Maeve
unter Schmerzen und Verwirrung nach dem bißchen Selbsterkenntnis herumtasteten, die das Leben bereit zu sein schien, ihnen zuzugestehen.
Unbewußt zog er seinen Körper in sich selbst zusammen, schlang die Arme um die Knie, legte die Hände fest an die Waden, um sich so weit er nur konnte von dem Kontakt mit dem stummen Cludair neben sich zurückzuziehen. Der leichte, süße, ölige Geruch ihres gesprenkelten Fells verursachte ihm Übelkeit. Er straffte die Muskeln seiner Kehle, statt sich selbst zu erniedrigen, indem er vor ihnen erbrach. Er preßte sein Gesicht gegen den harten Knochen seiner Knie und verfluchte den Peithwyr, dessen Angriff sie von der Hochebene in diesen Schlamassel gezwungen hatte. Ein scharfer Schüttelfrost durchlief seinen geduckten Körper, und er wünschte sich verzweifelt, wieder auf der freien Ebene zu sein, der sanften, willkommenheißenden Maes, wo gelber Besenginster wie mitten zwischen die grasbewachsenen Erhebungen gestopfte Butter leuchtete.
Die Waldmenschen huschten los, schweigend wie Motten in einem Lichtstrahl, und scharten sich um Aleytys und Tipylexne.
Sie sprachen kurz miteinander, dann kam Aleytys an ihm vorbei, kam, um vor ihm stehenzubleiben: verwirrt, belustigt — sie verstand. Dieses Verständnis nahm er ihr übel, obwohl ihn danach verlangte. Die Zwiespältigkeit, die sie in ihm hervorrief, peitschte ihn hin und her.
Sie sprach. ,,Du kannst zu deinem Volk zurückkehren, Gwynnor — wenn du willst.” Ihre Stimme streichelte seine Ohren.
Wieder … und wieder … Der tortensüße Wohlgeruch ihres Körpers brachte ihn fast zur sexuellen Bereitschaft. In einer völligen Verwirrung — Tränen sammelten sich in seinen Augen —
kämpfte er um eine Art Gleichgewicht. Sie verlassen … verlassen… zurückkehren zu dem einfachen, unkomplizierten Leben auf den Ebenen. Oder bleiben … und das Gefühl fortwährenden Schwindels auszuhalten, diese Welt immer wieder umgekrempelt zu bekommen … und leiden … ständiges Entwurzeltsein, während seine Gewißheiten unterminiert wurden. Weggehen? Er kämpfte mit dem Gedanken, bis er wußte, daß es keine Möglichkeit gab, sich dazu zu zwingen, das zu tun, wovon er wußte, daß er es tun sollte.
Aleytys sah in die flachen, grünen Augen hinunter; sie waren ganz Oberfläche, keine Tiefe feststellbar. Sie seufzte, verärgert über seine hartnäckige Abscheu vor lebenden Wesen, die anders waren als seine Cerdd. Selbst ihr Geistfühler, der in seinem Magen wühlte, während Ekel, gepaart mit seinen abwechselnden Wehen von Verlangen und Verzweiflung, in ihre Nerven hineinvibrierte, half ihr nicht, zu begreifen, was diesen Taumel in dem Cerdd hervorrief, sie fühlte seinen Kopf herumrucken, als sie ihn berührte. Während sie die Finger sich über seine Ohren zu seinem Hals hinunterbewegen ließ, fragte sie sich, ob sie versuchen sollte, diese Übelkeit in ihm zu heilen. Dann schaute sie wieder in seine Augen.
Er sah ihr mit einer Art Verwunderung im Gesicht zu, während die kurze sexuelle Reaktion durch den Ärger, den sie hervorrief, erstarb.
Sie zog die Hände weg, schüttelte den Kopf vor Abscheu über sich selbst. Welches Recht hatte sie, ohne seine Zustimmung und sein Verständnis seine Persönlichkeit zu ändern? Sie trat zurück und rieb die Hände am Hemd ab. „Gut, wenn du mit uns kommen willst.” Sie ruckte den Kopf zu den wartenden Cludair herum. „Es gibt ein Problem mit den Sternenmenschen aus der Stadt. Ich glaube, ich kann helfen. Also. Wir gehen hin, um über die Folgen der Einmischung zu sprechen.” Sie lächelte ihn an. „Du hast alles für mich getan, was du tun mußtest, mein Freund. Ich weiß, daß du nicht gern hier bist.”
„Du willst, daß ich gehe?” Trotz seines offensichtlichen Bemühens, ruhig zu sprechen, bebte seine Stimme. Sie mußte die Flut von Schmerz abblocken, die ihm plötzlich entströmte.
„Nein. Natürlich nicht”, sagte sie hastig. Sie fiel auf die Knie, damit ihre Augen auf einer Höhe mit den seinen waren. „Gwynnor, ich muß zugeben — ich verstehe nicht, weshalb du bleiben willst; du magst mich nicht, und die Cludair findest du absto
ßend.” Sie starrte in sein regloses Gesicht und schüttelte den Kopf. „Gwynnor, es sind Menschen. Wie du und ich. Leute. Keine Tiere.”
Er riß seine Blicke frei. „Sie riechen schlecht”, murmelte er.
„Verdammt.” Aleytys pendelte auf die Absätze zurück. „Wie werde ich damit fertig?” Sein Geruchssinn war beträchtlich
Weitere Kostenlose Bücher