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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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davonschwankten.
    Sie schüttelte sich, deprimiert wegen der billig aufgeputzten schäbigen Straße, die vom hellen Morgenlicht zu deutlich sichtbar demaskiert wurde. Sie ging weiter, Sandkörner klebten an ihren Sohlen fest und knirschten laut auf der angerauhten Oberfläche des Plastbeton-Bürgersteigs.
    Ein Mann knallte Faltgitter zur Seite und kam gähnend und einen Schlauch hinter sich herziehend auf die Straße heraus. Noch immer gähnend, drückte er mit dem Daumen auf den Verschluß der Düse und spritzte einen Wasserstrahl auf den Gehweg vor seinem Laden, um den dortigen Rinnstein vom angesammelten Schmutz freizuschwemmen.
    Aleytys verzog das Gesicht, als Tropfen brackigen Wassers auf ihre Stiefel sprühten. Sie waren staubig und schlammverkrustet, aber das war sauberer Schmutz. Sie schüttelte sich bei dem Gedanken daran, daß sich in den Rinnsteinpfützen Flüssigkeiten und Schlamm mischten.
    „Paß auf, wohin du das Ding hältst.“ Sie funkelte den untersetzten Mann an.
    Er drehte sich um und starrte sie an. Er hatte pelzige, graue Augenbrauen und einen kahlen Schädel. Die Brauen wackelten hoch und schoben die glatte, gesprenkelte Haut auf seinem Schädel zu welligen Runzeln zusammen. Aleytys merkte plötzlich, daß sie vergessen hatte, die Sprache zu wechseln und in Cathl Maes geredet hatte.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Vergiß es“, sagte sie in Interlingua.
    Er drehte den Wasserstrahl ab, bis sie an ihm vorbei war, dann machte er sich wieder an die Arbeit, die Frontseite seines Ladens sauberzuspritzen.
    Einer nach dem anderen kamen die Ladenbesitzer dieses Bereichs der Sternenstraße heraus, schauten die Straße hinauf und hinunter und schrien einander Beleidigungen zu. Obwohl die Bars fest verriegelt und dunkel blieben, machten die anderen Ladenbesitzer ihre Lokalitäten langsam zum Geschäft bereit, allerdings ganz offensichtlich ohne jede Eile. Die Stille der Stadt begann sich mit Stimmen zu füllen. Kleine Gruppen, die sich sammelten und wieder auflösten, hier und da ein schläfriges Nörgeln und ein paar anerkennende Töne, als Aleytys vorbeiging.
    Gelegentlich schaute Aleytys im Vorübergehen in Schaufenster. Plunder aller Art, glänzend und billig, um die Blicke des durchreisenden Besuchers einzufangen. Geschnitztes Holz und Stickerei aus den Dörfern der Ebenen. Spitzenbänder. Leuchtende Bänder. Drogen. Enthaarungsmittel. Verpackte Lebensmittel. Faden und Zwirn. Reparaturkästen. Messer. Werkzeuge. Gewehre. Pornographie. Bücher. Juwelen. Der Laden eines Kräuterhändlers, dessen Symbol – ein Etui mit Akupunkturnadeln – als selbstleuchtende Plastik über der verstaubten Tür hing, Ginseng-Wurzeln, die in einer unbekannten, bernsteingelben Flüssigkeit neben Schlangenhäuten und anderen undefinierbaren Blättern und Pulvern in Regalen im Fenster standen. Sie verweilte vor dem vergitterten Fenster, starrte in das halbdunkle, staubige Innere, war fasziniert von den fremdartigen Darstellungen auf fliegendreckbefleckten Diagrammen.
    Dann trug die Brise den Geruch einer gekochten Mahlzeit heran. Sie verspürte plötzlich Heißhunger. Mit immer schneller ausschreitenden Füßen folgte sie dem treibenden Duft, eilte die Straße entlang, an anderen Läden, anderen Wesen – menschlichen und nichtmenschlichen – vorbei, ignorierte alles im zunehmenden Drang ihres Hungers.
    Ein Schild leuchtete schwach, seine strahlenden Farben im Wettstreit mit dem Sonnenlicht kränklich geworden. Bei Bran. Ein Name? Das Stahlrollo war zu einer kompakten Stange über dem Eingang hochgezogen, den – einem Regenschleier gleich – auf Schnüre aufgereihte lackierte Samenkörner verdeckten. Der Perlenvorhang klapperte laut, als sie die Schnüre beiseite schob und in das warme, wohlriechende Innere trat.
    „Eine Minute, Schätzchen. Laß die alte Bran ihre Pasteten zum Brutzeln bringen.“
    Aleytys begab sich an die lange Theke und glitt auf einen hohen Hocker ohne Lehne. Die Theke war ein massives Stück Holz, eine Handbreit dick, mit einem eingehängten Teil, damit Bran in den kleinen, quadratischen Raum herausgehen konnte, in dem mehrere Tische auf einem frischgebohnerten Boden standen, deren hölzerne Platten derselben Pflege und Mühe wegen, wie sie auf die Theke verwendet waren, glänzten.
    Bran war eine wuchtige Frau, eher groß als fett, ihre Haut glatt und straff über darunterliegende Muskeln gespannt. Sie stand da, den Rücken zum Schankraum gewandt, und ließ Blätterteigfladen in sprudelnd

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