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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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heißes Öl fallen, Pasteten, die in ihren großen, wohlgeformten Händen klein aussahen. Ihr Haar war silbrig weiß, dicht und straff, zu zwei Zöpfen geflochten, die in hübschen Windungen über die langen Ohrläppchen gezogen waren. Große, kunstvolle Ohrringe baumelten neben ihrem starken Hals herunter: sie schaukelten mit einer Feinheit, die absurd mit der Aura gewaltiger Kraft kontrastierte, die der alten Frau anhaftete.
    Als die letzte Pastete ordentlich in der Pfanne plaziert war, begann die Wasserkanne auf dem Ofen blubbernd zu pfeifen. Bran packte mit einer Hand einen Lappen, mit der anderen einen Cha-Topf. Sie kippte das kochende Wasser über die krausen, gerollten Blätter, wodurch sie den anderen quälenden Gerüchen, die den Laden erfüllten, den frischen, strengen Duft ziehenden Chas hinzufügte.
    Zwei Wochen lang hatte Aleytys Trockenbrot hinuntergewürgt, das älter und älter geworden war. Hatte geräuchertes Fleisch mit abgestandenem, lauwarmem Wasser hinuntergespült. Sie lachte. „Wenn ich nicht bald etwas zu essen bekomme, Despina, werde ich über dich herfallen.“
    Die alte Frau gluckste. „Ich bin zu zäh für deine zarten Beißerchen, Schatz. Was willst du denn haben?“
    Aleytys zog eine Handvoll Münzen aus ihrer Jackentasche. „Hängt von deinen Preisen ab“, murmelte sie und tippte mit einem Zeigefinger auf ihren spärlichen Geldvorrat. „Eine Tasse Cha für den Anfang.“
    Bran fischte einen Becher unter der Theke hervor und füllte ihn mit der dampfenden, bernsteinbraunen Flüssigkeit. „Einen halben Drach.“
    „Ah – und diese Rollen?“ Sie zeigte auf eine Pyramide mit Nußrollen, die auf einer Platte, die auf einem Regal neben dem Ofen stand, hoch angehäuft waren. Rollen, die von goldbrauner Glasur glitzerten, mit Nüssen überkrustet waren und den quälenden Hefeduft frischgebackenen Brots verströmten.
    „Drei Stück einen halben Drach.“
    „Dann nehme ich drei.“ Sie schnupperte anerkennend in Richtung der Fleischpasteten, die sich im Öl knusprig färbten. „Und die da?“
    „Einen Drach das Stück.“
    „Ich nehme zwei davon, wenn sie fertig sind.“ Sie zählte die Münzen hin und steckte den Rest in ihre Tasche zurück.
    Bran stellte den Teller mit den Rollen vor sie hin und wandte sich wieder den Pasteten zu, drehte sie mit schnellen Ruckern ihrer Spachtel herum. Dann goß sie einen Becher Cha für sich selbst voll und lehnte sich gegen die Theke, nippte und sah selbstzufrieden zu, wie Aleytys in das heiße, leichte Brot biß. „Gut?“
    Aleytys schluckte und leerte ihren Mund mit einem Schluck Cha. „Sehr. Hast du sie gemacht?“
    „Hatte immer eine gute Hand für Pasteten und Brot“, schnaufte sie. „Die Pasteten sind in ein paar Augenblicken fertig.“ Sie ließ ihren Becher auf der Theke zurück, nahm einen geflochtenen Drahtschöpfer hoch, fischte die Pasteten aus dem Öl und ließ sie ordentlich auf ein Trockengestell gleiten. „Du bist neu hier. Bedienst du die Besatzung eines Schiffes, oder arbeitest du auf der Straße?“
    „Momentan keines von beiden.“
    Bran ließ die Pasteten zum Trocknen liegen und nahm ihren Becher auf. Als die schärferen Forderungen ihres Hungers befriedigt waren, nahm sich Aleytys Zeit, ihre Gastgeberin zu mustern. Die Augen der alten Frau waren schräg gestellt, mandelförmig, schwarz wie Kohle und strahlten vor von Fleisch umhüllter Lebensaktivität. Ihr Gesicht war breit, die Züge waren grob, aber noch attraktiv. Das einzige wirkliche Zeichen ihres Alters waren die winzigen Runzeln, kaum einen Millimeter tief, die sich in olivfarbenen Schatten über ihre dunkle, ockerbraune Haut über Schläfen und Kiefer zogen; in den Augenwinkeln waren sie ein bißchen tiefer, ebenso um die Lippen, wenn sie lächelte.
    Die schwarzen Augen taxierten Aleytys. „Du gibst nie ein Straßenmädchen ab, Süße. Nicht fleischig genug, außerdem siehst du zu intelligent aus. Aber wenn du dich gut herausputzen würdest, könntest du in einem Haus gehobener Klasse einen gewaltigen Aktivposten darstellen. Nicht, daß man ein solches in der Sternenstraße fände. Gehst du auf den Hügel?“ Sie ruckte mit dem Kopf nach hinten, Richtung Klippe, die über ihrem Laden aufragte.
    „Nein!“
    „In Ordnung, freut mich zu hören. Gibt nicht viele Sternenschiffe, die mit Frauenmannschaft herkommen.“ Aleytys zuckte mit den Schultern.
    „Vom Schiff abgesprungen, hmm? Nun, du hast dir dafür eine schlechte Welt ausgesucht, Süße. Die

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