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Märchenmord

Märchenmord

Titel: Märchenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Ultramegaextrahypereinsam. Man hatte sie im Stich gelassen. Sie verraten. Sie … Paulines rote Haare tauchten vor ihr auf…sie beschimpft.. . Dann doch wieder der Blick auf die Wohnung gegenüber .
    Most guys advertise By making eyes and telling lies Belogen, betrogen. Ihre erste große Liebe stand auf der Flopseite ihres Lebens. Andererseits … Ginas Gedanken verdrängten nun wieder Katie Melua aus dem Bewusstsein. Große Liebe wie Romeo und Julia, Julien und Najah war offenbar lebensgefährlich. Sie, Gina aber war nicht tot. Niemand hatte versucht, sie mit einem Dolch zu erstechen. Noch nicht! Und sie hatte auch nicht die Absicht, an gebrochenem Herzen zu sterben. Das, was sie jetzt fühlte, war nur ein Anfall von Liebe, ein gefährlicher Psychovirus, der sich im Herzen und im Verstand festsetzte. So etwas wie Malaria. Gerade in der Pubertät hoch ansteckend. Aber es würde vorbeigehen. Es musste vorbeigehen. Sie hatte noch genügend andere Sorgen: Stress mit den Eltern, Krise in der Freundschaft, einen Großvater, der nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte, eine Mutter, die mit einem Lackaffen ausging. Das war ’ne ganze Menge, dafür dass sie Ferien hatte. Es war vielleicht keine Story, aus der Opern oder Märchen entstanden, aber diese Probleme waren Wirklichkeit. Und die große Liebe? Sie musste einfach warten. Große Liebe musste Widerstand überwinden. Najah und Julien konnten sich auch nicht sehen, nur Briefe schreiben. Briefe. Hey! Sie hatte noch die Briefe in ihrem Rucksack. Sie rannte in den Flur, wo ihr Rucksack neben der Kommode lag. Das Bündel, eingewickelt in das blaue Tuch, befand sich ganz unten. Ja, sie wusste, das war falsch. Sie rollte den Stoff langsam auseinander. Der Packen Briefe fiel heraus. Insgesamt fünf. Gina nahm sie mit in den Salon, setzte sich auf das Fensterbrett und begann zu lesen. Briefgeheimnis hin oder her. Irgendwie ging es ja noch immer um Leben oder Tod, und wenn die Polizei nicht bereit war zu helfen, musste man die Gesetze übertreten. Wie Noah, der lediglich zu den Papierlosen gehörte, weil er sonst keine Chance im Leben hatte.
    •

Einundzwanzi g
    Liebste Najah,
    ich sitze allein am Strand, denn ich muss nachdenken. Es ist früh am Morgen. Die beste Zeit, um Entscheidungen zu treffen. Stell dir vor, die Wellen, der Himmel, der Sand. Du und ich. Ich habe das Gefühl, dass das Meer mir allein gehört.
    Gina blickte auf. Sie sollte das nicht lesen. Sie würde nichts finden, das ihr weiterhelfen würde, das Najahs Mörder belasten könnte. Doch sie wollte nicht aufhören. Genauso gut könnte man ihr verweigern, ein Buch bis zum letzten Satz zu lesen, das Ende eines Filmes zu schauen.
    Ich kann an nichts anderes denken als an dich. Wenn ich morgens aufstehe, mich anziehe, Zähne putze, esse, trinke. Wenn mein Vater mich strafend anblickt, denke ich, warum sieht er nicht in meinen Kopf, mein Herz? Hört er nicht den einen Gedanken: Najah! Najah! Najah! Ich habe Angst, verrückt zu werden vor Sehnsucht.
    Und dann fragt meine Mutter, warum dieses Mädchen? Hier am Strand laufen so viele hübsche Mädchen herum. Muss es diese eine sein? Dann sage ich nur: »Ja.« »Warum?«, fragt sie. Und ich antworte: »Ich weiß es nicht.« Und weiß es doch nur zu gut. Weil du meine Worte erkennst, noch ehe ich sie gesprochen habe. Weil du mich umgekehrt siehst, von innen nach außen. Weil du mir Dinge sagst, die wie die Sterne für die Seefahrer sind. Du gibst die Richtung vor. Ja, ich weiß, du lächelst jetzt und meinst, das sei Kitsch. Allein schon, wie du dieses Wort aussprichst. Kitsch. Das macht mich verrückt. Meine Mutter meint, ich sei zu jung für die Liebe und es könnte nie gut gehen. Als hätte ich eine Wahl. Oh, sie weiß nicht, wie vernünftig ich bin, wenn ich mit dir zusammen bin. Sie ahnt nicht, dass ich dich noch nie geküsst habe. Sie meinen es nur gut, erklärst du. Deine Familie meint es nur gut mit dir und dass ich darüber glücklich sein soll. Du weinst und sagst, ich habe niemanden mehr, der sich um mich sorgt, und wir dürfen nicht zu viel verlangen vom Leben. Aber ich verlange so viel, weil ich nicht anders kann, Najah. Und ich weiß, dass du mich in diesem Augenblick brauchst. Dass du geflohen bist, fliehen musstest wegen mir. Und da erwarten alle, dass ich hier sitze und abwarte? Ich habe meiner Mutter davon erzählt. Alles, was sie sagte, war, misch dich da nicht ein. Das sind andere Menschen, andere Sitten, eine andere Kultur. Aber keine anderen

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