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Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Tizian
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Eine lange Liste solcher Firmen findet sich in den Akten der Operation »Redux-Caposaldo«, die präzise die Baustellen benennt, auf denen die Fahrzeuge der Firma
Al.Ma
. eingesetzt werden. Stiller Teilhaber von
Al.Ma
. ist Giuseppe Romeo, der dem Morabito-Clan aus Africo (Kalabrien) angehört. Baustellen in Mailand befinden sich in der Via Stephenson, im Viale Zara, in der Via Adda, an der Staatsstraße 36 zwischen Monza und Cinisello Balsamo, im Mailänder Stadtteil Portello, in der Via Mauri in Monza, in der Via Roma in Basiano, in der Via Tortona in Mailand, an der Piazza XXV Aprile in Mailand, in der Via Comasina in Mailand, in der Via Boiardo in Mailand, in der Via Scarsellini in Mailand-Lambrate, in Paderno Dugnano, in der Via Pirelli in Mailand, in der Via Segantini, in der Via Valtellina.
    Auf den Baustellen Mailands, dieser Stadt, die unaufhörlich wächst und immer größere Teile ihrer Umgebung verschlingt, wird Erde ausschließlich von Lkws bewegt, die den Emigranten aus Africo gehören. Sie stehen dem Flachi-Clan nahe, der in früheren Zeiten zusammen mit dem Clan von Boss Coco Trovato einer der führenden ’Ndrangheta-Clans in Mailand war, und haben Arbeiten aller Art durchgeführt: vom Bau der Linien 3 und 5 der Mailänder U-Bahn über die Sanierung privater Kliniken bis hin zum Wohnungsbau. Und überall ist die
Al.Ma
. vertreten. Durch die Einschaltung von Subauftragnehmern ist es ihr gelungen, die Anti-Mafia-Vorschriften zu umgehen. Einmal hat sie sogar ein Anti-Mafia-Zertifikat bekommen. Bis heute lässt sich nicht erklären, wie das passieren konnte, denn Teilhaberin ist die Ehefrau von Giuseppe Romeo, der wiederum ein »Ehrenmann« der ’Ndrangheta aus Africo und als solcher in Mailand bekannt ist.
    Es ist, als ob es zwei Entscheidungsebenen gäbe, eine in der Lombardei und eine in Kalabrien. Mitglieder der Entscheidungsebene sind die herausragenden Anführer der ’Ndrangheta. Über die Verteilung der Aufträge entschied in der Lombardei lange Zeit Pasquale Barbaro. Nach seinem Tod folgte ihm Salvatore »der Kalabrier« Strangio, der zum Clan der Peregos gehörte und eine entscheidende Rolle bei der Aufteilung der Subaufträge spielte. Die Absprache mit dem obersten Leitungsgremium, der
Provincia
, ist eine unumstößliche Regel für die wirtschaftlichen Unternehmungen der ’Ndrangheta. Wer wie »Nunzio« Novella versucht, den Geschäftsverteilungsplan zu verändern, und dabei die ehernen Verhaltenskodizes der Mafia missachtet, wird brutal und vor den Augen der gesamten, ungläubigen Lombardei ermordet, die kaum fassen kann, welche Schlange sie da an ihrer Brust großzogen hat. Eine bösartige Giftschlange, die mit ihrem zersetzenden Gift die lombardische Landschaft verseucht hat. Vergiftete Felder, vergrabene hochtoxische Abfallstoffe. Das sind die Konsequenzen des ’Ndrangheta-Monopols auf die Erdarbeiten in der Lombardei.
    Das Ziel der ’Ndrangheta ist niemals Qualität. Die Arbeit wird zu überhöhten Preisen abgerechnet, teilweise liegen diese sogar über den Marktpreisen. Aber über die Sicherung der Baustellen hinaus ermöglicht die Verschwiegenheit der dort beschäftigten Arbeiter die einträgliche, weil nahezu kostenlose Entsorgung hochgiftiger Abfälle. Die Geschichte der Gebrüder Stellittano vom Clan der Lamontes aus Melito Porto Salvo bei Reggio di Calabria, die über einen aktiven Ableger in Desio verfügten, ist nicht die einzige dieser Art. Aus anderen Untersuchungsberichten geht hervor, wie die ’Ndrangheta sowohl den Süden als auch den Norden verseuchte. Aber damit beschäftigen sich andere Ratgeber, andere Gutachten, andere Gerichtsverfahren. Denn die Prozesse gegen die ’Ndrangheta werden mittlerweile fast ausschließlich im Norden durchgeführt.
    Die Operation »Cerberus« brachte einen Prozess ins Rollen, der den Unternehmer Luraghi und die Bosse Barbaro und Papalia ins Gefängnis brachte. Die beteiligten Staatsanwälte haben um eine Überprüfung aller Grundstücke gebeten, auf denen die Baufirmen des Clans und des Unternehmers im Raum Buccinasco tätig waren. Die Wohnhäuser wurden fertiggestellt, abgenommen und bezogen. Die Käufer, die nichts vom verseuchten Untergrund wussten, konnten sich nicht vorstellen, dass die ’Ndrangheta am Bau ihrer Häuser beteiligt war. »Das Problem«, brachte es Staatsanwalt Dolci während seines Plädoyers im erstinstanzlichen Verfahren des »Cerberus«-Prozesses auf den Punkt, »bleibt letztlich an den armen Schweinen hängen,

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