Maeve
Dreieck, das aus dem ersten ragte, ein schmaler, knochiger Vorsprung mit zusammengekniffenen, jedoch beweglichen Nüstern.
Eine Messernarbe schnitt an einem Auge vorbei und über die hohle Wange herunter, bis zur Oberlippe, und verzog seinen Mund zu einem ständigen Hohngrinsen. Seine hellen Augen taxierten sie, während er ein behutsam in seiner großen Hand gehaltenes Glas polierte, es mit sanfter Präzision abstellte und ein anderes aufnahm, musterte sie aus lohfarbenen, gelben Augen heraus, die einen katzenhaften Schimmer hatten, der ihr das Rückgrat versteifte und einen turbulenten Eigensinn in ihr weckte. Sie stieg auf den Hocker und wartete, bis er sie ansprach.
„Bist du das Mädchen, von dem mir Bran erzählt hat?”
„Ja.”
„Hat sie dir gesagt, was du zu tun hast?”
„Ja.” Sie wischte sich ihr Haar aus dem Gesicht. „Was meinst du? Bin ich für den Job tauglich?”
Seine Blicke wischten über sie, inspizierten sie mit kühler Unverschämtheit. „Du hast das richtige Aussehen. Sie sagte, du weißt dich zu wehren.”
„Wenn ich muß.”
Seine dünnen Lippen teilten sich plötzlich zu einem breiten Grinsen. „Mach es dir nicht zur Gewohnheit, meine Kunden umzubringen. Schlecht für’s Geschäft.”
„Hunh! Ich habe den Job?”
„Du hast ihn.” Er nickte zu einer Tür hinter der Bar hin.
„Komm um das Ende herum und geh da durch.” Seine beweglichen Nüstern bebten, als er ihre Kleidung taxierte. „Damit kannst du nicht arbeiten. Erd, der Blitz, wird für dich etwas zum Anziehen finden. Sobald du umgezogen bist, komm hierher zurück, dann gehe ich mit dir durch, was ich von dir erwarte.”
„Eins noch. Bran hat mir gesagt, ich brauche mich für dich nicht auf den Rücken zu legen.”
Er zuckte mit den Schultern. „Liegt an dir. Es gehört nicht zum Job, aber von allem, was du dadurch zusätzlich verdienst, bekommt das Haus Prozente.”
„Hat Bran mir gesagt.”
Fünfzehn Minuten später kam sie zurück, das Haar zu einem rotgoldenen Schleier gebürstet; sie trug ein durchsichtiges, blaugrünes Kleid, das zu ihrer Haarfarbe paßte. Es schwebte nebulös um ihren Körper und verbarg gerade genug von ihr, um eines Mannes Vorstellung zum Kochen zu bringen. Dryknoltes gelbe Augen glänzten.
Aleytys glitt auf den Hocker und unterdrückte den instinktiven Widerstand, den er in ihr aufrührte. „Ich komme mir komisch vor.”
„Du siehst hübsch aus.”
Sie rieb nervös die Hände gegeneinander. „Erds Werk. Er hat auch mein Haar zurechtgemacht, aber ich glaube nicht, daß er mich mag.”
„Mag keine Frauen. Aber er versteht sein Handwerk.”
„Ich kümmere mich nicht um andere Lebensweisen, wenn sie mein Leben nicht durcheinanderbringen.” Sie strich nervös über ihr Haar. „Ich brauche ein Glas Wein. Zieh es von meiner Bezahlung ab.”
„Geht auf Kosten des Hauses.” Er schenkte den Wein ein und sah zu, wie sie daran nippte.
„Da wir gerade von Bezahlung reden — wieviel?”
„Zwanzig Oboloi die Woche.”
Sie seufzte und schob das Glas von sich. „So schlimm stecke ich nicht in der Klemme. Tut mir leid, deine Zeit verschwendet zu haben.” Als sie einen Fuß zum Boden ausstreckte, hob er eine langfingrige Hand. „Wieviel willst du haben?”
„Eher zwanzig Oboloi die Nacht, zahlbar jede Nacht.”
„Drei.”
„Fünfzehn.”
„Fünf.” Sein Mund schloß sich zu einem harten Strich, wodurch die von der Narbe angehobene Lippe mehr denn je ein Zähnefletschen produzierte.
„Zehn, und ich arbeite nicht nach Mitternacht.”
„Fünf, und du arbeitest nicht nach Mitternacht.”
„Fünf. Ich arbeite nicht nach Mitternacht. Und ich bekomme nach der Hälfte des Abends eine Stunde für mich allein plus einen Raum, in dem ich allein sitzen kann.”
Er sah sie nachdenklich an, das katzenhafte Licht in seinen Augen flackerte. Sie starrte zurück, eine Kampfansage im Blick.
Grünblaue und goldene Blicke kreuzten sich wie Schwerter. Nach ein paar Sekunden nickte er. „Gemacht.”
Sie entspannte sich und griff nach dem Weinglas. „Hübscher Laden.”
„Ich mag ihn.”
Ein Teil der Wand hinter der Bar war ein riesiger Spiegel, der den stillen Raum hinter ihr reflektierte. Soweit Aleytys dies sagen konnte, war sie die einzige anwesende weibliche Person. „Bringen deine Kunden ihre Frauen hierher mit?”
Sein Gesicht erkaltete zu einer wilden Maske. „Nein.”
„Was ist mit weiblichen Besatzungsmitgliedern?”
„Kein Mischmasch bei mir.”
„Was
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