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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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daß ihr Gesicht über dem seinen hing. „Muß ich direkt nach Wolff reisen?“
    „Warum?“
    „Es gibt einen Ort, den ich gern … den ich besuchen muß. Nur für eine kleine Weile. Ein paar Stunden.“ Ihre Finger schlossen sich zu Fäusten. „Eine Welt namens Jaydugar.“
    „Nie davon gehört. Wo liegt sie?“
    „Eigentlich weiß ich das gar nicht mehr. Sie hat eine Doppelsonne. Horli ist groß und rot, nimmt die Hälfte des Himmels ein. Hesh ist viel kleiner. Eine blaue Sonne mit schädlicher Strahlung. Die rote Sonne verdeckt die blaue etwa alle zwanzig Tage. Ich würde herauskriegen müssen, wie man Jaydugar-Tage in Standard umrechnet, nehme ich an. Es gibt einen Wasserstoffschleier, der die beiden verbindet. Würde das ausreichen, um das System zu lokalisieren?“
    „Muß es durch den Computer jagen und sehen. Du kennst die Koordinaten nicht?“
    „Ich habe nicht an Koordinaten gedacht, als ich aufbrach. Eigentlich hatte ich vor, nie mehr zurückzukehren. Tja … Vielleicht ist das nicht wahr … Aber ich dachte nicht, daß ich zurückkehren könnte.“ Sie seufzte. „Meine Leute wollten mich wegen meines bösen Geistes verbrennen.“
    „Und du willst zurückkehren?“
    „Ich muß. Vor gar nicht so langer Zeit habe ich einen Sohn geboren. Ich möchte ihn sehen.“
    Beim Heben seiner Augenbrauen seufzte sie. „Es ist eine lange und komplizierte Geschichte. Ich wurde von einer verrückten Frau, die sich mit meinem Sohn absetzte, als Sklavin verkauft. Ein Mann, der mein Liebhaber war, ist ihr gefolgt.“ Sie lächelte traurig. „Er sollte meinen Sohn zum Vater des Jungen bringen, da nur eine geringe Chance bestand, daß er mich finden konnte, nachdem er den Jungen zurückgeholt hatte. Wenn er ihn überhaupt zurückholen konnte.“
    „Ich nehme an, wir könnten die kleine Abweichung vom Kurs machen. Wenn diese deine Welt nicht zu weit von der Route entfernt liegt. Ich werde mit unserem Kapitän sprechen.“
    „Danke.“
    „So. Zurück zu dem Ungeheuer auf dem Hügel.“
    Aleytys rieb die Hände über die Augen. „Ich bin müde. Verdammt. Wenn ich eine Art Zuflucht hätte, könnte er meinetwegen ruhig kommen. Wenn er meinen Körper und meine Talente entschlossen genug will. Wenn er dem Keimen so nahe ist, wie ich glaube.“
    „Er braucht nur seine Leute zu schicken, um dich zu holen.“
    „Deshalb die Zuflucht. Es gibt eine Insel, draußen, in der Bucht. Wenn ich dorthin kommen könnte …“
    „Was würde das nützen? Gleiter, mein Mädchen.“
    Sie kicherte. „Telekinese, Grey. Was passiert mit einem Gleiterantrieb, wenn plötzlich ein paar notwendige Teile versagen?“
    Sie stieß einen Arm hoch und ließ die Hand wie einen Gleiter herumsausen. „Zap! Im Wasser.“ Sie stieß die Hand auf das Bett herunter, traf so fest auf die Bettdecke, daß die Hand wieder hochhüpfte.
    „Empathin. Heilerin. Telekinetin. Was noch?“
    „Linguistin. Instinktiver Übersetzer in meinem Kopf. Tut verteufelt weh, wenn der anspringt.“
    „Mein Gott, Frau.“
    „PSI-Freak, meinst du.“
    „Nein, verdammt.“ Er ruckte hoch, beugte sich über sie, die Hände zu beiden Seiten ihres Kopfes aufgepflanzt. „Ich bin vielleicht ein bißchen neidisch auf deine Fähigkeiten, aber diese Denkweise …“ Sein Mund verzog sich, als würde er etwas Fauliges schmecken, etwas, das er ausspucken wollte. „Ich hasse sie. Sie verursacht mir Magenschmerzen.“ Er sank auf seine Ellenbogen hinunter und streichelte über ihr Gesicht, lächelte sie an. „Ich wollte mit dir schlafen. Wenn dir der Gedanke nicht gefällt …“ Er bewegte seine freie Hand, um das Haar aus ihrem Gesicht zurückzustreichen. Dann streichelten seine Finger immer wieder über ihre Wange, bis ihr Atmen kürzer wurde. „Ich hatte Angst zu fragen.“ Sein Lächeln wurde breit. „Wenn dir nicht danach ist, kremple mir nicht das ganze Nervensystem um. Ein einfaches Nein genügt.“
    Mit einem kleinen Seufzer des Glücks ergriff Aleytys seine Hand, zog sie über ihren Mund und küßte die Innenseite mit zitternden Lippen.

 
9
     
     
    Der schattige, gewundene Korridor endete abrupt in strahlender Helligkeit. Einen Augenblick lang war die gleitende weiße Gestalt der Synwedda im bogenförmigen Ende gerahmt, dann konnten sie einen Teil dessen sehen, was wie ein strahlend erhellter Garten aussah.
    Es war ein großer Innenhof im Zentrum des Tempels. Eine sonnengewärmte Rasenfläche. Weinstöcke mit sich purpurn färbenden Früchten rankten in anmutigen

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