Märchenprinz Sucht Aschenputtel
in eine Welt, die anders ist als seine. Aber wenn er genug davon hatte, würde er in seine gesellschaftlichen Kreise zurückkehren – und das höchstwahrscheinlich Arm in Arm mit Katie Whitcomb-Salgar.
Da spielte es auch keine Rolle, was er ihr jetzt alles erzählte.
Als sie zu Hause angekommen waren, stieg Tate nicht gleich aus. Nachdem er den Motor abgestellt hatte, wandte er sich ihr zu und legte den Arm über Tanyas Kopfstütze.
„Ich muss morgen Vormittag zur Visite, aber gegen Mittag bin ich wieder da. Wollen wir am Nachmittag über die Fehde mit den Foleys und die Legende um den Diamanten reden?“
Trotz allem musste sie lächeln. „Ja, gern.“
„Wann passt es dir?“
Weil es unhöflich war, mit ihm zu sprechen, ohne ihn anzusehen, wandte sie sich ihm zu – und saß ihm plötzlich so nah gegenüber, dass sein Mund viel zu dicht bei ihrem war. Nur zu lebhaft erinnerte sie sich an den Kuss von letzter Nacht.
„Komm doch diesmal du zu mir“, schlug sie vor. „Meine Mutter hat gesagt, dass morgen Nachmittag die Elektriker kommen, um am Pool die Lichter für die Party aufzuhängen. Und die Pavillonzelte sollen auch aufgebaut werden. Ich glaube, mitten in dem Chaos würden wir nicht zum Arbeiten kommen.“
„Du weißt besser als ich, was in unserem Haus vorgeht.“
„Das ist ja auch die Aufgabe von JoBeth. Und sie wird auch die ganze Zeit unterwegs sein, um alles zu überwachen. Wenn du zu mir kommst, mache ich uns etwas zum Mittagessen, und dann setzen wir uns hinten auf die Terrasse. Dort ist es ruhig.“
Tate lächelte erfreut. „Du willst für mich kochen?“
„Das ist ja wohl das Mindeste, was ich für dich tun kann. Schließlich lädst du mich ständig zum Essen ein. Erwarte aber nicht zu viel – ich mache nur einen Snack, damit wir etwas zu beißen haben, während du mir von den Leichen im Keller der McCords erzählst.“
„Ach ja, die Leichen …“
Doch obwohl sie jetzt alles für den nächsten Tag abgesprochen hatten, rührte er sich nicht vom Fleck, sondern sah sie nur weiter an.
„Wenn ich kein McCord wäre, sondern ein Kollege von dir oder jemand, den du bei einem Bericht kennengelernt hast – würdest du mir dann eine Chance geben?“, fragte er plötzlich.
Das kam unerwartet. Sollte Tanya lügen und Nein sagen? Oder sollte sie sich mit der Wahrheit weit, weit aus dem Fenster lehnen? „Unter anderen Umständen würde ich dir wahrscheinlich eine Chance geben“, meinte sie bedächtig.
Er ließ die Hand von der Kopfstütze in ihren Nacken gleiten und spielte mit den lockigen Haarsträhnen, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatten. Sofort bekam sie eine wohlige Gänsehaut. „Wenn wir unter anderen Umständen eine Chance hätten, dann sollten wir doch auch so eine haben.“
Seine Stimme klang verführerisch. Spätestens jetzt hätte Tanya aussteigen und fliehen sollen, bevor die Sache außer Kontrolle geriet.
Doch sie blieb sitzen und schmiegte das Gesicht in seine Hand, als er ihr sanft über die Wange streichelte.
Dann küssten sie sich wieder. Heute war der Kuss schon vertrauter, und sie gaben sich ihm beide atemlos hin. Tate legte die Hand in ihren Nacken und zog Tanya enger an sich. Als ihre Zungen sich trafen, konnte sie sich nicht länger zurückhalten. Sie erwiderte den Kuss mit derselben Intensität und ließ sich von der Leidenschaft davontragen.
Tate umarmte sie und zog sie noch näher, und auch sie schlang ihm die Arme um den Nacken. Nur die Mittelkonsole verhinderte, dass ihre Oberkörper sich berührten. Jetzt tat es Tanya leid, dass er mit dem Kuss nicht gewartet hatte, bis er sie zur Tür brachte.
Doch dann hätte ihre Mutter sie vielleicht gesehen …
Der Gedanke an JoBeth versetzte ihrer Leidenschaft einen Dämpfer, auch wenn sie sich gleichzeitig mit jeder Faser ihres Körpers nach mehr sehnte.
Trotzdem – die Dinge ließen sich nun mal nicht ändern. Er gehörte zu den McCords, und das durfte sie auf keinen Fall vergessen.
Deshalb ließ sie die Arme sinken, legte die Handflächen auf seine Brust und schob ihn sanft von sich, um ihm zu zeigen, dass sie aufhören mussten. Allerdings nicht so weit, dass der Kuss sofort endete. Das überließ sie Tate, der das Zeichen zwar verstand und sich zurückzog, aber so langsam und widerwillig, dass er damit beinahe wieder ihre guten Vorsätze ins Wanken brachte.
Schließlich gab er sie seufzend frei.
„Wir müssen daran denken, dass ich die Tochter der Haushälterin bin und du …“, flüsterte sie.
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