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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Waffe auf mich richten und mich auf euer Schiff schleppen?“
    „Das wäre wirkungslos.“
    „Ihr habt verdammt recht. Wie weit würdet ihr kommen?“ Sie machte eine Handbewegung, die den Raum umschloß. „Es gibt hier einige Leute, die etwas dagegen haben könnten.“ Sie blickte zur Tür. Der graue Mann hatte einen Begleiter bekommen, einen großen, hageren Burschen mit dunklem Haar und glänzender, dunkler Haut. Er war in eine zerknitterte, mattschwarze Weste und eine ausgebeulte enge Hose gekleidet und sah aus wie ein in ein Leichentuch gehüllter Besenstiel. Während sie hinübersah, ging Grey an ihr vorbei und hinaus, ohne ihr einen Blick zuzuwerfen. Der magere Spion folgte ihm. Sie runzelte die Stirn.
    „Du machst dir das Leben wesentlich leichter, wenn du mit uns kommst.“
    „Was? Oh.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Unser Schiff wartet. Entschließe dich, Bernstein. Wir kriegen dich – so oder so.“
    „Nein. Ich habe noch gewisse Dinge zu erledigen. Und ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens in einem staubigen Loch abzusitzen.“
    „Das Diadem gehört uns.“
    „Nun, verdammt, ich hab’s nicht gestohlen. Warum, zum Teufel, sollte ich für eure Unfähigkeit büßen!“
    „Du bist uns in den Weg gekommen, also trägst du die Folgen deines Tuns. Das Diadem gehört dem RMoahl.“
    „Es gehört dem Träger. Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was es wirklich ist?“
    Sensayii klickerte ungeduldig mit seinen Zangenklauen. „Was spielt das für eine Rolle? Wir geben niemals etwas auf, das uns gehört.“
    „Ihr offenbart euer Unwissen. Das Diadem ist kein Ding …“ Sie betrachtete ihn über den Rand ihres Glases hinweg. „Nein, ich habe unrecht. Ihr wißt viel mehr darüber, als ihr sagen wollt.“
    Sensayiis Fühler rollten sich rasend schnell zusammen und wieder auseinander, und die Härchen seiner orangefarbenen Troddeln bewegten sich wie Gras unter einem starken Windhauch. Die anderen beiden waren sichtlich betroffen und rutschten nervös auf den gepolsterten Sitzbänken umher, die Dryknolte für ihre nichtmenschliche Anatomie passend besorgt hatte.
    Angesichts ihres fortgesetzten Schweigens fuhr Aleytys fort: „Ihr wißt sehr wohl, daß das Diadem kein simples Schmuckstück ist. Ihr habt drei Seelen in eurer verdammten Schatzkammer gefangengehalten. Was für eine Antwort gebt ihr ihnen auf vierhundert Jahre vollkommener Langeweile?“
    „Drei!“
    Aleytys zuckte mit den Schultern und trank aus dem Glas. Sie blickte zur Tür. Der kleine Mann saß im Schatten, unbemerkt und unauffällig. Sie zog die Nase kraus und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem RMoahl zu. „Sie sind absolut dagegen, in diese Langeweile zurückzukehren. Wir haben schon einmal gegen euch gekämpft und gewonnen.“
    „Du hattest Unterstützung.“
    „Ich werde immer Unterstützung haben. Ich kann Hilfe sogar aus den Steinen unter euren Füßen herbeirufen. Erinnert ihr euch an Lamarchos?“ Ihr Lächeln verblaßte. „Ich kann das Herbeirufen nicht immer unter Kontrolle behalten, RMoahl. Treibt mich zu weit, und es werden Menschen sterben, egal was ich will.“
    „Dann komm.“
    „Nein.“ Sie stand auf. „Einen guten Abend, Despoites. Dryknolte hofft, daß euch euer Aufenthalt in seinem Haus gefallen hat.“
    Sie ging davon, den Kopf erhoben, die Schultern gerade, obwohl ihre Knie zitterten, als hätte sie Angst, zu stolpern. Sie schob sich auf einen Hocker und legte die Hände flach auf die Theke. Dryknolte kam herüber. „Ich brauche ein Glas Wein“, sagte sie schnell.
    Er goß den Wein für sie ein. „Sie belästigen dich?“
    „Nein.“
    „Deine Hände zittern.“
    „Ich mag keine Spinnen.“
    „Du solltest keine häßlichen Dinge ansehen müssen.“ Seine Stimme war weich geworden, und er streckte seine Hand aus, und streichelte die glatte Haut auf ihrem Handrücken.
    Sie zuckte mit den Schultern und bewegte den Arm. „Ich werde es überleben.“ Sie schluckte den Rest des Weins hinunter und winkte dem Schauspieler. „Wer jetzt?“
    „Die beiden dort drüben. Einer ist ein Schiffskapitän. Der andere der Bordarzt.“
    Sie kicherte. „Ich sollte dich diese Trinkgelder teilen lassen, Schauspieler.“ Sie schwang sich vom Hocker. „Also los.“
    Der Rest des Abends verging ohne Vorfall. Die RMoahl saßen bewegungslos da und beobachteten sie unablässig. Der kleine graue Mann saß unbeachtet auf der Bank neben dem Ausgang. Die Blicke aus Dryknoltes gelben Augen folgten ihr überallhin.

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