Maeve
„Hört sich gut an. Als ich den Fuß das erste Mal auf diese Schlammkugel gesetzt habe, habe ich mir fast die Nase aufgeschlagen. Schwer, gerade aufrecht zu stehen. Stolpere andauernd über meine eigenen Füße.“ Sie schnupperte an dem Cha, seufzte vor Vergnügen, trank dann ein Schlückchen. „Das, was du über Wolff sagst, erinnert mich an meine Heimatwelt. Im Winter lag der Schnee meist höher als das Dach eines dreistöckigen Gebäudes. Und man spürte einen anständigen Zug an den Muskeln. Nicht wie hier, wo man wie auf Daunen hüpft.“
Er nickte kurz, sein Gesicht vor Interesse angespannt. „Du wirst Wolff mögen. Ich setze meine Winter jederzeit gegen die deinen. Die Stürme kommen über die Ebenen heruntergefegt wie eine Wand mordendes Eis und gefrieren alles, über das sie sich wälzen. Wir graben uns ein und lassen sie sich wälzen. Es ist eine gute Zeit.“ Er lächelte und aß die letzte Pastete; dachte an die warme Geborgenheit des Winters. „Dann gibt es eine Zeit des Friedens, wenn wir durch die Kruste hinausbrechen und einen lauten, manchmal flegelhaften Haufen bilden, der in Schneebooten von Haus zu Haus fährt. Verdammt, es ist eine gute Zeit.“
„Wie sind die Sommer?“ Aleytys tupfte den Mund mit einer Serviette ab und nippte am Rest des Cha. „Meine waren ein Standardjahr lang und heiß genug, um einem die Haare vom Kopf zu sengen.“ Ihr Mund zog sich zu einem kläglichen Lächeln hoch. „Obwohl ich eine Menge Welten kennengelernt habe, seit ich wegging, bekomme ich noch immer ein ungutes Gefühl, wenn ich nur eine einzelne Sonne am Himmel sehe.“
„Ein Jahr lang Sommer.“ Er schüttelte seinen Kopf. „Übertrieben, Bernstein. Jetzt wollen wir uns dem Sommer auf Wolff wie ein Kenner nähern.“ Er lächelte sie an, während er fettige Hände an den Servietten abwischte. „Halte sie kurz. Halte sie intensiv. Man kann Dinge wachsen sehen, sogar das Obst heranreifen sehen. Eine Menge harte Arbeit. Noch mehr harte Spiele. In der Sommerzeit geht man nicht zu Bett. Nun, nicht viel. Du wirst sehen.“ Er starrte an ihrer Schulter vorbei, zur Wand. „Eine harte Welt und eine arme Welt. Wir brauchen so viel, um unser Leben gerade noch einigermaßen mehr als erträglich zu machen. Aber es gab nichts, womit wir das bezahlen konnten, was wir brauchten. Keine Schwermetalle. Keine Industrie. Nichts außer dem, was wir herstellen und anbauen konnten. Manches Jahr gab es nicht genug für jeden. Manches Jahr verhungerten ganze Familien. Den einzigen Quell, den wir hatten, war unser Volk.“ Seine Augen konzentrierten sich wieder auf sie, knitterten sich vor Vergnügen zu schmalen Schlitzen. „Hartnäckige Bastarde, wir alle. Kennen jeden Schlich, um zu überleben, sind von einer Besessenheit nach Rätseln erfüllt. Sag mir ein Rätsel …“ Seine Blicke glitten über Aleytys, strahlend und neugierig. „Und ich zerreiße mir den Hintern, um es zu lösen.“
Ohne auf diesen Hinweis zu achten, warf Aleytys den Wegwerfbecher in den Kübel und stopfte die gebrauchten Servietten hinterher.
„Bist du damit fertig?“ Sie zeigte auf die Papierservietten neben seinem Knie. Auf sein Nicken hin sagte sie: „Wirf sie herüber. Ich nehme an, die Jäger-Genossenschaft ist die Antwort deiner Welt auf die Hungersnot.“
Er knüllte die Servietten zu einer Kugel zusammen und warf sie zu ihr herüber. „Richtig. Vor etwa drei Generationen schlugen wir uns mühsam durch einen Jahreszyklus, in dem die Ernten schlecht ausfielen und eine Menge guter Leute starben. Ein junger Mann namens Elro Rohin schlug sich mit Methoden, über die er später nie viel redete, nach Universität durch. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt dort kam er mit der Idee der Jäger-Genossenschaft an und schaffte es schließlich, seine Kontakte so zu nutzen, daß er einen kleinen Zuschuß bekam. Schickte eine Handvoll Freunde aus, um ein paar Rebellen auf einer Gesellschafts-Welt aufzuspüren. War erfolgreich. Ein anderes Mal stellte er ein Erkundungskommando für eine neu entdeckte, barbarische Welt. Brachte einen umfassenden Bericht heraus, als alle umkamen. So ging es eine Weile weiter, wurde größer und größer, da sein Ansehen wuchs. Er war kein bewundernswerter Mann, aber wir verdanken ihm eine Menge.“ Er lehnte sich vor, grinste. „Ende des Vortrages. Tut es dir leid, gefragt zu haben?“
Sie hörte seinen Stolz aus der gezwungenen Heiterkeit heraus. Daß er sich überhaupt zeigte, war Beweis der Tiefe seiner
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