Maeve
dem Kaffa-Rücken, meine ich … Ich weiß nicht, wie lange es in dieser Umgebung dauern kann.” Er machte eine Geste zum Wald hin. „Da ist ein Ruß, die reguläre Handelsroute von der Maes. Er führt zum Meer, wohin du ja wolltest.” Er zeigte zur Sonne hoch, senkte seine Hand wieder, bewegte die Finger, um das Fließen des Baches zu zeigen. „Dieser Bach scheint zu dem Fluß zu führen.
Wir könnten ihm folgen. Andererseits liegt das Meer ziemlich genau östlich von hier. Aber ich bin nie über den Boden hier und dort gegangen.”
„Mhm.” Sie streckte sich und gähnte. „Ich stehe nicht unter Zeitdruck. Jedenfalls nicht so sehr. Wir halten uns besser an den Bach, solange er dorthin führt, wohin wir wollen.”
5
Gwynnor kniete neben dem rauchenden Feuer und bewegte sich automatisch, um den umherwehenden aromatischen Stößen auszuweichen, die aus dem feuchten Holz hervorwallten. Er beobachtete, wie die Sternenfrau ächzte, als sie sich aufsetzte, ihre Decke abwarf, sich streckte, gähnte, mit den Händen über ihr zerwühltes Haar fuhr. Dann wurde ihr Gesicht schlaff, da ihre Aufmerksamkeit nach innen gerichtet war.
„Auf die Füße, Freyka.” Swardhelds schwarze Augen bellten ihr den gutgemeinten Befehl zu.
Aleytys erstickte ein weiteres Gähnen. „Was, zum Teufel…”
„Dein Training fängt an.” Das Gesicht, das in der Finsternis schwebte, blickte sie finster an. „Wir haben es kaum diesen Berg herunter geschafft. Du bist weich wie Butter, Aleytys.”
Aleytys stöhnte, als wunde Muskeln protestierten, taumelte auf die Füße. „Ich weiß, daß du es ernst meinst, wenn du meinen vollen Namen gebrauchst. Was habe ich zu tun?”
„Zuerst aufwärmen.” Seine Stimme war ein behagliches Schnurren in ihrem Kopf. „Dann gehen wir ein paar Übungen durch. Tu deine Arm- und Beinmuskulatur aufbauen. Und Flexibilität. Und das Atmen, Liebes.”
Gwynnor sah zu, wie sie sich bückte und aufrichtete, hüpfte und herumschwang, wie sie ihren Körper durch eine Reihe von Kreisbewegungen zwängte, die Schweiß über ihr Gesicht herunterströmen und den Atem zwischen ihren Zähnen durchpfeifen ließen.
Dann kochte das Cha-Wasser. Er riß den Topf vom Feuer und goß das dampfende Wasser über die gekräuselten Cha-Blätter. Dann sah er ihr wieder zu, fragte sich, warum sie es tat. Sie lag flach auf dem Rücken, die Arme gerade von den Schultern ausgestreckt, dann riß sie ihren Körper zu einem Vau, die Finger ausgestreckt, um die Zehen zu berühren, das Gesäß diente als Drehpunkt. Seine Körpermitte tat ihm allein vom Zuschauen weh. Er schüttelte den Kopf und goß den Cha in zwei Becher.
Aleytys kam zum Feuer herüber; sie rieb sich die Arme. „Und nach all dem muß ich auch noch marschieren.” Sie nahm einen Becher und nippte dankbar von der heißen Flüssigkeit.
„Warum machst du es dann?” Während sie noch mehr Cha trank, faltete er ein gewachstes Tuch von ein paar Laiben Trokkenbrot ab. „Warum erschöpfst du dich, bevor ein langer Tag überhaupt anfängt?”
Sie rieb mit einem Finger neben der Nase. „Muß meinen Körper wieder in Form bekommen. Einige Male dachte ich an der Klippenwand, ich würde es nicht bis hinunter schaffen.”
Ein großes Insekt mit grünlich-grauen Flügeln flatterte unbekümmert an ihrer Schulter vorbei und landete auf einem wächsernen Ast, der von einer sternförmigen Masse von Blättern umgeben war. Es ließ sich nahe ihrer Schulter, in Kopfhöhe, nieder. Sie riß einen Brocken Brot ab und kaute an dem zähen Bissen, während sie zusah, wie sich das Insekt auf Zwirnsfadenbeine erhob und an der Knospe schnüffelte.
Seine Flügel waren von dunkelgrüner Grundfarbe, mit einem grauen, flockigen Pulver, das in konzentrischen Wirbeln über die oberste Oberfläche ausgebreitet war. Seitlich des knolligen Kopfes sah sie zwei tiefe Löcher, die sie zuerst als Augen mißverstand.
Aber es waren Tastflecken, voller Tausender feiner, feiner Haare.
Während sie zusah, durchstachen die sich seitwärts bewegenden Kiefer die Knospe und befreiten eine Flut würzigen Duftes. Sie beugte sich näher. „Gwynnor?”
Er schüttete Wasser auf die Holzkohle, scharrte dann Erdreich über das Feuer, versetzte den Waldboden peinlich genau wieder in seinen natürlichen Zustand. Als er damit fertig war, kam er zu ihr herüber; sie war ganz aufgeregt, beugte sich über die sich öffnenden und schließenden Flügel, während das Insekt gierig an der stark riechenden Flüssigkeit
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