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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ihres Verstandes.
    „Sie wissen über den Direktor Bescheid … Sie werden warten … beobachten … hoffen …“
    Als sie wieder erwachte, lag er auf dem Bauch neben ihr; er atmete schwer durch den Mund, sein grobes, schwarzes Haar fiel über seine Augen. Sanft strich sie die Haare zurück, lächelte zart, als er im Schlaf unzusammenhängend murmelte. Vorsichtig, damit sie ihn nicht weckte, manövrierte sie sich aus dem Bett.
     
    Es waren nicht viele Kunden in Brans Garküche, denn es war heller Vormittag. Aleytys glitt auf den Hocker und unterdrückte ein Gähnen. Bran goß Cha in einen Becher und stellte ihn vor sie. „Schwere Nacht?“
    „Du weißt nicht einmal die Hälfte.“ Sie nippte an dem Cha und genoß den belebenden Geschmack der heißen Flüssigkeit. „Ich denke, ich esse auf meinem Zimmer. Wickle mir ein paar Pasteten ein … Mhmmm … etwa fünf, denke ich. Ich fühle mich wie ausgehöhlt. Und hast du einen Liter-Behälter für heißen Cha?“
    „Im Ernst?“
    Aleytys nickte. „Ich habe gewisse Leute satt und will sie eine Weile nicht mehr um mich herum haben.“
    Bran nickte. Sie blickte immer wieder über die Schulter zu Aleytys zurück, während sie die Pasteten geschickt in plastiküberzogenes Papier wickelte. Stumm legte sie das Päckchen vor Aleytys hin, drehte sich dann um und füllte den Literkanister mit heißem Cha.
    Der kleine graue Mann warf eine Münze auf die Theke und schlich aus dem Laden.
    Aleytys wischte mit einer Hand über das Gesicht, grub dann in ihrer Tasche nach Geld. Als Bran mit ihren langen, schönen Händen die Münzen von der Theke fegte, blickte sich Aleytys um. Der Spion ging am Fenster vorbei, schlenderte die Straße entlang davon.
    Sie entspannte sich. „Lovax wird dich nicht mehr belästigen.“
    „Warum?“
    „Er ist letzte Nacht an mich geraten. Er schleppte mich in seine Höhle. Da liegt er jetzt. Sehr tot.“ Sie lachte unsicher. „Noch ein paar Tage, und er wird anfangen zu stinken. Dann wird es jeder wissen.“
    „Ich verstehe. Wie Henner.“
    „Sehr wie Henner.“ Sie nahm das Essen und rutschte vom Hocker. „Eine verrückte Nacht. Ich töte nicht gern.“ Sie durchquerte den Raum, hielt am Perlenvorhang an, um traurig zu Bran zurückzusehen. „Ich töte wirklich nicht gern.“
     
    Grey stand am Fenster und sah hinaus, als Aleytys die Tür öffnete und eintrat. Sie hielt ihre Päckchen hoch. „Komm und setz dich. Ich habe auch für dich Essen mitgebracht.“
    „Verdammt, Bernstein.“ Er schnellte mit seiner Hand zum Fenster hin. „Wen, zur Hölle, glaubst du, mußt du füttern?“
    „Mich.“ Aleytys stellte ihre Last auf die Frisierkommode. „Bring mir den Becher – er steht neben dem Bett.“
    „Das alles?“
    „Ich hab doch gesagt, ich bin hungrig.“ Sie nahm den Becher, füllte ihn mit Cha. „Hier.“ Sie riß das Papier auf und reichte ihm drei Pasteten und einige Papierservietten. „Ich hatte eine ereignisreiche Nacht.“ Sie biß in eine Pastete, genoß das volle, fleischige Aroma.
    Grey saß am Fußende des Bettes und nippte vom Cha. Die Fleischpasteten lagen – in die Papierservietten eingeschlagen – auf der zerknautschten Bettdecke. Seine Hand senkte sich, bis die warme Unterseite des Bechers auf seinem Oberschenkel ruhte. „Du hast das bekanntgemacht?“
    Sie schluckte und nahm einen kleinen Schluck Cha aus dem Plastikbecher. „Zu viel Eitelkeit, Grey. Du bist nicht der Mittelpunkt meiner Welt. Es scheint, als hätte ich gestern … gestern Nacht eine prominente Gestalt von der Sternenstraße töten müssen. Bevor ich hierhergekommen bin.“
    Mit hochgezogenen Augenbrauen faltete Grey eine Pastete aus und verzehrte sie schnell und geschickt. Er wischte die Krümel von seinen Fingern. „Wen?“
    „Lovax. Er hatte die Absicht, mich für gewisse Dienste abzurichten.“
    „Und du hast ihn getötet.“
    Sie nickte und senkte den Kopf, da ihr bei der Erinnerung daran schlecht wurde. Hastig, um den schlechten Geschmack in ihrem Mund hinunterzuspülen, trank sie den Cha-Becher leer. Sie füllte ihn wieder, bevor sie weitersprach. „Er geriet in Panik und ging mit einem Messer auf mich los. Ich möchte nicht darüber reden.“
    Er sah auf das Omnicron an seinem Handgelenk. „Du wirst zu spät zur Arbeit kommen.“
    „Ich gehe, wenn ich mich entsprechend fühle. Dryknolte wird ungeduldig. Er kann allein weitermachen. Wie ist Wolff?“
    „Kalt. Etwa zweimal so schwer wie diese Welt.“
    Sie streckte sich und gähnte.

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