Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchenprinz Sucht Aschenputtel

Märchenprinz Sucht Aschenputtel

Titel: Märchenprinz Sucht Aschenputtel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VICTORIA PADE
Vom Netzwerk:
sehen.“
    „Habe ich einen schlechten Einfluss auf dich?“ Es war wohl nicht ganz ernst gemeint, denn er lächelte.
    „Genau“, bestätigte sie lachend. „Aber das stört sie nicht so sehr. Als ich klein war, sieben oder acht, hat sie mich dabei ertappt, wie ich mir an euren Fenstern die Nase platt drückte – symbolisch gesprochen –, und davon träumte, dass ich eigentlich in eurem Haus wohnte. Mom hat mir den Kopf gewaschen und mich gründlich davon kuriert. Sie wollte mir klarmachen, dass mein Leben nie so aussehen wird wie eures – wie das Leben der meisten Menschen. Und jetzt hat sie Angst, dass ich wieder anfange zu träumen, weil ich so viel Zeit mit dir verbringe.“
    „Wie hat sie dich davon kuriert?“
    Tanya lächelte bei der Erinnerung daran und stellte gleichzeitig fest, wie unverschämt gut Tate in dem gedämpften Licht des Bistros aussah. Er hatte wohl keine Zeit mehr gehabt, sich zu rasieren, als er aus dem Krankenhaus kam, und auf seinem Kinn zeigten sich dunkle Bartstoppeln. Dadurch wirkte er verwegen und so attraktiv, dass all ihre guten Vorsätze schon wieder ins Wanken gerieten …
    „Wie hat sie mich davon kuriert …“, wiederholte sie, weil sie nun tatsächlich ins Träumen geraten war und dabei den Faden verloren hatte. „Sie hat mich fortgeschickt, um das richtige Leben kennenzulernen.“
    „ Echte Menschen, das richtige Leben … scheint mir ein Muster zu sein“, sagte er lächelnd.
    Tanya ging nicht darauf ein, sondern fuhr fort: „Für dich ist euer Leben ja vielleicht Alltag, aber für die meisten anderen Menschen sieht der ganz anders aus. Und meine Mutter wollte, dass ich diese Welt kennenlerne und mich darin zurechtfinde. Ich sollte lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Deshalb hat sie mich an den Wochenenden, in den Schulferien und an allen Feiertagen zu meinen Großeltern geschickt, auch wenn sie selbst nicht mitkommen konnte.“
    „Dann leben deine Großeltern also in der Wirklichkeit?“
    „Bevor sie in Rente gingen, waren sie ganz normale Werktätige – mein Großvater arbeitete auf dem Bau, meine Großmutter als Pausenaufsicht an einer Grundschule. Und bei ihnen habe ich erlebt, was ich innerhalb der Mauern eures Anwesens nie hätte lernen können, obwohl ich nur die Tochter der Haushälterin war und keine McCord.“
    „Nämlich?“
    „Ich habe erlebt, wie es ist, wenn man jeden Cent umdrehen muss, weil man eben nicht mietfrei wohnt und in der Küche der McCords genug abfällt, dass eine Mutter und ihre Tochter davon gut leben können.“
    Sie versuchte, sich nicht davon ablenken zu lassen, dass Tate sie unverwandt ansah und an ihren Lippen hing. Allerdings war es ungemein schmeichelhaft, dass er sich so auf sie konzentrierte …
    „Ich habe miterlebt, wie es ist, wenn jemand einen Arbeitsunfall hat und dadurch einen Teil seines Einkommens verliert“, fuhr sie fort. „Ich habe gesehen, dass Arztkosten die ganzen Ersparnisse auffressen können, dass man darüber sogar sein Haus verlieren kann und nicht mehr weiß, wie es weitergeht …“
    „Ist das deinen Großeltern passiert?“, fragte er erschrocken.
    „Nur zum Teil. Das mit dem Haus waren ihre Nachbarn, die zu ihrem Sohn in eine kleine Wohnung ziehen mussten, als sie das Geld für die Hypothek nicht mehr aufbringen konnten. Trotzdem war es erschütternd, auch wenn wir nicht direkt betroffen waren. Aber auf diese Weise habe ich erfahren, wie es in der Schicht zugeht, in die ich geboren wurde. Meine Großeltern haben auch dafür gesorgt, dass ich Dinge erfahre, vor denen meine Mutter mich abschirmen wollte …“
    „Nämlich?“
    „Wie schwer es für meine Mutter war, als mein Vater uns verlassen hat und sie mich allein großziehen musste. Er hat nie Unterhalt gezahlt. Ich war damals zwei Jahre alt. Meine Erinnerung fängt erst an, als wir schon bei euch auf dem Grundstück wohnten. Ich habe bei euch in der Küche gespielt oder im Park, wenn meine Mutter bei der Arbeit war. Ich hatte keine Ahnung, was sie davor durchmachen musste, bevor sie die Stelle bei euch bekam. Und wie leicht es für einen Mann ist, seine Familie im Stich zu lassen, nie einen Cent zu bezahlen und sich einfach aus dem Staub zu machen.“
    Tate hatte inzwischen sein Sandwich aufgegessen und zerknüllte die Frischhaltefolie zu einer Kugel. Doch dann lehnte er sich zurück, legte einen Arm über die Rückenlehne seiner Sitzbank und schien es mit dem Aufbruch nicht eilig zu haben.
    „Seltsam, mir kommt es so vor, als wärst du

Weitere Kostenlose Bücher