Da ging Tomy mit, obwohl er den Mann nicht kannte, und ihm in der stockfinstern Nacht nicht einmal in's Gesicht sehen konnte. Sie kamen an ein Haus, das ganz wie eine alte Burg aussah. Der fremde Mann klopfte an, und als die Thür geöffnet war, stieß er den zitternden Tomy hinein. Dieser erschrak nicht wenig, als er beim Lampenschimmer seinen Führer näher betrachtete, und in ihm einen Mann von riesenhafter Gestalt erblickte, mit feuerrothen Augen, einem gräßlichen Gesichte, einem dicken, kohlschwarzen Barte. Auf dem Kopfe hatte er eine hohe Kosackenmütze mit einem Federbusch zur Seite, und unter dem schwarzen Mantel, in den er sich eingehüllt hatte, sahen zwei häßliche, stinkende Bocksfüße hervor. – Es war der Menschenfresser, der Vater seiner beiden Gespielen, die ihm die Puppe weggenommen hatten.

     
    »Sperre mir diesen kleinen bösen Buben unten in meinem Keller ein!« rief er seiner Frau zu; »er ist seiner Pathe ungehorsam gewesen, und hat sie unglücklich gemacht, dafür soll er jetzt gestraft werden. Und da ihm so viel an der singenden Puppe gelegen ist, so soll er sie wohl singen hören, aber sehen soll er sie nicht mehr.«

     
    Die Alte nahm hierauf den armen Tomy, der ganz erbärmlich weinte, beim Arm, und sperrte ihn in den stockfinstern Keller, wo er beständig die Puppe singen hörte, die nur durch eine dünne Bretterwand von ihm getrennt zu seyn schien.

     
    Da hatte nun Tomy Zeit, über seinen Ungehorsam nachzudenken. »Ach,« seufzte er, »was

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