Märchenprinz Sucht Aschenputtel
erinnerte Tanya sie beide und hob ihren Notizblock hoch.
„Manchmal lassen sich Arbeit und Vergnügen verbinden“, sagte er lächelnd.
„Na, hoffentlich ist das nicht auch dein Motto im OP.“
Lachend und einladend hob er das leere Glas hoch.
Eigentlich sollte sie bei der Arbeit keinen Alkohol trinken. Aber dann willigte sie doch ein. „Na gut, aber höchstens ein Glas.“
Während er ihr einschenkte, betrachtete sie ihn verstohlen. Er hatte für das Abendessen mit seiner Familie einen Anzug angezogen, es sich jetzt aber bequem gemacht. Krawatte und Jackett hatte er abgelegt und die Ärmel des weißen Hemdes bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt. Er war frisch rasiert, und der Hauch seines herben Rasierwassers lag in der Luft.
Schon jetzt geriet ihr Vorsatz ins Wanken, diesen Abend als Arbeitstermin und nicht als Date zu betrachten.
Aber wahrscheinlich hätte andere Kleidung auch keinen Unterschied gemacht. Der Mann übte einfach eine unglaubliche Anziehungskraft auf sie aus, die sie sich nicht erklären konnte. Aber er war unerreichbar, das durfte sie auf keinen Fall vergessen.
Tate reichte ihr das Glas und lehnte sich mit einem tiefen, erleichterten Seufzer im Stuhl zurück.
„Harter Tag?“, fragte Tanya nach einem Schluck Wein.
„Anstrengendes Abendessen.“
Die Dienstboten redeten darüber, dass es in der Familie Spannungen gab, seit Tates Mutter gestanden hatte, dass ihr jüngster Sohn Charlie in Wirklichkeit ein Foley war. Die Details kannte keiner, aber alle wussten, dass Charlie daraufhin vorzeitig zum College zurückgekehrt und Eleanor für ein paar Wochen verreist gewesen war.
Da Tate nichts weiter dazu sagte, trank sie noch einen Schluck Wein.
„Also, wie weit willst du in die Vergangenheit zurückgehen?“, fragte er schließlich und deutete auf die Alben.
Sehr gut, er kommt gleich zur Sache, dachte Tanya, obwohl sie etwas enttäuscht war, dass er heute keine Lust zum Plaudern hatte.
„Ich habe heute recherchiert und mir überlegt, wie ich vorgehen will“, sagte sie. „Zuerst würde ich mir gern einen Überblick über die Familiengeschichte verschaffen.“
„Ganz wie du willst.“
„Offenbar hat die Fehde mit Gavin Foley und Harry McCord angefangen …“
„Meinem Großvater.“
„Dann sollten wir da einsteigen.“
„Also gut, beginnen wir mit Harry McCord“, sagte Tate, setzte sich auf und griff nach den Alben. Das Album, welches er aufschlug, zeigte alte Schwarz-Weiß-Fotografien von einem Mann, der große Ähnlichkeit mit ihm hatte. „Hier steht mein Großvater vor den Silberminen, die den Grundstein für McCord Jewelers und letztendlich auch für das Vermögen der McCords gebildet haben.“
Tanya blätterte durch die Seiten. Es gab fünf Minen, alle mit einem großen Stein neben dem Eingang, mit unterschiedlichen Symbolen gekennzeichnet.
„Kann ich ein paar der Fotos haben?“, fragte sie. „Ich lasse sie einscannen und gebe sie dann sofort zurück.“
„Klar, warum nicht?“, stimmte Tate zu und löste die gewünschten Bilder vorsichtig aus dem Album.
„War dein Vater Einzelkind?“, fragte sie weiter.
„Nein, der ältere von zwei Brüdern. Mein Onkel Joseph lebt in Italien. Du kennst doch Gabby, seine Tochter? Meine Cousine?“
Gabriella McCord war ein berühmtes Fotomodell, dessen Gesicht in jedem Hochglanzmagazin auftauchte.
„Ich kenne ihren Namen“, sagte sie. „Wie jeder andere auch. Aber ich habe ehrlich gesagt nie darüber nachgedacht, wie sie mit euch verwandt ist.“
„Onkel Joseph ist ihr Vater. Meine Großmutter ist bei seiner Geburt gestorben.“
„Dann hat dein Großvater ihn und deinen Vater Devon ganz allein großgezogen?“
„Ja, das kann man so sagen. Mein Vater hat immer erzählt, dass er sie von klein auf mit zu den Minen geschleppt hat. Wenn sie nicht gerade in der Schule waren, mussten sie ihm in den Silberminen helfen.“
Er griff nach dem nächsten Album und blätterte es durch, bis er zu einem Foto kam, das Harry McCord vor einem Juweliergeschäft zeigte.
„Das war der erste McCord-Laden“, erklärte er.
Tanya sah sich das Foto genauer an. Mit den jetzigen Schmuckgeschäften des McCord-Imperiums, die man an ihren Marmorportalen, den dicken Teppichen, verspiegelten Wänden und Ledersesseln erkannte, hatte das einfache Schaufenster wenig gemein. „Ihr habt klein angefangen und viel erreicht“, bemerkte sie.
„Das ist meinem Vater und Blake zu verdanken. Ich hatte nichts damit zu tun.“
„Ich würde auch gern
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