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Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Tizian
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Anschlag, dem Giuseppe Gioffrè im Dezember 2008 zum Opfer fällt. Die aufgeheizte Stimmung hatte zuvor schon dafür gesorgt, dass Gioffrè die beiden Oberbosse der ’Ndrangheta, Pasquale Barbaro und Giuseppe Pelle, um Rat bat. Barbaro, dem die Situation Sorgen bereitete, diskutierte darüber auch mit dem Boss Antonio Papalia, der anordnete, den Konflikt beizulegen, da die Einnahmen aus den illegalen Spielhöllen der Versorgung der Angehörigen der Inhaftierten zugute kämen. Der Sohn von »Gambazza« sieht das alles etwas entspannter. »Ich würde dir raten, dich mit Cosimo [Crea] zu einigen.« Dann kommen die Verhaftungen dazwischen, die wenigstens kurzfristig für eine Abkühlung der Emotionen sorgen. Im April 2008 trifft es die Brüder Crea. Sie werden beschuldigt, zwei illegale Spielhöllen betrieben zu haben. Daraufhin schließt Gioffrè vorsichtshalber den Club von Leini, um nur wenige Monate später einen anderen in Turin zu eröffnen. »Die Leitung wird gemeinschaftlich von den Chefs verschiedener Mafia-Zellen ausgeübt.« Was der
Circolo Giuseppe Cesare Abba
an Einnahmen abwirft, wird unter allen Beteiligten aufgeteilt. »Diese spezielle Spielhölle bringt mehr als 100.000 Euro pro Monat.« Franco d’Onofrio zufolge, einem der Mitglieder des
Crimine
, gibt es Streit um die Abrechnung der Profite. Am 14. November fällt der Verdacht auf Gioffrè. Wenn die Führungsspitze der ’Ndrangheta erst einmal an der Treue eines Mitglieds zu zweifeln beginnt, ist die Strafe nicht weit. Zwei Monate später wird das von der ’Ndrangheta festgelegte Urteil vollstreckt: Don Peppe Gioffrè stirbt in Bovalino bei einem Attentat.
    Für die ’Ndrangheta-Clans in Piemont besteht das Wettgeschäft nicht nur aus den illegalen Glücksspielen wie Poker. Das Spielautomatengeschäft betreibt jeder Clan für sich auf seinem Territorium. Es gibt jedoch eine Vereinbarung der ’Ndrangheta von Piemont auf höchster Ebene, die dem Agresta-Clan eine Art monopolistischer Verwaltung der Maschinen zuspricht. Zum Einsatz kommen auch Videospielgeräte aus der Produktion von Dario Corsini und Donato Cerrone. Mit ihnen hatte »der Marando-Agresta-Clan geschäftliche Beziehungen aufgenommen und teilte mit ihnen die Einnahmen«. Auch diese Einnahmen kommen dem Unterhalt der Angehörigen der Inhaftierten zugute.
    Neben den Videospielgeräten führt die ’Ndrangheta auch klassische gastronomische Betriebe. Sie sind in der Hand der Clans aus Turin, die dem schönen Leben zugetan sind, dem süßen Nichtstun, also dem
dolce far niente
. Diese Clans stellen die Geschäftsführung der Cafés, Bars und Nachtclubs im Raum Turin. So auch im Fall der
Bar Italia
und der
Bar Alexander
, die ihnen als Tarnung, aber auch als Treffpunkt und Wahlkampfbüro dienen, oder um die Riten der Aufnahme neuer Mitglieder zu begehen.
    In den Nachtclubs machen die Clans Geschäfte klar und sorgen für die Unterhaltung ihrer eigenen Clan-Mitglieder. Der Club
Kiss One
in Borgallo ist so ein Ort. Er wird von Antonino Perito geführt. Alles fing mit einer Schutzgeldforderung durch Bruno Iaria an. Im Laufe eines Jahres, berechneten die Ermittler, kamen so 20.000 Euro zusammen. Aber die Schutzgelderpressungen der ’Ndrangheta haben häufig einen tieferen Sinn. So wie der Zinswucher. Der Kauf des Clubs, der heute von Iaria geführt wird, lief über einen Kredit, den er dem Vorbesitzer zur Verfügung gestellt hatte, um das Schutzgeld zu bezahlen. Mit festem Ablösedatum. Als der nicht zahlen konnte, gehörte der Club Iaria.
    Im Lokal benimmt sich Iaria wie ein »echter« Mafioso. Champagner berühmter Marken gibt es für ihn gratis, dazu Unterhaltung durch die Mädchen des Clubs, denen er Getränke bestellt, ohne dafür zu bezahlen. Er greift in die Organisation des Betriebs ein, sorgt für Streit mit anderen Stammkunden, hauptsächlich Kalabresen, »in einer Art und Weise, die seine dominierende Position unterstrich«. Arroganz, die er auch gegenüber den Mädchen an den Tag legt, »die er benutzt, um die eigenen Gelüste zu befriedigen, sowie die seiner Freunde und Gefolgsleute aus Kalabrien«. Iaria gibt die Telefonnummern der Mädchen an Freunde und Bekannte weiter. Eine Verhaltensweise, die unter den Mädchen des
Kiss One
für Irritationen sorgt.
    Sex mit den Mädchen aus dem Osten ist nicht nur bei den Leuten von Iaria als Dienstleistung gefragt. Auch Giuseppe Barbaro brachte für gewöhnlich russische oder rumänische Mädchen in einen bestimmten Club in Turin,
La

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