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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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„Swardheld, wenn ich ihn nur ansehe, könnte ich kotzen. – Was machen wir?“ Mit dem Messer in der Hand sprang er sie an.
    Swardheld übernahm nahtlos. Er schwenkte seitwärts weg, so daß ihn das Messer um Haaresbreite verfehlte, und bevor sich Lovax von seiner Überraschung erholen konnte, knallte er dem blassen Mann seinen Ellenbogen gegen die Kehle und zertrümmerte ihm den Kehlkopf. Lovax brach zu einem knochenlosen Auseinandergespreiztsein zusammen, zuckte noch ein- oder zweimal, erschlaffte dann vollkommen, den Mund wie zu einem lautlosen Schrei offen, die Augen geweitet, entsetzt; schrecklich starrten sie zu Decke hinauf.
    Swardheld stand über ihm. „Auf gewisse Art ist es unfair, Lee. Dein Aussehen täuscht sie immer.“ Er durchsuchte die Taschen, bis er den Schlüssel fand, und Aleytys war froh, daß sie momentan keine Kontrolle über ihren Körper hatte, da sie sich entsetzlich elend fühlte. Swardheld schüttelte seinen Kopf. „Ich hoffe, du gewöhnst dich nie daran, Freyka.“ Er setzte sich in Bewegung, schloß die Tür auf und trat hinaus. Als er die Tür schloß, murmelte er: „Aber du mußt zugeben, daß wir in der Sternenstraße ganz schön aufräumen.“ Er tastete sich die Treppe hinunter und auf die Straße hinaus. „Ich bleibe in Aktion, bis wir Tintins Haus erreicht haben. Diese Gassen sind trügerisch.“
    Er bewegte sich schnell; nachdem er um mehrere Ecken gebogen war, warf er den Schlüssel auf einen Abfallhaufen. Aleytys fühlte sich unbehaglich. Die gewundenen Gassen verwirrten sie. „Du weißt, wo’s langgeht?“ flüsterte sie besorgt.
    „Verdammt, Freyka, denkst du, ich bin blind? Ich hab auf den Weg aufgepaßt, als er uns hierherbrachte.“
    Sie war erleichtert, als er endlich auf die Sternenstraße hinauskam, die zum Sternenhafen führte. Swardheld lehnte sich gegen die Wand und gab die Kontrolle über ihren Körper auf. Zum ersten Mal hatte Aleytys Schwierigkeiten, sich wieder einzufinden. Der Körper sackte in die Knie und sie fiel beinahe aufs Gesicht, landete in einem Wirrwarr aus Papier und Essensresten, bevor sie es schaffte, sich wieder einzupassen. Sie überquerte die Straße zur Doppeltür von Tintins Haus hin fast im Laufschritt, und rieb sich dabei nervös über die Unterarme. Sie hielt einen Moment lang inne, straffte das Gesicht, versuchte, wieder zu Atem zu kommen, dann ging sie hinein.
    Als sie eintrat, schaute Tintin auf. „Vor ein paar Minuten hat ein Mann nach dir gefragt. Wenn du dir deinen Unterhalt auf dem Rücken verdienen willst, dann verschwinde und such’ dir eine andere Bleibe. Ich will damit nichts zu tun haben.“
    Aleytys schniefte. „Du brauchst deine Federn nicht zu plustern. Ich hausiere nicht damit.“ Sie wandte dem mürrischen Gesicht den Rücken zu. Hinter ihr wurde die Tür aufgestoßen, und die drei RMoahl wollten eintreten. Mit einem wütenden Keuchen sprang Tintin auf und fegte – unterwegs wortreich protestierend – durch die Diele. Aleytys kicherte, war den Vorurteilen des alten Mannes zum ersten Mal dankbar.
    Ihr Zimmer lag im dritten Stock, und Tintin hielt nichts davon, Geld für Aufzüge auszugeben. Sie seufzte vor Erleichterung, als sie die letzte Stufe hinter sich gebracht hatte und den Flur entlanggehen konnte. Ein heißes Bad für ihren wunden Körper, dann Bett und Schlaf. Ein gutes, gemütliches Doppelbett mit viel Platz, um sich herumzuwerfen, wenn ihr danach war. Und die ganze Welt und all ihre Probleme für eine kleine Weile vor der massiven Tür ausgesperrt.
    Der enge Flur war schlecht beleuchtet. Tintin hielt auch nichts davon, Geld für zusätzliche Beleuchtung auszugeben. Sie achtete nicht sonderlich darauf, wohin sie ihre Füße setzte, und stolperte unvermittelt über ein nasses, widerspenstiges Etwas, das in der Mitte des abgenutzten Teppichs lag.
    Ein Körper. O Gott, was sonst! Was sonst an diesem verdammten, endlosen Tag. Keuchend fiel sie auf die Knie und berührte den Mann. Sie fühlte einen schwachen Lebensfunken. Sie beugte sich tiefer. Blut quoll noch träge aus den schweren, klaffenden Wunden in seinem Brustkorb und Bauch. Aber keine Zeit zu verschwenden. Sie bewegte die Finger, beschwor ihren Willen, ihren schmerzenden Geist, sich auf das Tosen ihres symbolischen Kraftflusses zu konzentrieren und drückte, als sich die Heilkraft in ihrem Zentrum sammelte und durch ihre Arme entlangbrauste, die Hände auf die Wunden, um das schwarze Wasser in sie hineinströmen zu lassen, während sie darum

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