Maeve
wir ihn vorher erwischen.“
„Wie wählt der Parasit …“ Sie legte sich die Lippen und starrte auf Finger, die wieder zu zittern begannen. „Wie wählt er seine neuen Wirte aus? Irgend jemanden, der zur kritischen Zeit zufällig in der Nähe ist?“
„Warum?“
„Sag’s mir nur.“
„Marishe hat mir erzählt, daß er sich die gesündesten und intelligentesten Exemplare der Wirtskörper-Spezies aussucht. Sie auf Eis legt, bis sie gebraucht werden.“
„Das erklärt …“ Sie kaute auf der Unterlippe und legte die Hände flach auf die Oberschenkel.
„Du weißt etwas.“
„Ich glaube, er ist bald bereit zu keimen.“ Sie stieß sich auf die Füße hoch und begann, im Zimmer umherzuschreiten, ging dann wieder zum Fenster. Sie schob den Vorhang zurück und starrte blind hinaus, in den Regen, der in Strömen herunterkam. Hinter sich hörte sie das Bett knarren. „Laß mich ein paar Sekunden nachdenken, Grey. Sei geduldig. Ich muß überlegen …“ Sie ließ die Worte verklingen. Das Bett knarrte erneut, als sie sich wieder setzte.
„Shadith“, murmelte sie. Die purpurnen Augen öffneten sich, das spitze Gesicht der Sängerin materialisierte. „Hast du gehört? Man hat deine Lieder gefunden. Weißt du irgend etwas darüber?“
Der Strahlenkranz heller Locken zitterte heftig, als Shadith ihren Kopf schüttelte. „Meine Lieder könnten auf hundert Welten sein, Lee. Ich habe nie von diesem abscheulichen Ding gehört. Es ist Chu Manhanu, nicht wahr?“
„Ich glaube, ja.“
„Mhmm. Das ist ein Problem. Er ist oben, auf dem Hügel und wird verdammt auf keinen Fall in deine Nähe kommen, bis die Zeit des Keimens gekommen ist.“
Swardhelds Gesicht entstand um schwarze Augen herum. „Geh, hol ihn. Je mehr Zeit du verschwendest, desto mehr Zeit bleibt ihm, seine Abwehrkräfte aufzubauen.“
Aleytys runzelte die Stirn. „Wie?“
„Stürmen und einnehmen. Wir können es schaffen.“ Swardhelds tiefe Stimme bebte vor Ungeduld. „Wer kann uns schon aufhalten? Du weißt verdammt gut, was Harskari alles kann. Du und Shadith, ihr könnt mit Schlössern und Schutzschirmen zurechtkommen. Und ich kann das Kämpfen übernehmen. Was brauchst du sonst noch?“
„Informationen.“ Harskaris kühle Stimme schnitt durch ihre zunehmende Erregung. Ihr schmales Gesicht war ärgerlich. „Swardheld, du neigst dazu, dich wie ein Bulle durch gewisse Situationen durchzuboxen. Das klappt manchmal, vorausgesetzt, es gibt keine Überraschungen. In diesem Fall aber wäre es eine Katastrophe!“
„Verdammt, Frau, was glaubst du, wieviel Zeit wir haben? Willst du einige weitere Ewigkeiten damit zubringen, in der Asche einer ausgebrannten Welt zu sitzen? Ich nicht!“
„Es muß nicht soweit kommen. Aleytys, ich glaube, daß du den Direktor aus seiner Hochburg herauslocken kannst. Er will dich haben, und er ist sich seiner selbst noch immer sicher, trotz allem, was im Wald geschehen ist.“
„Und er weiß nicht, daß ich von dem Parasiten weiß.“ Bei dem Gedanken an eine solche Invasion fühlte Aleytys Galle in der Kehle aufsteigen. „Schon gut. Es muß eine Menge ausgetüftelt werden. Besser, ich rede mit Grey.“
Sie drehte sich um und bemerkte seinen neugierigen Blick. „Frag nicht“, sagte sie ruhig. Den Mund zu einem grimmigen Strich gefestigt, rückte sie auf dem Bett höher, bis sie in Brusthöhe Greys saß. „Ich bin ziemlich sicher, daß ich den Wirt kenne.“
„Wer ist es?“
„Chu Manhanu. Der Gesellschafts-Direktor dieser Welt.“
„Sicher?“
„Du hast den Spion gesehen, der mir nachschleicht. Ich konnte nicht verstehen, weshalb er sich die Mühe machen sollte. Manhanu, meine ich. Wenn er über mich verärgert gewesen wäre, hätte er nur zu befehlen brauchen, daß ich hinausgebracht werde. Mich verfolgen zu lassen, ergab einfach keinen Sinn.“
„Ist das alles, was du hast?“
„Nein. Er hat eine doppelte Aura, als würden zwei Seelen in seinem Körper wohnen. Eine wird schwach und schwächer, die andere ist wie ein Rammbock.“
„Empathin.“ Er streckte sich auf dem Bett aus, bis er flach lag, und lächelte zu ihr hinauf. „Daran habe ich nie gedacht.“
„Schwindler. Du hast die ganze Zeit über vorgehabt, meine Fähigkeiten einzusetzen, die ganze Zeit: seit ich dich zurückgelassen habe, um mein Bad zu nehmen.“
Er gluckste. „Empathin. Punkt zugestanden.“
„Also läßt mir Manhanu diesen Knilch nachschleichen, damit er dieses Stück erstklassiges Fleisch nicht aus
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