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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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anderen gepflanzt, bildeten ein Spalier. Wilde Blumen von der Ebene nickten unter der langsam zirkulierenden Luft, in einer Ecke eine Eiche, deren Äste genötigt waren, in engen Grenzen zu wachsen, damit sie die anderen wachsenden Dinge nicht mit ihrem Schatten ausmerzten. Sie fügte dem Innenhof ihren nasenbefreienden, frischen Geruch und die ernste Würde ihres Daseins hinzu. Zwei Bohlenbänke standen vor dem knorrigen Stamm.
    Die Synwedda stand neben den Bänken und wartete auf sie.
    Gwynnor überquerte den ovalen Rasen, Sioned still und noch immer ein bißchen verärgert neben sich. Sie setzten sich.
    Die Synwedda ließ sich auf der anderen Bank nieder, ordnete die Falten der Robe über ihren Knien. „Ich weiß, was ihr mir zu sagen gekommen seid.”
    Sioned klammerte sich an Gwynnors Arm, ihre Fingernägel schnitten in sein Fleisch. „Warum …”
    „Das, was wir hier tun können, hat Grenzen, die ich respektieren muß. Das Böse hat noch nicht die Reife erreicht, die das Pflücken erlaubt hätte. Daß ihr hier seid …” Sie blickte zuerst auf Gwynnor, dann auf Sioned. „Die Ankunft der Sternenhexe hat eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt. Eure gemeinsame Reise war vonnöten, ebenso die Ankunft des Jägers.” Sie schüttelte ihren Kopf. „Fragt mich jetzt nicht, wer oder was er ist. Ihr werdet es früh genug erfahren. Euer Kommen ist, wie ich sagte, das Zeichen, daß die letzten Tage des Bösen angebrochen sind.”
    Gwynnor bewegte sich unruhig. „Ich verstehe nicht.”
    „Spielt das eine Rolle?” Die herbe Stimme der Synwedda rührte Unmut in dem jungen Cerdd auf. Sie seufzte und lehnte sich zurück, sah müde aus. „Glätte dein Gefieder, Gwynnor. Ich habe deine Cludair-Freunde herbeigerufen, Qilasc und Tipy-lexne. Sie werden bei Einbruch der Nacht hier sein.”
    „Diese Reise dauert mindestens zwei Wochen. Aleytys und ich …”
    „Eine Woche. Sie nahmen einen schnelleren Weg.”
    „Du wußtest, daß ich kommen … wir kommen?”
    „Ich wußte, ich würde euch rufen, wenn nötig.”
    „Ah.” Er rieb seinen Zeigefinger über die Oberlippe. „Was ist mit Aleytys?”
    „Kann ich sie zwingen? Nein. Sie hat Frieden geschlossen mit jenen, die der Quell der Macht der Synwedda sind. Aber sie wird kommen. Ich habe vor, heute Nacht ihre Hilfe zu erbitten. Du und dieses Kind - ihr werdet euer Boot zum Festland lenken und die Sternenhexe und ihren Gefährten abholen.”
    „Gefährten?”
    „Den Jäger.”
    Gwynnor rieb sich die Lippe. Dann sah er die Synwedda stirnrunzelnd an. „Wie überqueren wir die Wasserfläche dort?” Er ruckte einen Daumen Richtung Westen. „Wir sind letzte Nacht nur herübergekommen, weil der Sturm die Gleiter auf dem Boden hielt. Möglicherweise haben wir nicht wieder soviel Glück.”
    Die Synwedda schnaubte. „Glück!” Sie legte ihre Hände bedächtig auf ihre Oberschenkel. „Der Sturm war eine Sendung, und heute Nacht wird es zur richtigen Zeit noch einen geben.” Sie stand auf und strich die Falten ihres Gewandes glatt. „Ihr beide habt eine anstrengende Nacht verbracht und noch eine genauso schwere vor euch. Zimmer und Essen werden gerade vorbereitet.
    Ruht euch aus. Man wird euch rufen, wenn es Zeit ist aufzubrechen. Wenn ihr mehr von dieser Insel zu sehen wünscht, fühlt euch frei, durch jede Tür zu gehen, die sich euch öffnet.”
    10
    Vage wurde sie sich einer Präsenz bewußt, die sich im Zimmer bewegte. Noch von den Überbleibseln des tiefen, tiefen Schlafs umfaßt, empfand sie eine Woge von Furcht, die langsam und mächtig ihre Beine hinuntertoste, gegen die Fußsohlen prallte wieder in einer mächtigen Tsunami von Entsetzen, die sie aus ihrer Lähmung sprengte. Sie warf sich aus dem Bett, landete hoffnungslos in die Decke verwickelt auf dem Boden.
    Grey lachte. Zuerst war Aleytys verärgert, dann entspannte sie sich und stimmte in sein Lachen ein. „Ich hätte es wissen müssen.
    Gib mir die Hand.”
    „Ich wollte dich nicht wecken.”
    Sie gähnte und taumelte ins Bett zurück. „Ich wünschte, du hättest es auch nicht getan.”
    Er legte seine Bordkombination über den Stuhl und glitt neben ihr ins Bett, zog sie an sich, so daß sie zusammengerollt und warm dalag; den Kopf an seiner Schulter. „Ich habe das Schiff erreicht.
    Und die anderen Jäger.”
    „Mhmm.” Ihre Lider fielen zu, sie glitt wieder in den Schlaf zurück, seine Stimme ein Dröhnen vor dem Hintergrund ihres Verstandes.
    „Sie wissen über den Direktor Bescheid …

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